Kaiserslautern – Nach der dreimonatigen Corona-Zwangspause tagte erstmals wieder ein Gremium des Bezirkstags Pfalz unter Berücksichtigung strenger Abstands- und Hygieneregeln im Turnerheim auf dem Seß der Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern:
Der Ausschuss für Kunst und Kultur, pfälzische Geschichte und Volkskunde befasste sich mit neun Zuschussanträgen und entschied, sieben Kulturprojekte finanziell mit insgesamt 13.600 Euro und zwei auf andere Weise zu unterstützen.
3.000 Euro kommen dem Jugendfestival „Barbarockstar – Lautern wird laut – für Toleranz und eine offene Gesellschaft“ der Stadt Kaiserslautern zugute, das ursprünglich im August stattfinden sollte, nun aber auf Juli 2021 verschoben wurde. Die Veranstaltung mit mehreren Kooperationspartnern will gegen Rassismus, Gewalt und Hass, gegen eine Verrohung der Gesellschaft und für mehr Miteinander in der Gesellschaft und zu Respekt, Wertschätzung und Toleranz aufrufen. Ziel ist es, junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren für gesellschaftliche und politische Themen zu sensibilisieren, und zwar nicht mit einer einmaligen Party, sondern mit einem unterhaltsamen, nachhaltigen und wertvollen Open Air-Festival mit Rockmusik, Singer-Songwriter, Tanz, Poetry Slam, Comedy und Streetart, das in den Folgejahren wiederholt und durch kreative Beiträge der Jugendlichen ergänzt werden soll.
Paula Regine Erb, die angewandte Theaterwissenschaften studiert, erhält 2.000 Euro für ihr Projekt „Dir PFAFF“. Sie will zusammen mit Elias Hörhammer als Soundartist und Marie Kübler als Dramaturgin im Spätsommer einen geführten Audiowalk mit Tanz- und Performanceelementen auf dem seit 20 Jahren stillgelegten Pfaff-Gelände in Kaiserslautern in fünf Aufführungen anbieten. Abschließend soll eine Ausstellung im Salon Schmitt in Kaiserslautern die verwendeten Materialien und entstandenen Objekte, Video- und Tonaufnahmen zeigen. Der Nähmaschinenhersteller war rund 150 Jahre lang ein wichtiger Teil der pfälzischen Wirtschaft mit bis zu 7.000 Beschäftigten in Spitzenzeiten. Ebenfalls 2.000 Euro gehen an den Verein Kunstpfade in St. Martin für Ausstellungen, Konzerte und ein Silent-Film-Festival; aufgrund der Corona-Krise sollen die Veranstaltungen zusätzlich als Livestream unter www.kunstpfade.de zu sehen sein.
Der Musiker und Dozent Florian Boos, in Kaiserslautern aufgewachsen und in Gladbeck lebend, kann sich über 2.000 Euro für sein Musikprojekt „The Skagen Sound“ freuen, das den Untertitel „Freiluft Klang Malerei in Rheinland-Pfalz“ trägt. Das Jazz-Ensemble „Florian Boos Nonett“, das coronabedingt auf ein Quartett reduziert ist, will Freiluftgemälde, die Ende des 19. Jahrhunderts im dänischen Dorf „Skagen“ von skandinavischen Künstlern geschaffen wurden, in Musik umsetzen. Von den Improvisationen zwischen Jazz, Pop und Klassik werden Video-Clips gedreht und auf verschiedenen Online-Portalen veröffentlicht.
Dem Kunstverein Ludwigshafen fließen 2.000 Euro für eine Ausstellung des Künstlers Markus Walenzyk zu, die neben raumgreifenden Videoinstallationen auch Einblicke in sein bildhauerisches Schaffen und druckgraphisches Werk gibt. Der Künstler beschäftigt sich mit dem Menschen, seiner Authentizität und Rolle mit facettenreichen Varianten, Masken und Verfremdungen. Den „Neustadter Orgelsommer 2020“ der protestantischen Stiftskirchengemeinde in Neustadt an der Weinstraße fördert der Bezirksverband Pfalz mit 2.000 Euro. Geplant sind elf Konzerte in der Neustadter Stiftskirche und Lambrechter Klosterkirche mit verschiedenen Orgelsolisten, die Werke skandinavischer Komponisten, insbesondere des deutsch-dänischen Organisten Dietrich Buxtehude spielen. Wie jedes Jahr erhält auch 2020 der Literarische Verein der Pfalz wieder 600 Euro, um seine Jahresgabe herauszugeben. Der rund 180-seitige Band soll 20 Erzählungen enthalten und im Herbst im Wellhöfer Verlag, Mannheim, erscheinen.
Die Junge Kantorei St. Martin kann im Oktober für ihr Projekt „Klingende Nordlichter – Ostseereise“ kostenfrei den Festsaal des Hambacher Schlosses nutzen, wofür der Bezirksverband Pfalz einen seiner Stiftertage zur Verfügung stellt. Die jungen Sängerinnen und Sänger haben die Möglichkeit, im Rahmen eines Konzerts mit dem Calmus Ensemble zusammenzuarbeiten; die Profisänger studieren mit den Kindern und Jugendlichen ein deutsches Volkslied und ein fremdsprachiges Lied ein, analysieren es und bringen es zur Aufführung. Ziel ist es, Angst und Vorbehalte gegenüber fremden Kulturen abzubauen. Die Stadt Rockenhausen und die Gesellschaft für Kultur und Soziales Donnersberg veranstalten im November und im kommenden Jahr das Festival „Neue Musik“, bei dem das Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern 2021 als Beitrag des Bezirksverbands Pfalz kostenfrei auftritt.