Bad Dürkheim – Bereits seit 2016 beschäftigt sich die Kreisverwaltung intensiv mit dem Ausbau der Breitbandinfrastruktur. Nach einer nunmehr fast vierjährigen Vorlauf- und Planungsphase ist es bald soweit, dass die Bagger rollen und gebaut wird: Im Juli soll es losgehen. Die Ausschreibung gewonnen hatte die Firma Inexio, die nun ihrerseits wieder Bauunternehmen beschäftigt hat.
„Wir hoffen, dass es wirklich bald losgehen kann“, sagt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. „Wir wissen auch, dass viele seit Jahren auf diesen Schritt warten. Es ist leider ein langes Verfahren, aber so konnten wir auch in den Genuss einer besseren Förderung kommen.“ Der Ausbau erfolgt mit 1 Gbit/s und Glasfaser bis zum Hausanschluss.
Tiefbauunternehmen stehen fest
„In den letzten Tagen haben wir zwei Bauunternehmen mit dem Ausbau im Landkreis Bad Dürkheim beauftragt“, führt Neva Christ, Projektleiterin bei Inexio, aus. „Die Bauarbeiten werden nach jetzigen Planungen im Sommer starten.“ Im nördlichen Landkreis werden die Bauarbeiten von der „Deutsche Netze“ aus Spelle und im südlichen Landkreis von der Firma „Fiberworks“ aus Mannheim ausgeführt. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Juli 2020 beginnen.
Was wird gebaut?
Es wird im Landkreis Bad Dürkheim ein gigabitfähiges Glasfasernetz errichtet. Das heißt, dass die Glasfaser direkt bis in das Gebäude geführt wird. Dieser Ausbau wird kurz FTTB (fiber to the building) genannt. Die Verkabelung im Haus ist dann jeweils durch den Eigentümer selbst an die neue Technologie anzupassen (sog. Inhouse-Verkabelung).
Im Rahmen des geförderten Ausbaus können ca. 9000 Adressen im Kreisgebiet – die Zustimmung der Grundstückseigentümer vorausgesetzt – erschlossen werden. Ob die eigene Adresse im Bereich des geförderten Ausbauprojektes liegt, kann jeder auf den Seiten der Kreisverwaltung Bad Dürkheim nachschauen (https://www.kreis-bad-duerkheim.de/kv_bad_duerkheim/Landkreis/Breitbandausbau/Gebiet/).
Ergänzend hierzu unterbreitet die Inexio allen Anliegern entlang einer im Rahmen des Ausbauprojektes liegenden Trasse ebenfalls einen Glasfaserhausanschluss im eigenwirtschaftlichen Ausbau. Hierdurch könnten weitere etwa 5000 Adressen im Kreisgebiet erschlossen werden. Wer wissen möchte, ob er einen Anschluss als sogenannte B-Adresse erhalten kann, kann direkt bei der Inexio anfragen.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Zunächst sind von den Tiefbauern noch Feinplanungen vorzunehmen, also genau festzulegen, wo genau mit welcher Technik gebaut wird. Auch müssen noch entsprechende Genehmigungen für den Bau eingeholt werden.
Dazu gehört auch die Genehmigung jedes Hauseigentümers, dass die Inexio einen kostenlosen neuen Hausanschluss errichten darf, der sogenannte Hausanschlussvertrag. Dieser Vertrag gestattet der Inexio den Bau des neuen Hausanschlusses, welcher das Grundstück direkt an die Glasfaserverbindung anschließt. Der Hausanschluss ist im geförderten Ausbau kostenlos. Im geförderten Ausbau haben die Eigentümer weiterhin die Möglichkeit ihren Telekommunikationsdiensteanbieter frei zu wählen.
Inexio baut auch eigenwirtschaftlich aus
Neben dem geförderten Breitbandausbau bauen im Landkreis insbesondere die Deutsche Glasfaser, aber auch die Inexio, eigenwirtschaftlich aus. Dabei werden zum Beispiel Neubaugebiete erschlossen. Die Deutsche Glasfaser und die Inexio bauen zudem eigenwirtschaftlich mehrere Gemeinden in der Verbandsgemeinde Leiningerland aus.
Diese Ausbaumaßnahmen gehören nicht zum geförderten Ausbauprojekt, das durch die Kreisverwaltung betreut wird. Informationen hierzu erhalten Interessierte von den jeweiligen Telekommunikationsunternehmen oder direkt bei der Verbandsgemeinde.
Zudem hat die Inexio angekündigt, im Zuge des geförderten Ausbaus, alle Adressen entlang von Kabeltrassen des geförderten Ausbaus ebenfalls mit Glasfaser zu erschließen. Dies sind die sogenannten B-Adressen. Die Erschließung der B-Adressen stellt ebenfalls einen eigenwirtschaftlichen Ausbau dar.
