Mannheim / Ludwigshafen – Mannheim und Ludwigshafen haben am heutigen Donnerstag, 10. September 2020, gemeinsam den ersten bundesweiten Warntag seit der Wiedervereinigung begangen. Am diesjährigen Tag der deutschlandweiten Probewarnungen durch Sirenen, die Warn-Apps NINA und KATWARN sowie unter Beteiligung der Medien liegt der Fokus in den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf der engen Kooperation der Nachbarstädte, um in Sinne der Menschen in dieser Region Gefahrenabwehr und Bevölkerungsschutz zu optimieren.
Mannheims Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht und Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck warfen mit Baden-Württembergs stellvertretendem Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl, dem in Rheinland-Pfalz für den Katastrophenschutz zuständigen Staatssekretär Randolf Stich sowie Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), einen Blick auf diese Zusammenarbeit. Zudem wurden die Sirenen in Mannheim und Ludwigshafen für einen Probealarm ausgelöst.
Mannheim und Ludwigshafen als Best-Practice-Beispiel
Diese länderübergreifende Zusammenarbeit der Städte auf beiden Rheinseiten ist nach Einschätzung des BBK ein Best-Practice-Beispiel, um die Akzeptanz und das Wissen um verschiedene Informationskanäle zur Warnung der Bevölkerung in Not- und Großschadenslagen zu steigern. Schon aufgrund der räumlichen Nähe zueinander ziehen beide Städte seit Jahrzehnten an einem Strang, um den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in dem Ballungsgebiet zu verbessern.
Im Katastrophenwarnkonzept beider Kommunen nehmen Sirenen eine bedeutende Stellung ein. Ursächlich dafür ist die Anzahl an Firmen und Unternehmen, die der Störfallverordnung unterliegen. Um die Bürgerinnen und Bürger für mögliche Großschadenslagen und die verfügbaren Warnkanäle sowie deren korrekte Verwendung zu sensibilisieren, erstellen Mannheim und Ludwigshafen im fünfjährigen Rhythmus eine „Große Störfallbroschüre“, welche die 25 in Mannheim und die 19 in Ludwigshafen verorteten Betriebe, die der Störfallverordnung unterliegen, vorstellt. Die Firmen informieren darin umfassend über ihre Notfallpläne bei Störfällen. Die in der Borschüre zusammengefassten Beiträge beschreiben die internen Alarm- und Informationsabläufe, Erstmaßnahmen zum Schutz und zur Rettung betroffener Personen, Handlungen zum Schutz der Umwelt und die Alarmierung der öffentlichen Feuerwehr. Die Unternehmen erfüllen damit ihre Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung. Die Störfallbroschüre kann auf den Homepages von Mannheim und Ludwigshafen – unter www.mannheim.de/katastrophenschutz und www.ludwigshafen.de/notfall – sowie auf den Internetseiten der Firmen eingesehen und kostenlos heruntergeladen werden.
Über viele unterschiedliche Kanäle erhält die Bevölkerung Informationen
Zu den Kanälen, die beide Städte zum Schutz der hier lebenden und arbeitenden Menschen verwenden, zählen die Warnsirenen, die Apps NINA und KATWARN, Social Media-Kanäle, Informationshotlines und die städtischen Internetportale.
Mannheim und Ludwigshafen sowie der Chemiekonzern BASF SE verwenden seit September 2015 das System KATWARN als zusätzlichen Warnkanal. KATWARN ist ein Warnsystem, das bei Unglücksfällen und Großereignissen wie beispielsweise Unwettern, Großbränden oder Industrieunfällen zusätzlich neben den allgemeinen Informationen der Polizei und Feuerwehren Bürgerinnen und Bürger ortsbezogen über das Mobiltelefon per Smartphone-App informiert.
Seit Juli 2016 ergänzt MoWaS als vielseitig einsetzbarer Warnkanal die Sicherheitsarchitektur auf der Ludwigshafener Seite des Rheins. In Mannheim wird es seit April 2018 genutzt. MoWaS wurde vom BKK entwickelt, um über ein System zu verfügen, das auch nach dem Abbau eines Sirenennetzes in vielen Städten die Bürgerinnen und Bürger auf akute Gefahren hinweist, die Bevölkerung auffordert, Radio- und Fernsehsender einzuschalten, die Warndurchsagen und Informationen zu Gefahrensituationen verbreiten. Während in Ludwigshafen Sirenen durchgängig Teil des Katastrophenwarnkonzeptes waren und Sirenen älterer Bauart schrittweise durch neue Hochleistungssirenen ersetzt wurden, verfügt Mannheim seit 2017 über ein neues, flächendeckendes Sirenennetz zum Schutz der Bevölkerung.
Mit der MoWaS-App NINA können sich Nutzerinnen und Nutzer über die Smartphones informieren lassen. NINA warnt deutschlandweit sowie auch standortbezogen von Gefahren und Großschadenslagen wie etwa Hochwasser, Unwetter und Industrieunfällen. Zudem liefert die App grundlegende Informationen und gibt wichtige Verhaltenstipps.
