Ludwigshafen – News, Termine, Kulturelles, Politik und Wissenswertes.
Friedhöfe als kulturelles Erbe ausgezeichnet
Der Hauptfriedhof und die acht Stadtteilfriedhöfe der Stadt Ludwigshafen stehen jetzt im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur: Peter Nebel, Werkleiter des Wirtschaftsbetriebes Ludwigshafen (WBL), und Gabriele Bindert, Leiterin des Bereiches Grünflächen und Friedhöfe im WBL, enthüllten am Freitag, 18. September 2020, ein entsprechendes Schild exemplarisch am Haupteingang des Friedhofs in der Bliesstraße, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für die Stadt aufmerksam zu machen. Ludwigshafen ist damit Teil eines bundesweiten Netzwerks von über 100 Städten, die den diesjährigen Tag des Friedhofs an diesem Sonntag der Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe widmen.
Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch in Ludwigshafen auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam macht. „Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, erläuterte Peter Nebel, sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun. „Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.“
„Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, sagte Gabriele Bindert, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“
Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark unserer Stadt und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.
Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. Es gehe nicht um ein mumifizieren der Friedhöfe, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So werde man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen wie zum Beispiel naturnah gestaltete oder pflegeleichte beziehungsweise pflegefreie Grabformen.
Die Auszeichnung von Friedhöfen hat das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert, das sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Auf seiner Seite www.kulturerbe-friedhof.de finden sich umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für die Gesellschaft.
20 Jahre Woche der seelischen Gesundheit – Livestream zum Jubiläum
Seit 20 Jahren informieren die Städte Frankenthal und Ludwigshafen gemeinsam mit dem Rhein-Pfalz-Kreis unter dem Motto „Die Kunst, gesund zu sein“ bei der „Woche der seelischen Gesundheit“. Ziel ist, das Thema „seelische Erkrankungen“ aus der Tabuzone herauszuholen und Hilfsangebote in der Region bekannter zu machen. In diesem Jahr findet ein Tag der seelischen Gesundheit statt, der am Samstag, 26. September, von 10.30 bis 16 Uhr als Livestream zu verfolgen ist. Jeder kann von Zuhause aus dabei sein und mitdiskutieren auf www.woche-der-seelischen-gesundheit.de. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Voranmeldung nicht erforderlich.
Das Programm im Detail
10.30 Uhr: Einführung
Um 10.30 Uhr beginnen Dr. Jörg Breitmaier und Bernd Leidig mit einer Einführung. Dr. Breitmaier ist Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Zum Guten Hirten in Ludwigshafen und Gründungsmitglied der Veranstaltungsreihe. Bernd Leidig ist der Beigeordnete der Stadt Frankenthal und zuständig für den Bereich Familie, Jugend und Soziales.
10.45 Uhr: Podiumsdiskussion
Nach der Einführung folgt gegen 10.45 Uhr eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Gemeinsam durch die Krise(n)“, bei der Betroffene, Angehörige und Praktiker die Entwicklung der Gemeindepsychiatrie der vergangenen 20 Jahre diskutieren und Wünsche für die Zukunft formulieren. Es diskutieren Esther Herrmann (stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen in Rheinland-Pfalz e.V.), Franz-Josef Wagner (Vorsitzender NetzG- Bundesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit e.V.), Dr. med. Matthias Münch, M.A. (Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Stadtklinik Frankenthal) und Dr. Friedrich Straub (ehem. Chefarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Stadtklinik Frankenthal bis 2012). Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Patrick Landua von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. Die Zuschauer können online Fragen stellen, die der Moderator an die Teilnehmer weitergibt.