Der große Unterschied des eigenwirtschaftlichen Ausbaus gegenüber dem geförderten Ausbau ist zunächst, dass die Firmen, die eigenwirtschaftlich ausbauen, dass eigene Netz auch exklusiv für ihre Produkte nutzen dürfen. Das heißt, dass der Diensteanbieter im eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht frei gewählt werden kann. Im geförderten Ausbau muss die Inexio das Netz im sogenannten „open access“ betreiben, also andere Diensteanbieter auf das Netz lassen, so dass der Kunde grundsätzliche freie Wahl hat.
Wie komme ich an Informationen?
Wann und wo wird gebaut? Was müssen die Bürger beachten? Wie wird informiert? Diese Fragen sind gerade heute von besonderer Bedeutung. In normalen Zeiten, würden in jedem Ort, in dem gefördert ausgebaut wird, ein Infoabend stattfinden, wo jeder persönlich die Möglichkeit hätte, Fragen zu stellen. Dies ist aufgrund der aktuellen Situation leider nicht möglich. Die Bürgerinnen und Bürger werden deshalb über Postwurfsendungen zum einen von der Inexio informiert. Gehört die Adresse zum geförderten Ausbau, erhalten diejenigen zusätzliche Informationen sowie ein Anschreiben des Landkreises. Da im Kreisgebiet nicht überall gleichzeitig mit dem Bau begonnen werden kann, wird zu unterschiedlichen Zeitpunkten informiert. „Aber Sie können sicher sein, wir werden Sie rechtzeitig im Vorfeld informieren, wann in ihrer Gemeinde gebaut wird“, sagt Ihlenfeld. „Bei Fragen können Sie sich jederzeit an die Ansprechpartner der Kreisverwaltung oder der Inexio wenden.“
Historie
2016 schlossen sich die Kommunen und der Landkreis zusammen, um gemeinsam den Breitbandausbau voran zu bringen, nachdem das Land Rheinland-Pfalz festgelegt hatte, dass nur noch Kreisprojekte gefördert werden sollen.
Bis Ende 2016 wurde dann eine Machbarkeitsstudie erstellt, die die Grundlage für die weiteren Schritte und Planungen darstellte. In dieser Machbarkeitsstudie wurden die sogenannten „Weißen Flecken“, also die schlecht versorgten Bereiche (weniger als 30 Mbit/s) ermittelt. Anfang 2017 wurde dann der Förderantrag beim Bund und beim Land gestellt. Am 31.07.2017 erhielt der Landkreis den Förderbescheid des Bundes in vorläufiger Höhe.
Um das langwierige und komplizierte europaweite Ausschreibungsverfahren der Ausbauleistungen steuern zu können, wurde zunächst ein Beratungsbüro gesucht und mit der TÜV Rheinland Consulting GmbH auch gefunden.
Mit dem Förderbescheid in vorläufiger Höhe und dem Beratungsbüro an der Seite wurde die Ausschreibung vorbereitet. Im Rahmen dieser Vorbereitung wurde die Möglichkeit eröffnet, dass nunmehr auch alle Schulen ausgebaut werden können. Im November 2017 konnten somit neben den unterversorgten Adressen auch alle Schulen im Kreisgebiet mit ausgeschrieben werden.
Während der Ausschreibung ergab sich zudem die Möglichkeit, den vom Bund gewünschten Technologiewandel zu vollziehen und einen Glasfaserausbau bis ins Gebäude zu realisieren.
Am Ende eines langwierigen Ausschreibungsverfahren wurde im Dezember 2018 die Inexio Informationstechnologie und Telekommunikation GmbH durch den Kreissauschuss ausgewählt. Das Investitionsvolumen der Inexio wurde auf ca. 70 Millionen Euro und die von der öffentlichen Hand zu tragende Wirtschaftlichkeitslücke auf ca. 50 Millionen Euro beziffert.
Von den 50 Millionen Euro werden vom Bund 50 Prozent (ca. 25 Millionen Euro) und vom Land 40 Prozent (ca. 20 Millionen Euro) bezuschusst. Zehn Prozent der Ausbaukosten (ca. fünf Millionen Euro) tragen die Kommunen.
Nach Abschluss der Ausschreibung mussten beim Bund und beim Land die Förderanträge über die endgültige Höhe gestellt werden. Der endgültige Förderbescheid des Bundes wurde am 28.10.2019 ausgestellt. Der endgültige Förderbescheid des Landes wurde am 4.12.2019 überreicht. Noch am gleichen Tag unterzeichnete Landrat Ihlenfeld den Vertrag mit der Inexio.
Über Inexio
Seit der Gründung im Jahr 2007 hat Inexio bundesweit eine eigene Telekommunikations-Infrastruktur mit über 14.000 Kilometern modernstem Glasfaserkabel errichtet. Inexio betreut auf dem NGA-Netz rund 7.000 gewerbliche Kunden – vom Konzern bis zum mittelständischen Unternehmen – und über 120.000 Privatkunden. Schwerpunkt der Aktivitäten sind bisher unterversorgte Regionen, in denen Inexio bisher mehr als 1.900 Ortsnetze ans Glasfasernetz angebunden hat.