Ludwigshafen – Ende einer Ära: Kai Dippe, der Kreisläufer des Handball-Bundesligisten Eulen Ludwigshafen, hat im Training eine schwere Knieverletzung erlitten und beendet seine Karriere.
Der 27-Jährige, der seit 2015 für die Eulen spielte, macht nach seinem „wohl überlegten Rücktritt, der mir sehr schwergefallen ist“, aber auch deutlich: „Die Verletzung allein ist nicht ausschlaggebend für meinen Entschluss. Ich will unternehmerisch weiterkommen. Beruf und professionellen Handball zu verbinden, ist sehr schwer.“
Ein herber Verlust
Eulen-Trainer Ben Matschke, der Dippe 2015 von der SG Leutershausen zu den Eulen holte, bedauert den Abschied des Abwehrstrategen, der auf dem Parkett ein emotionaler Anführer und auch ein Aggressiv-Leader war, zutiefst: „Das tut weh. Kai war mehr als nur ein Spieler. Er war für uns ganz wichtig in der Kommunikation. Er war ein Bindeglied und hat durch seine gute Laune auch für positive Stimmung gesorgt. Aber die Entscheidung passt zu Kai: Er weiß, was er will!“
Langer Genesungsprozess
Dippe befindet sich nach einem Korbhenkelmeniskusriss rechts, der genäht werden musste, in der Reha. Das bedeutet faktisch: Sechs Wochen Krücken und erst nach sechs Monaten Joggen. „Ich will den Meniskus behalten, um später mit gesundem Knie mit meinen Kindern auch kicken zu können“, erklärt Dippe, der nach seinem Studium „aus Spaß ein Label für Hawaii-Hemden“ schuf. Inzwischen hat er mit Hanna Gerber, der Mentaltrainerin der Eulen, die Firma Mentor GbR in Limburgerhof gegründet. Das Angebot, „nachhaltiges Bewusstsein durch individuelles Coaching“ zu erarbeiten, richten Dippe und Gerber speziell an Ärzte und an Krankenhauspersonal.
Der Kreativ-Kämpfer
„Kai ist ein absoluter Freigeist. Er wird auch außerhalb des Spielfeldes erfolgreich sein“, ist Lisa Heßler überzeugt vom Weg des großen Kämpfers. Die Geschäftsführerin der Eulen sieht „eine beiderseitig hohe Wertschätzung“ und freut sich über Dippes Angebot, die Eulen künftig – auch im Vertrieb – zu unterstützen. Der Kämpfer wird auf dem Parkett vermisst werden, weiß Lisa Heßler um Dippes besonderen Part und freut sich umso mehr auf die weitere Zusammenarbeit abseits des Spielfeldes.
Einmal Eule – Immer Eule
Die Eulen – für Kai Dippe Herzenssache. In seinem ersten Jahr bei den Ludwigshafenern landete das Team auf Platz vier in Liga zwei, ein Jahr später der Aufstieg in die Bundesliga, der die Ära Philipp Grimm krönte. 2018 „Das Wunder von Ludwigshafen“, 2019 „Das Wunder von Ludwigshafen 2.0“ – zweimal wurde der Ligaerhalt im letzten Moment geschafft. Und Kai Dippe war einer der emotionalen Anführer, eine feste Größe in der Abwehr. „Ich habe immer alles gegeben“, sagt Dippe, der sich in seiner Anfangszeit „als sehr, sehr verrückten Typ“ charakterisiert. In der Zusammenarbeit mit Ben Matschke sei er gereift. Stellvertretender Kapitän nach dem Abschied David Schmidts geworden zu sein, hat den Mann mit der Nummer 43 weiter angestachelt. Die Fans haben ihn geliebt, ihn, der nach Siegen in der „Ebert-Hölle“ die Humba anstimmte. „Dank Ben bin ich als Spieler und als Mensch gereift“ sagt Kai Dippe dankbar, der sich mit den drei Jahren Bundesliga einen Kindheitstraum erfüllte. Dippe bedauert den Saisonabbruch, das jähe Ende durch die Corona-Pandemie. Für ihn gilt nun: einmal Eule, immer Eule. Mannschaft und Verein will er unterstützen. „Ich freu’ mich schon jetzt, unsere Fans wiederzusehen“, sagt der Mann, der nur schwer zu ersetzen ist.
Vertrauen in Max Haider
„Wenn zwei Alphatiere gehen, bieten sich auch Freiräume für andere“, sagt Ben Matschke nach dem Abschied von Dippe und Frederic Stüber, der zum TV Emsdetten geht. Der Coach traut Max Haider einen weiteren Leistungsschub zu. Mit dem vom TBV Lemgo Lippe heimkehrenden Routinier Christian Klimek (30) bildet der 24-Jährige fortan das Kreisläufergespann der Eulen. Und Kai Dippe drückt kräftig die Daumen.