Kaiserslautern – Am 1. August 2020 ist die Trägerschaft des St.-Franziskus-Gymnasiums und -Realschule in Kaiserslautern offiziell in die Hände des Bistums Speyer übergegangen.
Wenige Tage nach Beginn des neuen Schuljahres 2020/21 hatte die Schule zu einer Feier der Übergabe in den Schulhof eingeladen.
Vor dem Schulhof signalisierte eine große gelbe Fahne mit dem Tau, dem Symbol der Franziskanischen Familie, das Ereignis, zu dem sich Vertreterinnen aller Schulklassen, das Kollegium, Elternvertreter und Ehrengäste versammelt hatten. Bei sommerlichen Hitzegraden und unter Coronabedingungen verfolgten sie unter Zeltdächern und im Schatten großer Bäume das Fest der Übergabe der Schulträgerschaft an das Bistum.
Begonnen hatte die Feier mit einem Gottesdienst mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. Neben der Maria-Ward-Schule in Landau, sei die Franziskusschule die zweite Mädchenschule, die das Bistum als Träger übernommen habe, erinnerte Bischof Wiesemann. Dem Bistum liege daran, jungen Frauen gute Bildung für ihr Leben mit auf den Weg zu geben. Den Dillinger Franziskanerinnen, die die Schule über viele Jahrzehnte mit einem großartigen Engagement geprägt hätten, dankte er für deren Einsatz. Schulleitung und Kollegium ermutigte er, diesen wunderbaren Ort weiterzuführen und zu bewahren.
In seiner Predigt erinnerte Bischof Wiesemann an den Namenspatron Franziskus der Schule und an Bernhard von Clairvaux, dessen Gedenktag die Kirche an dem Tag feierte. Er zeichnete sie als Personen, die in einer Zeit der Umbrüche gelebt und Gott gesucht haben. Gott habe ihnen Hoffnung und Mut gemacht und sie in ihren Visionen nach einem anderen Lebensstil bestärkt.
Die Franziskusschule sei eine wunderbare Einrichtung, in der der Geist des Heiligen Franziskus spürbar sei, weiterlebe und junge Menschen begeistere. Jeder könne am Profil der Schule mitarbeiten um sie zu bewahren, auszubauen und miteinander zu leben. Doch nutze das beste Wissen ohne den Glauben nichts. Schule sei mehr als nur Lernen, ermutigte der Bischof eine Vision zu entwickeln, miteinander in Frieden zu leben und verantwortungsvoll mit der Schöpfung umzugehen.
„Ich freue mich auf einen weiteren Weg mit euch zusammen“,
wandte sich Wiesemann an Schülerinnen und Kollegium.
„Wenn man wenig spürt, dass der Alltag weitergeht, ist der Wechsel gelungen“,
sagte Dr. Irina Kreusch, Leiterin der Hauptabteilung Schulen, Hochschulen und Bildung, des Bistums Speyer. Das Bistum könne viel von der Schule und deren Geist lernen. Zur Erinnerung an die Übergabe der Schulträgerschaft und als Zeichen der Verbundenheit und des gemeinsamen Wachsens überreichte Kreusch je ein Bäumchen für die Schule in Kaiserslautern und den Orden in Bamberg.
Schwester Martina, die Leiterin der Provinz Bamberg der Dillinger Franziskanerinnen, dem der Konvent der Franziskanerinnen in Kaiserslautern angehört, zeigte sich beeindruckt von dem schönen Gottesdienst.
„Mir ist es richtig warm um Herz und Leib geworden.“
Ein radikaler Neuanfang sei es für die Dillinger Franziskanerinnen in Kaiserslautern nie gewesen, erinnerte sie an die Übernahme des evangelischen Jakobschen Instituts 1907 durch ihren Orden.
Aus dem Institut der Franziskanerinnen habe sich nach und nach eine Realschule und ein Gymnasium für Mädchen entwickelt. Das Programm sollte Franziskus, dem Namensgeber Ehre machen, verwies sie auf Werte wie Ehrfurcht vor Gott, Geschwisterlichkeit und Bewahrung der Schöpfung. Nicht immer sei alles perfekt gewesen. Geblieben sei die franziskanische Sehnsucht.
„Wir wollen, dass es gut weitergeht.“ Dazu habe Bischof Wiesemann in einer Krise ein starkes Hoffnungszeichen gesetzt“,
dankte sie dem Bistum von Herzen für die Übernahme des Segensortes. Bei aller Wehmut könnten die Schwestern loslassen, weil der neue Schulträger ein Glücksfall sei, so Schwester Martina.
In Grußworten bescheinigten Gerhard Dohna (ADD) und Oberbürgermeister Klaus Weichel dem Bistum Speyer ein vorbildlicher Schulträger zu sein. Auch wenn die Leitung der Schule in weltliche Hände übergegangen sei, sei er überzeugt, dass der franziskanische Markenkern auch in Zukunft beibehalten werde, so Dohna. Weichel ermutigte die Schülerinnen, vom Rüstzeug Bildung Gebrauch zu machen und ihre Chance als Frau in der Wissenschaft zu suchen. In Sachen medienpädagogischer Konzepte und digitaler Transformation sagte Weichel der Schulleitung seine Unterstützung zu.
Im Vorfeld hatten sich Schülerinnen und Kollegium mächtig ins Zeug gelegt, der Veranstaltung im Schulhof trotz Coronaauflagen einen würdigen Rahmen zu geben, für Abstände und Schattenplätze zu sorgen und die musikalische Gestaltung gesanglich und instrumental nicht zu kurz kommen zu lassen.
Vor der Feierlichkeit nutzte Bischof Wiesemann die Gelegenheit, sich mit Schülerinnen im Franziskussaal über den Schulalltag und aktuelle Fragen auszutauschen. Beeindruckt zeigte er sich von den zahlreichen Arbeitsgemeinschaften, in denen sich die Schülerinnen neben dem Unterricht engagieren. Zur Sprache kamen unter anderem Arbeitskreise zur Umwelt und zur Bewahrung der Schöpfung, zur Schulmusik und zum Schulgottesdienst, zu sozialen Projekten und zum Poppy Day, einem Kriegsgedenktag.
Verständnis zeigte Wiesemann für aktuelle Fragen der Schülerinnen zum Bild der katholischen Kirche in der Öffentlichkeit und zu Fragen über Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen. Hohe Machtverfestigungen in der Kirche seien eine echte Herausforderung, räumte er ein. Er habe Verständnis, dass Frauen diese Positionen kritisch hinterfragen.
„Lassen Sie uns am Ball bleiben, Strukturen zu verändern“,
ermutigte der Bischof die Schülerinnen.
An der Franziskusschule für Mädchen in Kaiserslautern wird der Konvent der Dillinger Franziskanerinnen mit acht Schwestern, vier davon im Schuldienst, erhalten bleiben. Auch wird für die rund 1200 Schülerinnen mit dem neuen Schuljahr alles weitergehen wie bisher. Ebenso für die 92 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der Gottesdienst und die Feier wurden über die Social Media Kanäle des Bistums live übertragen und die Beiträge sind dort weiterhin zu sehen.