Bad Dürkheim – Die Kreisverwaltung bereitet sich schon länger auf den Fall vor, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch in den Landkreis Bad Dürkheim kommen könnte.
„Mit dem Ausbruch in Brandenburg ist die Seuche in Deutschland angekommen. Das war nur eine Frage der Zeit. Für uns hat sich die Situation dadurch allerdings kaum geändert. Wir bereiten uns ohnehin seit mehr als zwei Jahren auf einen eventuellen Ausbruch vor. In Brandenburg ist die ASP für uns nicht näher als in Belgien, wo sich die Krankheit schon länger verbreitet“, so Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. Die Afrikanische Schweinepest ist eine hochansteckende Tierseuche bei Haus- und Wildschweinen. Für andere Tierarten und den Menschen ist die Krankheit ungefährlich. Dennoch zeichnet sie sich durch eine hohe Sterblichkeit bei Schweinen, schwere sozioökonomische Konsequenzen, sowie durch eine unvorhersehbare Verbreitung aus. Sie wird zwischen den Tieren übertragen, kann sich aber auch durch verarbeitete Wurst- und Fleischwaren, die achtlos weggeworfen werden, ausbreiten.
Das Veterinäramt der Kreisverwaltung Bad Dürkheim hat mehrere Maßnahmen getroffen. Schon Anfang 2018 wurde eine Sachverständigen-Gruppe eingerichtet, in der unter anderem die Kreisjagdmeister, der DJV-Kreisgruppenvorsitzende, Forstamtsmitarbeiter, sowie Mitarbeiter der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes beteiligt sind. Es finden regelmäßige Treffen, etwa zwei Mal pro Jahr, statt. Im Frühjahr 2018 wurde ein Bergefahrzeug angeschafft: Auch in Gelände, das nicht mit PKW befahren werden kann, können mit diesem Fahrzeug tote Wildschweine geborgen werden. Das Fahrzeug ist mit einem Kran und einer Seilwinde ausgestattet, zwei Wildschlitten zum Transport der Kadaver durch das Gelände bis zum Fahrzeug stehen zur Verfügung. Auf dem Gelände der Kläranlage in Hettenleidelheim steht seit Frühjahr 2018 ein Wildbretcontainer zur Verfügung. Hier würden bei einem Seuchenausbruch erlegte Tiere bis zum Vorliegen eines Negativ-Ergebnisses gelagert. Der Container wurde überarbeitet und wäre bei einem Ausbruch der ASP innerhalb von zwei bis drei Tagen einsatzbereit. Zusätzlich wurden Kadavercontainer angeschafft. In diesen können im Fall eines Seuchenausbruchs tot aufgefundene Tiere nach Beprobung entsorgt werden. Im Rahmen der Vereinbarung mit Jagdpächtern in Haßloch wurde ein solcher Kadaverplatz mit Bezug auf Entsorgung von Tieren, die positiv auf den Dunker‘schen Muskelegel getestet wurden, schon eingerichtet und wäre im Seuchenfall der ASP direkt zu nutzen. Darüber hinaus finden regelmäßige Tierseuchen-Übungen statt.
Die Halterinnen und Halter von Hausschweinen wurden und werden regelmäßig aufgesucht bzw. kontaktiert, um diese auf mögliche Eintragsquellen und vorbeugenden Hygienemaßnahmen hinzuweisen. Hierbei wird insbesondere auf das Verbot der Verfütterung von Speiseabfällen hingewiesen, da dies nach wie vor die größte Gefahr für einen potenziellen Eintrag der ASP in Hausschweinebestände darstellt.
In diesem Jahr hat der Landkreis außerdem eine Abschussprämie eingeführt (ab Jagdjahr 2020/2021), um den Bestand der Wildschweine zu minimieren – je weniger Wildschweine in einem Gebiet leben, desto langsamer kann sich die ASP ausbreiten. Die Auszahlung der Prämie wird an die Anzahl der im laufenden Jagdjahr im Landkreis Bad Dürkheim erlegten Wildschweine gekoppelt. Für jedes Revier im Landkreis wird der Durchschnitt der dort in den letzten drei Jagdjahren (1. April bis 31. März) erlegten Wildschweine als Mindestabschuss individuell zugrunde gelegt. Erst wenn dieser Mindestabschuss im betreffenden Revier überschritten wird, erfolgt eine Prämienausschüttung. Die Prämie von 80 Euro pro Wildschwein wird nur für Tiere, die über dem Mindestabschuss hinaus erlegt werden, ausgezahlt. Voraussetzung ist die Abgabe der zugehörigen Trichinenproben beim Veterinäramt Bad Dürkheim.
Das Monitoring auf die Klassische und Afrikanische Schweinepest wurde in den vergangenen Jahren konsequent intensiviert; zuletzt hat das Land zum 20.09.2020 die Fallwildprämie von 50 Euro auf 70 Euro erhöht.
„Das alles sind Bausteine, damit die Seuche, zum einen schnell entdeckt wird, sollte sie zu uns kommen. Und zum anderen, damit sie sich weniger schnell ausbreitet oder komplett eingedämmt wird. Das Veterinäramt ist seit Jahren mit diesem Szenario befasst. Wir sind gerüstet“, sagt Landrat Ihlenfeld.