Der Hintergrund der Podiumsdiskussion: Seit dem Jahr 2000 ist die psychiatrische Versorgungslandschaft deutlich vielseitiger geworden. Es gibt viele Stellen, an die sich erkrankte Personen wenden können: Neben den niedergelassenen Fachärzten und dem Angebot der Psychiatrischen Institutsambulanzen gibt es heute Beratungsangebote zu vielen verschiedenen Themen wie zum Beispiel Internetsucht, Schulproblemen, Demenz, Teilhabe etc. Außerdem eine Tagesstätte, die Betroffene tagsüber besuchen können, vielfältige Therapieangebote, Selbsthilfegruppen und eine psychiatrische Ambulanz. Spezielle wohn- und arbeitstherapeutische Angebote ergänzen die stationären Hilfen der Krankenhäuser. Auch der Gesetzgeber hat die Rechte der chronisch psychisch erkrankten Personen deutlich gestärkt, beispielsweise durch die UN-Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2008.
Die Frage bleibt aber: Reicht das alles, um die Betroffenen gut zu versorgen und was bedeutet überhaupt eine gute Versorgung? Was ist zum Beispiel mit schwerstkranken Mitmenschen, die nicht mehr in der Lage sind, Hilfe für sich anzunehmen? Wo sehen Angehörige, die sich oft jahrelang aufopferungsvoll um das erkrankte Familienmitglied kümmern, die Hürden? Wie kommen Betroffene damit klar, dass es immer noch Einrichtungen mit geschlossen Stationen gibt? Welche Unterstützung wünschen sich Ärzte, um Patienten nach den neuesten therapeutischen Standards versorgen zu können? Dass hier die Sichtweisen und Bewertungen durchaus unterschiedlich sein können, ist zu erwarten und kann für spannende Diskussionen sorgen.
Auch die aktuelle Situation wird von den Experten unter diesen Gesichtspunkten beleuchtet: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit und was kann helfen?
14 Uhr: Lesung
Um 14 Uhr lesen Katja und Uwe Hauck gemeinsam aus ihrem Buch „Lieber Papa, bist Du jetzt verrückt? Mein Vater, seine Depression und ich“. Die damals 16-jährige Katja Hauck beschreibt darin, was mit ihr rund 3,8 Millionen Kinder in Deutschland täglich erleben. So viele Minderjährige sind gemäß einer Schätzung des Bundesfamilienministeriums von der psychischen Erkrankung eines Elternteils betroffen und haben ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens selbst seelisch zu erkranken. Das Verhalten der Eltern ist für die betroffenen Kinder oft unverständlich und nicht berechenbar. Bereits in jungen Jahren merken sie, dass es dem Vater oder der Mutter nicht gut geht und suchen für sich nach Antworten, die sie jedoch häufig nicht bekommen. Ängste und Vorurteile führen zu einer Tabuisierung des Themas innerhalb und außerhalb der Familie. Dabei kann ein offener Umgang mit der Erkrankung in der Familie die Kinder schützen und ihnen helfen, die Symptome einzuordnen.
Katja und Uwe Hauck haben in ihrem gemeinsamen Buch die Form des Briefwechsels gewählt und zeigen so, wie eine offene Auseinandersetzung zum Wohl der Familie mit dem Tabuthema „Psychische Erkrankung“ gelingen kann. Im Anschluss besteht auch hier die Möglichkeit, online Fragen zu stellen.
Mehr zur Veranstaltung
Die Woche der seelischen Gesundheit ist eine Kooperationsveranstaltung der Städte Frankenthal, Ludwigshafen und dem des Rhein-Pfalz-Kreises und wird von den Psychiatriekoordinatoren der Region gemeinsam mit den gemeindepsychiatrischen Diensten und Einrichtungen, sowie den Volkshochschulen vor Ort organisiert.
Die Veranstaltung wird unterstützt durch die Sparkasse Vorderpfalz, die Sparkasse Rhein-Haardt, die AOK, die Firma Print Art, die BASF SE sowie durch die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. und dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie in Rheinland-Pfalz.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, eine Voranmeldung oder Registrierung nicht erforderlich.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.woche-der-seelischen-gesundheit.de. Fragen und Kommentare können während der Veranstaltung auf dieser Homepage über die Kommentarfunktion eingegeben werden. Die Veranstalter laden herzlich dazu ein, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Die technische Voraussetzung für die Teilnahme ist ein internetfähiges Endgerät, das Online-Videos abspielen kann, beispielweise ein Smartphone, Laptop, Tablet oder PC.