Brühl – „Ärger gibt es so oder so“, formulierte Bürgermeister Dr. Ralf Göck seine Gefühlslage während der wochenlangen Entscheidungsfindung in Verwaltung und Gemeinderat über die Öffnung oder Nichtöffnung in 2020 „der vielleicht schönsten öffentlichen Einrichtung der Gemeinde Brühl“.
Die Rede ist vom Brühler Freibad, das nach zweimaliger Behandlung im Gemeinderat nun tatsächlich geschlossen bleiben wird. Aber auch die Brühler Straßenkerwe, der Herbstmarkt und der Weihnachtsmarkt in der Villa Meixner fallen 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer, weil bei all diesen Veranstaltungen die gebotenen Abstände und Hygieneregeln nicht eingehalten werden können.
Die schwierigste Entscheidung aber sei die Freibadschließung gewesen. „Wir hätten den Freunden des Schwimmsports und den Familien diesen kleinen Urlaub in Brühl so gerne ermöglicht“, führt der Bürgermeister aus, aber die Ansteckungsgefahr mit COVID 19 sei eben noch nicht gebannt. Bei ihrer Entscheidung sei es den Gemeinderäten auch wichtig gewesen, dass wesentliche Attraktionen wie die 67 Meter lange Wasserrutsche, das Kinderplanschbecken und der Sprungturm die ganze Saison über genutzt werden können, was aber nicht möglich ist, weil sowohl die Aufsicht in Bezug auf die Einhaltung der Kontakt-Abstände als auch die Desinfektion der Handläufe nicht leistbar gewesen wären. Dies und die Reduzierung der Toiletten und die Schließung der Duschen hätten das eigentlich großartige Freizeitangebot im Bad entscheidend geschmälert. In den Becken müssten die Schwimmer ebenfalls Abstand halten, was die Schwimmmeister kontrollieren müssten. Und die Ordnung außerhalb der Becken, sichergestellt durch externes Security-Personal, sei genauso mit zusätzlichem Aufwand verbunden wie die in kurzen Abständen zu erfolgende Reinigung der verbliebenen Toiletten. Alles in allem wären durch den Mehraufwand die jährlichen Betriebsausgaben des Bades von 700.000 auf 850.000 Euro gestiegen und durch die vorgegebene Reduzierung der Badegäste auf höchstens 1.100 Menschen anstelle von bis zu 5.000 kämen Einnahmeverluste von geschätzt etwa 100.000 Euro hinzu. „Auch der zu Beginn der Debatte geplante „Einlass-Schichtbetrieb“ hat sich in den bisher geöffneten Bädern als schwierig erwiesen“, hat Göck erfahren, denn manche Badegäste würden das Bad nicht rechtzeitig nach der abgelaufenen Zeit verlassen, was zu Ärger und langen Warteschlangen an den Eingangsbereichen führe. Um diese zu verhindern, wären Eintrittskarten überdies nur online erwerbbar gewesen. Die bereits erworbenen Jahres- oder Saisonkarten wären nicht einlösbar gewesen. Sie verlieren aber ihre Gültigkeit nicht. Die Jahreskarten werden um den Schließ-Zeitraum verlängert, während die Saisonkarten für das nächste Jahr verwendet werden können.
„Das Bäderteam und ich bedauern diese Entscheidung“, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, aber alle hätten Verständnis, dass es aufgrund der Umstände zum ersten Mal seit 1963 in Brühl eine „Freibadpause“ gibt, „die wir aber nutzen werden, um Reparaturarbeiten an der in die Jahre gekommenen Elektroanlage vorzuziehen“. Für die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Freibades bedeutet dies erst einmal Kurzarbeit. Das Bad wird von zwei in Teilzeit verbleibenden Schwimmmeistern in Schuss gehalten. „Womöglich können wir die schöne Freibadwiese auch für die ein oder andere Ferienprogramm-Veranstaltung, durchaus auch im kreativen Bereich, nutzen“, kündigt der Bürgermeister an, „um zumindest mit solchen Angeboten für sommerliche Abwechslung zu sorgen“.