Frankfurt am Main – Frankfurt wird zwischen dem 11. und 14. Juni 2015 zum Mekka der Dartfans. An diesen Tagen findet in der Eissporthalle, in der sonst die Eishockeycracks der Frankfurter Löwen ihre Heimspiele austragen, der „PDC World Cup of Darts“ statt. Es ist die fünfte Auflage des Wettbewerbs. Titelverteidiger sind die Niederlande.
Lange Zeit wurde das Dartspielen als Kneipensport betitelt und oft belächelt. Was kann denn schon so schwer daran sein, mit einem Pfeil auf eine Scheibe zu werfen? Wenn man auch treffen und Punkte sammeln will, ziemlich viel. Das Dartspiel erfordert Konzentration, Zielgenauigkeit und vor allem eine ruhige Hand. Dart im professionellen Sektor hat zudem nichts mehr mit Kneipenspielen zu tun, sondern zieht Tausende Fans in großen Hallen, um ihren Sport-Idolen zuzujubeln. Das Dartspiel wurde bereits im Jahr 1908 in England zum Geschicklichkeitsspiel erklärt – im Gegensatz zum Glücksspiel. Daher durften Dartscheiben in Kneipen hängen. Das Gericht, das damals das Urteil in diesem Punkt sprach, betonte: „This is no game of chance“, also: „Dies ist kein Glücksspiel“. Denn beim Dart kommt es auf viel mehr an.
Die Frankfurter können das vom 11. bis 14. Juni erleben. Dann kommt der „PDC World Cup of Darts“ in die Eissporthalle. Das Besondere: Die Sportler aus den verschiedenen Ländern treten in Teams gegeneinander an. Bei dem Turnier handelt es sich um den einzigen Teamwettbewerbs der Professional Darts Corporation (PDC). Dabei nehmen jeweils die beiden besten Spieler einer Nation, die in der „Order of Merit“ geführt werden, an dem Länderwettkampf teil.
Spielmodi und Ticketverkauf
Es ist der erste Dart Worldcup, der in der Mainmetropole ausgetragen wird. Zuvor wurden die Spiele von 2012 bis 2014 in Hamburg ausgerichtet. Organisator Sebastian Mayer freut sich bereits auf das Turnier.
„In Frankfurt und in der Eissporthalle haben wir perfekte Rahmenbedingungen. Bei der Organisation hat alles super geklappt, und die Eissporthalle ist zudem noch größer als die Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg, in der wir den World Cup in den vergangenen Jahren ausgetragen haben“,
so Mayer.
Es wird in sechs sogenannten Sessions gespielt: Donnerstag und Freitag gibt es jeweils einen Durchgang, Samstag und Sonntag jeweils zwei. Pro Session rechne er mit rund 2.000 Zuschauern, sagt Mayer. Eine Session läuft rund vier Stunden. Die erste Runde wird ausschließlich in Doppelpartien entschieden. Ab der zweiten Runde werden zwei Singles im Format „Best of 7 Legs“ gespielt. Die Teams bestimmen dabei die Reihenfolge selbst. Sollte es danach unentschieden stehen, entscheidet ein Doppel im selben Format, „Best of 7 Legs“, über das Weiterkommen. Für das Viertelfinale und das Halbfinale wird zunächst der Modus beibehalten, ehe die Distanz für das Finale am Sonntag nochmals erhöht wird.
Die Fans freuen sich.
„Der Verkauf läuft super, die Tickets in der Kategorie eins sind bereits komplett ausverkauft, und auch in der Kategorie zwei sieht es gut aus“,
erklärt Mayer. Für die deutschen Sportler wird es bereits am ersten Tag spannend. Dann treten der erst 18-jährige Max Hopp aus Idstein und Jyhan Artut gegen ihre Gegner an. Max Hopp ist eines der größten deutschen Dart-Talente und gewann bereits mit 13 Jahren sein erstes großes Jugendturnier. Jyhan Artut liegt auf Platz 48 der Weltrangliste. Der 38-jährige ist damit der beste deutsche Dartspieler. Insgesamt treten 64 Spieler für 32 Nationen an. Besonders Studenten, die ihre Dart-Idole anfeuern wollen, können sich freuen: Am Donnerstagabend kommen alle Studenten für fünf Euro Eintritt in die Eissporthalle zum World Cup.