Gegenseitig leisten sich die Feuerwehren Unterstützung und verfügen unter anderem mit der „Metropolregion Rhein-Neckar“ über ein leistungsfähiges Löschboot, welches die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die Stadt Mannheim, die BASF SE und der Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz gemeinsam finanzierten.
Stetige Optimierung des Warnkonzepts ist das Ziel
„Die Bürgerinnen und Bürger von Mannheim werden durch ein mehrstufiges Warnnetz geschützt, das schnell und wirksam über Schadensereignisse informiert. Dabei schöpft die Stadt Mannheim die gesamte Bandbreite des Möglichen aus und kann auch diejenigen erreichen, die nicht über ein Smartphone verfügen. Social Media, die Homepage oder die Warn-Apps dienen unter anderem zur Alarmierung der Bevölkerung – aber auch das Sirenennetz, für das insgesamt 1,35 Millionen Euro investiert wurde. Hierbei bin ich besonders froh, dass es uns gelungen ist, finanzielle Unterstützung durch die heimischen Unternehmen zu erhalten. Zusätzlich nutzen wir die Digitalisierung, um den Informationsfluss zu verbessern. Die Auslösung des Probealarms heute wurde beispielsweise mittels der digitalen City Light Poster an den Fahrgastunterständen angekündigt“, erklärte Mannheims Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht.
„Die stetige Weiterentwicklung von Maßnahmen zum Schutz der Allgemeinheit begleitet seit Jahrzehnten die starke industrielle Prägung dieses Ballungsraums. Allein die täglich rund 16.000 Gefahrguttransporte in Ludwigshafen auf der Straße, der Schiene oder auf dem Wasserweg verdeutlichen, wie wichtig es ist, weitreichende Vorkehrungen zum Schutz der hier lebenden und arbeitenden Menschen zu treffen. Aber auch über Stadt- und Landesgrenze hinaus erfolgt eine Abstimmung mit Nachbarn wie Mannheim, um Schaden bestmöglich von der Bevölkerung abzuwenden“, betonte Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.
„Ob regionaler Großbrand, Unwetterlage oder überregionale Katastrophe – frühzeitige Warnungen und eine schnelle Information der Bevölkerung ist das A und O, wenn Gefahr droht. Dann zählt jede Sekunde. Selbstverständlich beteiligen wir uns als Land am ersten bundesweiten Warntag und für dessen Erfolg haben wir uns in den vergangenen Monaten eng mit den kommunalen Partnern in den Gemeinden, Städten und Kreisen und über Ländergrenzen hinaus abgestimmt. Denn: Nur wer weiß, wie Warnung funktioniert, kann im Ernstfall auch entsprechend handeln und damit sich und andere schützen“, sagte Baden-Württembergs stellvertretender Ministerpräsidenten und Innenminister Thomas Strobl.
„Der bundesweite Warntag bietet uns die Gelegenheit, den Fokus auf die gute, länderübergreifende Zusammenarbeit der Städte Mannheim und Ludwigshafen im Rahmen des ,Lokalen Warnkonzepts‘ zu richten. Die Städte erstellen ein für beide Seiten maßgeschneidertes Warnkonzept, von dem auch künftig andere Kommunen bei der Erstellung ihrer Warnkonzepte profitieren können. Das Lokale Warnkonzept der Städte Mannheim/Ludwigshafen ist ein Best-Practice-Beispiel dafür, wie vorbildhaft diese beiden Städte bei der Gefahrenabwehr im Brand- und Katastrophenschutz zusammenarbeiten. Durch diese Zusammenarbeit werden die bisherigen Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Bund-Länder-Großprojekt ,Warnung der Bevölkerung‘ nicht nur theoretischer Natur bleiben“, betonte der für Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz zuständige Staatssekretär Randolf Stich.
„Warnung ist Gefahrenabwehr, denn sie dient dem Schutz des Menschen in einer Gefahrenlage. Warnung ist dabei viel mehr als nur Information. Durch klare Handlungsempfehlungen unterscheidet sie sich von bloßen Prognosen. Es hat sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen auf Bekanntes und bereits Erlerntes zurückgreifen. Für eine effektive Warnung ist es deshalb sinnvoll, wenn Warnungen über bekannte und vertraute Kanäle übermittelt werden und sich auf Wissensbestände beziehen kann, die bereits vor einem Notfall bestanden haben. Darum haben wir den bundesweiten Warntag eingeführt: Um bereits vor Eintreten einer Gefahr Wissen vermitteln zu können“, sagte BBK-Präsident Christoph Unger.
Bundesweiter Warntag künftig immer am zweiten Donnerstag im September
Die Innenministerkonferenz hatte im vergangenen Jahr beschlossen, dass der bundesweite Warntag ab dem Jahr 2020 künftig jährlich am zweiten Donnerstag im September stattfindet. Er soll dazu beitragen, das Wissen der Bevölkerung über die Warn- und Informationsmöglichkeiten zu erhöhen, die Akzeptanz der unterschiedlichen Warnmethoden zu steigern sowie Menschen zu vermitteln, wie sie sich in Notlagen richtig verhalten. Weitere Informationen sind über die Website www.bundesweiter-warntag.de zugänglich. Das Portal erklärt, in welchen Fällen und auf welchen Wegen die Bevölkerung in Deutschland gewarnt wird.