Viernheim – Bewährt hat sich die Sickermulde in der Lorscher Straße in Höhe des Parkplatzes „Alter Friedhof“/Einfahrt Einsteinstraße. Sie nimmt bei extremen Niederschlägen Wasser auf, kann dieses kurzzeitig stauen, bis es versickert ist. Diese natürliche Entwässerungsmethode entlastet das Kanalnetz und schafft so mehr Überflutungssicherheit für benachbarte Gebäude. Zum anderen versorgt das aufgefangene Wasser die Vegetation und kann so durch viel Grün einen Beitrag gegen die stadtklimatische Überhitzung im Sommer leisten.
„Verdunstung und Schattenwirkung ermöglichen dies. Feinstaub wird aus der Luft gefiltert und besser gebunden. Überschüssiges Wasser versickert und bildet neues Grundwasser. Der Boden filtert es und Bodenlebewesen bauen Schadstoffe ab“,
zeigt Stadtökologe Roland Matern vom Amt für Stadtentwicklung und Umweltplanung die vielen Vorteile natürlicher Versickerungsmöglichkeit auf. Mehr noch:
„Die eingesäten Blumenwiesen und Grünflächen mit Gehölzen tragen auch zur Verschönerung des Stadtbildes bei. Naturnahes Grün mitten in der Stadt. Dass eine Grünfläche dabei nicht eben planiert, sondern mit unterschiedlich geneigten Profilierungen ausgestaltet wird, ist völlig normal.“
Die Stadt spart bei Schaffung solcher Versickerungsflächen auch Geld, nämlich Kanalbenutzungsgebühren: zurzeit ca. 1500,–€ pro Jahr! Pro Quadratmeter, der nicht über den Kanal entwässert werden muss, 80 Cent. Das gilt nicht nur für die Flächen, die entsiegelt wurden, sondern auch für angeschlossene Gehwege und Straßenflächen. Für die Anlegung solcher Entsiegelungsmaßnahmen stehen im städtischen Haushalt zweckgebundene Gelder zur Verfügung, die allein dem Grundwasserschutz dienen dürfen.
„Auf Wohngrundstücken ist diese sogenannte Muldenversickerung über einen belebten Oberboden bei einem Abstand von mindestens 1,5 m zum höchsten Grundwasserstand genehmigungsfrei. So lässt sich der Regenwasseranteil an den Abwasserkosten teilweise oder ganz sparen“,
so Matern. Dabei seien bestimmte technische Erfordernisse zu berücksichtigen (korrekte Dimension der Mulden etc.).
„In den neuen Baugebieten und auch im 2. Bauabschnitt „Schmittsberg“ ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man so entwässert und Überflutungssicherheit für die höher liegenden Gebäude schafft“,
erklärt Matern.
Die natürliche Entwässerung von Niederschlägen – Versickerung anstelle von Kanaleinleitung – hat sich im Neubaugebiet „Bannholzgraben“ und auch im 1. Bauabschnitt „Schmittsberg“ bewährt.
„Das Verfahren ist der Natur abgeschaut und trägt dazu bei, Überflutungen an anderer Stelle zu vermeiden. Als Indiz für die Vorteile dieser „Technik“ zeigte sich, dass diese Baugebiete mit extremen Wetterereignissen, die es in den letzten 10 Jahren mehrfach als Bewährungsprobe gab, sehr gut zurechtgekommen sind. Die einfachste und beste Form ist die Versickerung in Grünflächen, die so ausgeformt sein müssen, dass ein höherer Rand sie umgibt. Das Wasser kann darin kurzzeitig eingestaut sein, bis es versickert“,
betont Matern.
Aufgrund der positiven Erfahrungen hat die Stadt die Verkehrsinsel in der Friedrich-Ebert-Straße (Kreuzung Lorscher Straße) von Asphalt und Betonkübeln befreit und gleichzeitig eine weitere Versickerungsmulde auf der gegenüberliegenden Grünfläche (Friedrich-Ebert-Straße) ausgehoben. Auf beiden Flächen soll eine Blumenwiese eingesät, naturnahes Grün geschaffen werden. In Zukunft braucht man dann nicht mehr Einjahrespflanzen für Kübel zu kaufen, weder düngen noch jäten. Stattdessen entlastet man den Kanal und spart Abwasserkosten.