Die Dart-Stars sind zu Gast
Die Favoriten des Turniers seien England, Schottland und die Niederlande, so Sebastian Mayer. Die Niederlande und England haben den Wettbewerb in den vergangenen vier Jahren jeweils zweimal gewonnen. Für England treten Phil „The Power“ Taylor und Adrian Lewis an, das Erfolgsteam der vergangenen Jahre. Phil Taylor ist mit 16 Weltmeistertiteln der erfolgreichste Dartspieler aller Zeiten. Er begann mit dem Dartspielen in einer Kneipe in seinem Heimatort Stoke-on-Trent, wo er von Eric Bristow entdeckt wurde, einem der bekanntesten Dartspieler der 1980er Jahre. Im Finale der PDC Einzel-Meisterschaft 2015 unterlag Taylor dem Schotten Gary „The Flying Scotsman“ Anderson. Der wird auch in Frankfurt auflaufen. Eine spannende Partie ist also garantiert.
Neben dem hohen Preisgeld für die Profis und ihrem häufigen Training gibt es einen weiteren Unterschied zum „Kneipendart“, nämlich die Kleiderordnung. Spieler dürfen bei Turnieren keine Jeans, Sportschuhe, T-Shirts oder kurze Hosen tragen. Wer antritt, muss dunkle Hosen, ein Hemd oder Shirt mit Kragen sowie schwarze Schuhe tragen. „Business-Sneaker“ sind nur dann erlaubt, wenn sie komplett schwarz sind und auch eine schwarze Sohle haben.
Spaß und Konzentration – ohne Neid
Einer, der auf jeden Fall mit im Publikum sein wird, ist Lutz Landua. Er arbeitet bei der Branddirektion der Stadt Frankfurt in der zentralen Leitstelle und gründete im Herbst 2013 die Betriebssportgruppe Dart. Er selbst ist bereits seit 1980 aktiver Dartspieler. In der Liga des Betriebssportverbands Frankfurt spielt die Mannschaft der Branddirektion im Turniermodus gegen fünf andere Mannschaften mit jeweils vier Spielern pro Team. Die Teams sind dabei generell unterschiedlich groß – je nach Zeit wird entschieden, wer bei den Wettkämpfen antreten darf. Von der Branddirektion sind acht Spieler dabei. Dabei spielen sie nach den Regeln des deutschen Dart-Sportverbands.
„Bei uns spielt jeder gegen jeden in drei Serien. Wir treffen uns immer an der Dartanlage an der Louisa in Frankfurt. Dort gibt es vier Boards, auf die wir spielen können“,
sagt Lutz Landua. Die Ligaspiele werden von September bis Mai jeweils montags ausgetragen. Zudem gibt es bei den Sportlern des Betriebssportverbands eine Einzel- und eine Doppelmeisterschaft.
„Bei uns kann jeder mitmachen. Es sind Anfänger dabei, aber auch Bundesligaspieler“,
so Landua.
„Der Reiz am Dartspielen ist für mich, dass ich immer selbst Schuld bin, wenn es mal nicht so gut läuft. Nicht die Mannschaft, nicht der Boden in der Halle oder auf dem Platz. In keinem anderen Sport ist ein Millimeter so weit daneben, wie beim Dart“,
sagt Landua und spielt damit auf die Zielscheibe an. Das „Bull’s Eye“, der Kreis direkt in der Mitte, bringt 50 Punkte. Beim Dart ginge es vor allem um die Hand-Auge-Koordination, so beschreibt Landua die Voraussetzung für einen Treffer.
„Ich kann etwas erreichen, wenn ich mich konzentriere. Natürlich soll jeder trotzdem Spaß haben – nur Überheblichkeit rächt sich“,
betont Landua. Auch Anfänger könnten gegen sehr gute Spieler gewinnen. Und keiner von ihnen beschwere sich, wenn sie gegen einen starken Gegner antreten müssen.
„Da können sie noch etwas lernen. Ich habe auch noch nie beobachtet, dass sich bei gegnerischen Mannschaften feindlich angegangen wurde. Das ist auch etwas, was das Dartspiel ausmacht“,
so Landua. Dart mache einfach Spaß und auch ein wenig süchtig, meint er. Solange eine Sucht so fördernd ist für Konzentration und Beweglichkeit und auch noch Spaß macht, kann sie wohl kaum schaden.