Mannheim: Neue Sektion des IFFMH zeigt die künstlerischen Möglichkeiten des Bewegtbildes jenseits des Kinofilms

Mannheim – Mit FACING NEW CHALLENGES möchte das IFFMH die Perspektive weiten und Kunstwerken eine Plattform bieten, die in ihrem Inhalt und ihrer Form neu, innovativ und wagemutig sind. Die Sektion rückt aktuelle Tendenzen im Grenzbereich von Film, bildender Kunst und neuen elektronischen Medien in den Blick.

Das Spektrum reicht von Installationen bis hin zu Konzeptfilmen: Durch das Zusammenspiel von Kunstwerken und Spielorten wird das Publikum dazu angeregt, das Verhältnis von Film zu den anderen Künsten zu reflektieren.

Mit dem Heidelberger Kunstverein und der Kunsthalle Mannheim konnten für die 69. Ausgabe des IFFMH zwei wichtige Partner aus der Metropolregion gewonnen werden.
Im Heidelberger Kunstverein findet eine Gruppenausstellung mit dem Titel »Water« statt. Angesichts von Klimawandel und Umweltverschmutzung, aktueller und zukünftig zu erwartender Verteilungskämpfe und nicht zuletzt seiner Bedeutung für die (post-)koloniale Historie ist Wasser ein hochaktuelles und drängendes Thema. Doch Wasser ist auch Transit- und Lebensraum und eine chemische Verbindung mit besonderen ästhetischen Eigenschaften. Die Zusammenschau unterschiedlichster Arbeiten bedeutender zeitgenössischer Künstler*innen möchte einen möglichst breit gefächerten Blick auf dieses ebenso schöne und lebensstiftende wie bedrohte und – auch dadurch – bedrohliche Element erlauben.

Susanne Winterling zum Beispiel erforscht die Beziehung zwischen Meeresökologie, Klimawandel und dem Anthropozän anhand eines ozeanischen Weitblicks. Ihre Sound-Installation Planetary Opera In Three Acts, Divided By The Currents kombiniert natürliche und synthetische, dokumentarische und imaginäre Klänge – darunter Hydrophonaufnahmen von Algen, Geräusche schlüpfender Schildkröten, Krabben, die ihre Krallen aneinander reiben und andere ökologische Wunderwerke.

In seinem visuell eindrucksvollen Film Haemocyanin beobachtet der interdisziplinär arbeitende finnische Künstler Tuomas A. Laitinen, wie ein Oktopus mit einer Glasstruktur interagiert, und denkt so über die Bewegungen des Körpers als Sprache, sowie über Systeme der Anpassung nach.

Die Ausstellung eröffnet mit einer Vernissage am Mittwoch, 11. November 2020, und kann bis zum 17. Januar 2021 besucht werden.

Die Kunsthalle Mannheim zeigt die mit zahlreichen Auszeichnungen bedachte Zwei-Kanal-Videoinstallation Again / Noch einmal von Mario Pfeifer. Wenn es ein Werk im deutschen Kunstfilm gibt, das in der jüngeren Vergangenheit Aufsehen erregt hat, dann dieses! Es basiert auf der realen Geschichte des aus dem Irak nach Deutschland geflohenen Schabas Al-Aziz, der nach einem Streit mit einer Supermarktkassiererin von mehreren anwesenden Kunden beschimpft, zusammengeschlagen und schließlich an einen Baum gefesselt wurde. Eine Frau filmte das Geschehen und das Video ging viral. In Diskussionen im Internet gaben viele Kommentare dem Geflüchteten die Schuld an der Eskalation. Bevor es 2017 zum Prozess kam, fand man Al-Aziz erfroren im Wald auf und der Fall wurde eingestellt.
In Noch einmal versammelt Mario Pfeifer nun deutsche Bürger*innen zu einer Jury. Sie sind mit der Aufgabe betraut, die Ereignisse aufs Neue zu bewerten. Die Schauspieler*innen Mark Waschke und Dennenesch Zoudé moderieren diesen Vorgang. Es geht um das Verhältnis von Zivilcourage, Selbstjustiz und Fremdenfeindlichkeit und nicht zuletzt um die Frage nach unserer Wahrnehmung der Realität und ihren Voraussetzungen.

Die Präsentation wird am Freitag, den 20. November 2020, um 16.00 Uhr eröffnet.


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