Mannheim – Im April 2020 hatte die Kulturministerkonferenz (KMK) der Länder angekündigt, dass der Beginn des Wintersemesters 2020 an den Hochschulen auf den 1. November verschoben wird. Der Semesterbeginn am 1. November hätte für die Universität Mannheim, die bereits seit 2007 internationale Semesterzeiten hat, allerdings eine Verschiebung des Vorlesungsbeginns um fast zwei Monate bedeutet.
Anders als an den meisten anderen deutschen Universitäten, an denen der Lehrbetrieb Mitte Oktober beginnt, finden an der Universität Mannheim bereits ab Anfang September Vorlesungen statt. Die Vorlesungszeit endet vor Weihnachten. Dieser Rhythmus wäre mit einem Semesterstart am 1. November nicht einzuhalten gewesen.
Nach Zusage des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums kann das Herbst-/ Wintersemester an der Universität Mannheim nun abweichend am 28. September beginnen – und damit nur drei Wochen später als geplant. Diesen Termin bestätigte gestern der Senat der Universität in einer Sondersitzung offiziell.
Prof. Dr. Thomas Puhl, Rektor der Universität Mannheim, ist erleichtert: „Die internationalen Semesterzeiten sind sehr wichtig für uns, um internationalen Studierenden sowie Forschenden auch in Corona-Zeiten den Wechsel an die Universität Mannheim, digital oder in Präsenz, zu erleichtern. Ein Start im November hätte unseren Semesterrhythmus nachhaltig durcheinandergebracht. Durch den Start Ende September gelingt es uns nun, die internationalen Semesterzeiten weitgehend beizubehalten und spätestens im Herbst-/ Wintersemester 2021 wieder zu unserem ursprünglichen Rhythmus zurückzukehren.“
Online-Lehre bleibt auch im Herbst Standard / Mehr Präsenz für Erstsemester
Wie das Frühjahrssemester wird auch das Herbst-/Wintersemester 2020/2021 an der Universität Mannheim hauptsächlich digital ablaufen. Zusätzlich zum Online-Unterricht werden jedoch vor allem Erstsemester auch Veranstaltungen vor Ort besuchen können. Die Herausforderungen bei der Umsetzung der Präsenzlehre sind groß: Da Uni-Vorlesungen anders als Schulunterricht nicht in abgrenzbaren Klassengruppen stattfindet, sondern in wechselnden Zusammensetzungen, werden die Universitäten voraussichtlich auch im Herbstsemester verpflichtet sein, den Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Studierenden einzuhalten und die Teilnahme zu dokumentieren. Unter diesen Bedingungen ist selbst in großen Hörsälen nur eine Belegung mit einem Bruchteil der vorhandenen Plätze möglich, viele kleinere Seminarräume sind für die Lehre nicht einsetzbar.
„Wir kommen unter den derzeitigen Auflagen schnell an unsere Kapazitätsgrenzen und müssen priorisieren, welche Studierendengruppen wir auf den Campus zurückholen“, sagt Rektor Prof. Dr. Thomas Puhl. „Wir haben uns daher entschieden, insbesondere Erstsemestern eine Teilnahme an Präsenzseminaren zu ermöglichen, da sie das Uni-Leben und seine Abläufe noch nicht kennenlernen konnten und wir ihnen die Eingewöhnung so gut wie möglich erleichtern möchten.“ Entsprechende Raumkonzepte werden derzeit erarbeitet und mit den Fakultäten abgestimmt.
Ausbau der digitalen Infrastruktur
Um die Qualität des Online-Unterrichts weiter auszubauen und den langfristigen Einsatz digitaler Formate zu ermöglichen, plant die Universität zusätzliche Investitionen in die digitale Infrastruktur. Diese sollen unter anderem aus Spenden im Rahmen des Corona-Fonds der Stiftung Universität Mannheim finanziert werden.
Auch an der Didaktik der Online-Lehre wird weitergearbeitet. Eine Evaluation mit Studierenden zu den Veranstaltungen im „Corona-Semester“ ist bereits im Gang. „Im Frühjahrssemester wurden wir durch die Corona-Krise quasi ins kalte Wasser geworfen und mussten innerhalb kürzester Zeit neue Lehr- und Prüfungskonzepte entwickeln“, so Puhl. „Das ist uns dank großer Anstrengungen sehr gut gelungen. Den Sommer über nehmen wir uns nun gemeinsam mit den Fakultäten und zentralen Einrichtungen Zeit, diese Konzepte sorgsam zu überdenken und zu überarbeiten.“
Zudem werde geprüft, welche positiven Aspekte der Online-Lehre die Universität langfristig beibehalten möchte. „Auch wenn Online-Lehre den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann, ist sie in vielerlei Hinsicht eine didaktische Ergänzung und Bereicherung“, so Puhl. Hier könnten in Zukunft digitale Formate vor allem zur Vermittlung von Basiswissen und zur Wiederholung, Übung oder Vertiefung von Lernstoff eingesetzt werden. Auch für die Internationalisierung der Universität werden Online-Formate bereits im Herbstsemester eine große Rolle spielen, um internationalen Studierenden trotz eingeschränkter Reisemöglichkeiten ein Studium an der Universität Mannheim zu ermöglichen.