Ludwigshafen – Wie das Unternehmen letzte Woche bekannt gegeben hat, wurden die Technischen Werke Ludwigshafen Opfer eines Hackerangriffs. Die noch unbekannte Hackergruppe hat Kontakt mit TWL aufgenommen. Das Unternehmen lehnt Lösegeldzahlungen an Kriminelle ab.
Wie letzte Woche veröffentlicht, ist es einer noch unbekannten aber offenbar hochprofessionellen Hackergruppe gelungen, in die IT-Systeme des Energieversorgers Technische Werke Ludwigshafen AG, TWL, einzudringen. Trotz unmittelbar nach Bemerken des Angriffs eingeleiteter Gegenmaßnahmen erbeuteten die Hacker Kundendaten sowie Mitarbeiter- und Geschäftsdaten.
Aufgrund der forensischen Untersuchungen, der Arbeiten an der Gefahrenabwehr und der Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden war das Unternehmen bis zum 11. Mai 2020 angehalten, keine Details zum Sicherheitsvorfall zu veröffentlichen.
Nach aktuellem Stand der Ermittlungen ist Folgendes passiert:
Am 20. April hat TWL entdeckt, dass Kriminelle Daten von seinen Systemen stehlen, und umgehend Maßnahmen eingeleitet, um den weiteren Datendiebstahl zu stoppen. Leider konnten trotzdem über 500 GB an Daten erfolgreich gestohlen werden. Inzwischen ist dem Unternehmen bekannt, dass der Erstzugriff der Kriminellen Mitte Februar über eine infizierte E-Mail-Anlage erfolgte, die von den technischen Abwehrsystemen nicht erkannt wurde.
In den darauffolgenden Wochen schafften es die Kriminellen trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen, sich unerkannt im Netzwerk von TWL auszubreiten.
Nach der Entdeckung des Angriffs hat TWL sofort das zuständige Dezernat der Kriminalpolizei, das Dezernat Cybercrime des Landeskriminalamtes (LKA) Rheinland-Pfalz und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eingeschaltet. Ermittlungen wurden aufgenommen und dauern noch an. Die zuständige Landesdatenschutzbehörde wurde von dem Vorfall in Kenntnis gesetzt. Ein externes Unternehmen für IT-Sicherheit wurde mit der forensischen Untersuchung und Abwehr des Vorfalls beauftragt. Eine Verschlüsselung der Systeme sowie ein Zugriff auf die Prozessleittechnik konnten erfolgreich verhindert werden. Die Versorgung der Stadt Ludwigshafen war und ist deshalb nicht gefährdet.
Lösegeldforderung im zweistelligen Millionenbereich
Am 30. April 2020 hat die Hackergruppe Kontakt zu TWL aufgenommen und versucht, Lösegeld im zweistelligen Millionenbereich zu erpressen. Gedroht wurde mit der Veröffentlichung der gestohlenen Daten. Aufgrund der Ablehnung der Forderungen seitens TWL haben die Täter die erbeuteten Daten im „Darknet“ veröffentlicht.
Für TWL ist es selbstverständlich, keine Geschäfte mit Kriminellen zu machen und nicht auf Lösegeldforderungen einzugehen, um weitere kriminelle Machenschaften nicht noch zu fördern. Dazu kommt, dass selbst die Zahlung eines Lösegelds erfahrungsgemäß nicht zu einem Stopp der Datenverbreitung im Internet geführt hätte.
Seit dem 11. Mai 2020 werden die Kunden des Unternehmens von den Kriminellen per E-Mail angeschrieben, in denen diese TWL mangelnde Kooperation und Fehlverhalten vorwerfen, um weiteren Druck auf das Unternehmen auszuüben. Parallel haben die Täter angefangen, die gestohlenen Daten im Darknet zu veröffentlichen.
„Wir bedauern zutiefst, dass unsere Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner von diesem Vorfall betroffen sind, und entschuldigen uns in aller Form für die Unannehmlichkeiten, die ihnen entstanden sind bzw. noch entstehen könnten. Uns ist der Ernst der Lage bewusst ist. Wir arbeiten deshalb mit Hochdruck an der Aufbereitung des Sicherheitsvorfalls“, so die TWL-Vorstände Dieter Feid und Thomas Mösl.
Gleichzeitig ist das Unternehmen entsetzt von der kriminellen Energie, die hinter diesem Angriff steckt. Die Gewährleistung der Datensicherheit hat oberste Priorität. TWL lässt sich aber nicht auf Geschäfte mit Kriminellen ein. Erfolgreiche Erpressungen können Hacker zudem dazu anspornen, weitere Unternehmen anzugreifen. „Wir stehen in engem Kontakt mit den Ermittlungsbehörden und haben sämtliche Schritte mit ihnen abgestimmt.“ Gemeinsames Ziel ist es, dass die Täter ermittelt werden können.
Kunden sollten regelmäßig Kontobewegungen prüfen
Zu den im Darknet veröffentlichten Daten zählen nach aktuellem Stand personenbezogene Daten wie Name, Vorname und Anschrift, die E-Mail- Adresse oder Telefonnummer, sofern sie bei TWL hinterlegt ist, Angaben zum gewählten Tarif und, sollte TWL eine Einzugsermächtigung erteilt worden sein, die Bankverbindung. Das Unternehmen geht derzeit davon aus, dass alle seine Kunden und Geschäftspartner betroffen sind.
Auch wenn es hierfür bisher keine konkreten Anhaltspunkte gibt, weist das Unternehmen seine Kunden darauf hin, dass durch den Hackerangriff leider die Gefahr besteht, dass Kriminelle die erbeuteten Daten für weitere Straftaten missbrauchen können. Dazu zählen zum Beispiel:
- Identitätsdiebstahl
- Phishing
- Versand von Viren und Trojanern per E-Mail.
Aus diesem Grund bittet TWL seine Kunden,
- ihre Konten regelmäßig zu prüfen und bei ungewöhnlichen Kontobewegungen unverzüglich Kontakt mit Ihrer Bank aufzunehmen,
- Passwörter, die in der Kommunikation mit TWL bspw. beim Zugang zum Kundenportal verwendet werden, zu ändern,
- verdächtige E-Mails von unbekannten Absendern sofort zu löschen. Keinesfalls sollten Links oder Dateianhänge in solchen Mails geöffnet werden.
TWL versorgt rund 100.000 Haushalte in Ludwigshafen und dem gesamten Bundesgebiet mit Energie und Trinkwasser. Alle Betroffenen werden derzeit vom Unternehmen per Brief oder E-Mail persönlich und individuell informiert.
IT-Sicherheit des Unternehmens wird weiter erhöht
Bereits im vergangenen Jahr hatten die neuen Vorstände die IT unmittelbar dem Vorstand zugeordnet und zum 1. Juli 2019 einen neuen IT-Leiter eingestellt. Im Dezember 2019 wurden tiefgehende Sicherheitsanalysen durchgeführt, um Maßnahmen zur Steigerung der IT- Sicherheit des Unternehmens zu identifizieren. Leider ist es den Cyberkriminellen gelungen, vor der vollständigen Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen in die IT-Systeme von TWL einzudringen. Das Unternehmen arbeitet zusammen mit dem eingeschalteten externen Unternehmen für IT Sicherheit mit Hochdruck daran, zu verhindern, dass ein solcher Vorfall nochmals passieren kann.