Ludwigshafen – Tatort Ebert-Halle: Mehr Spannung geht fast nicht! Die letzte Minute läuft, da bringt Ivan Martinovic die Hannoveraner wieder in Front: Sie führen 27:26. Noch 32 Sekunden bleiben. Hannover wehrt sich, blockt ab. Zwei Sekunden vor Schluss wird Hendrik Wagner beim letzten Freiwurf von Dominik Mappes in Szene gesetzt – und trifft: 27:27 (11:14)! Die Eulen Ludwigshafen haben dem großen Favoriten TSV Hannover-Burgdorf einen Punkt abgetrotzt, ein Bonuspunkt beim Kampf um den Klassenverbleib in der Handball-Bundesliga.
Daran ist fünf Minuten vor Schluss beim Stand von 23:26 nicht zu denken, ehe Gunnar Dietrich, Jan Remmlinger mit seinem vierten Treffer, und der nach der Pause alle überragende Dominik Mappes mit seinem siebten Tor für das 26:26 sorgen. „Am schönsten ist der eine Punkt, der meines Erachtens auch verdient ist“, frohlockt Wagner, der viermal erfolgreich ist. „Ich war überrascht, dass ich da stehen sollte, durfte und den Ball nehmen durfte. Man bringt mir hier schon viel Vertrauen entgegen, vom Trainer, von der Mannschaft“, sagt der 23-Jährige nach seinem Tor, das einen Bonuspunkt beschert, strahlend. „Skofi hat gesagt, dass ich da hin soll, den Ball nehmen soll“, verrät Wagner. Gorazd Škof kommt nach 51 Minuten für den guten Martin Tomovski, der neun Paraden hat. Und Škof hält überragend, beim Stand von 25:26 entschärft er eine Chance des freien Evengi Pevnov – im Gegenzug gleicht Mappes aus: 26:26! „Mappes hat in der zweiten Halbzeit sehr stark gespielt“, lobt Eulen-Trainer Ben Matschke am Ende des Krimis. Bei Mappes ist der Knoten geplatzt!
Das Geisterspiel
Donnerstag, 18.30 Uhr: Eine halbe Stunde vor Spielbeginn. Gespenstisch leer der Parkplatz vor der Ebert-Halle. Wenn 2350 Zuschauer die Halle bevölkern sieht es hier anders aus! Für Verkehr sorgten an diesem Donnerstag aber nur diverse Fahrschulen bei den Nachtübungen mit den Führerscheinbewerbern. Für Hallensprecher Thomas Repp, in der elften Saison am Eulen-Mikro, war es eine ungewollte Premiere: sein erstes Geisterspiel. Wenn schon keine Fans, dann wenigstens Musik zur Einstimmung beim Warmmachen, machte der noch verletzte Linkaußen Jannik Hofmann klar. Ab 18 Uhr legte DJ Tobi Repp wieder auf. Und um 18.50 Uhr hieß es wie immer: „Auf ihr Brieder in die Palz …“ Und neun Trommler aus dem Ordnerstab sorgten für Trommelwirbel. Ein Hauch von Bundesligastimmung. Und dann zwei Minuten vor dem Anpfiff der Sirtaki. Tradition kennt keine Geisterspiele. Die Ordnerschar sorgte 60 Minuten für tolle Unterstützung.
Scholz-Comeback
Die Eulen mussten auch gegen Hannover ohne den etatmäßigen Rechtsaußen Pascal Durak klarkommen. Er hatte am Dienstag einen Bänderriss erlitten. Da auch Kollege Alex Falk weiter verletzt pausiert, war Nothelfer Daniel Wernig erneut voll gefordert. Sein Comeback nach überstandener Wadenblessur gab Linksaußen Jonathan Scholz. Er kam in der 3. Minute erstmals kurz aufs Parkett, in der 26. Minute traf er, verkürzte auf 10:12. Ganz stark begonnen hatte Jan Remmlinger auf Linksaußen: Er traf in der 6. und 7. Minute mit Tempogegenstößen zum 1:1 und 2:1 und sorgte dann auch für das 3:2 (8.). Beim 8:7 durch Azat Valiullin führten die Eulen letztmals in der dramatischen Partie. Pech: Max Haider scheiterte beim Tempogegenstoß an der Latte des von Urban Lesjak zunächst ganz stark gehüteten Tores. Top: Pascal Bührers Zuspiel, das Christian Klimek zum 9:10 nutzte (23.). Ein 1:4-Negativ-Lauf warf die Eulen zurück, ehe Max Neuhaus mit dem 11:14 noch einmal Hoffnung für die Wende nach der Pause keimen ließ.
Siebenmeter-Killer Tomovski
Martin Tomovski hielt die Eulen nach der Pause im Spiel, parierte zwei Siebenmeter von John Hansen (31., 36.). Dann trafen die Rückraumschützen der Eulen: Hendrik Wagner, Jannek Klein und Dominik Mappes. „Ich bin sehr happy. Das Unentschieden ist sehr verdient“, unterstrich Mappes: „In der ersten Halbzeit hätten wir ein, zwei Fehler weniger machen können. In der zweiten Halbzeit sind wir gnadenlos Tempo gegangen.“ Christian Klimek musste kurz nach seinem 17:18-Anschlusstor wegen Rückenproblemen aufgeben (41.). Da legte Mappes erst so richtig los: Mit einem Schlagwurf glich er aus: 18:18 (42.). Und Mappes machte weiter: 19:19, 20:20, 21:21 (45., 47., 48.). „Man kennt das ja – das ist die Philosophie der Eulen: Eulen geben niemals auf“, schwärmte Mappes – Stratege und Torjäger in Personalunion. Aufgeben – nein, das taten sie auch nicht, als Pevnov und Alfred Jönsson aus dem 22:22 ein 22:24 machten. Wieder traf Mappes: 23:24. Aber Ilija Brozovic und Nejc Cehte antworteten – 23:26. Dann aber traf Gunnar Dietrich, Remmlinger verwertete einen Gegenstoß, Mappes krönte seinen Abend …
„Wir waren Fans von uns selbst“, beschrieb Eulen-Coach Ben Matschke die Stimmung beim Geisterspiel, in dem seine Mannschaft eine unglaubliche Moral bewies, die Jungs sich gegenseitig pushten. Entscheidend, dass es nach der Pause gelang, Nationalspieler Fabian Böhm aus dem Spiel zu nehmen. Aber Matschkes Blick ging schon am Abend zum nächsten Spiel am 11. November in Nordhorn: „Das hier ist ein Zubrot! Dann kommt Nordhorn. Das sind die Spiele …“
Statistik
Eulen Ludwigshafen: Tomovski (51. Škof ) – Klein (3), Mappes (7), Dietrich (1) – Wernig (1), Remmlinger (4) – Klimek (2) – Valiullin (1), Scholz (1), Wagner (4), Haider (1), Bührer, Neuhaus (2), Grimm
TSV Hannover-Burgdorf: Lesjak (37. – 55. Ebner) – Martinovic (4), Jönsson (2), Böhm (4) – Hansen (5/2), Feise (2) – Brozovic (3) – Kuzmanovski (2), Pevnov (3), Donker, Cehte (2), Büchner
Spielverlauf: 0:1 (5.), 3:2 (8.), 6:5 (13.), 8:8 (18.), 9:12 (25.), 10:14 (27.), 11:14 (Halbzeit), 13:17 (35.), 15:17 (36.), 16:18 (38.), 17:18 (41.), 18:18 (42.), 20:20 (47.), 22:24 (51.), 23:26 (55.), 26:26 (59.), 26:27 (60.), 27:27 (Ende) – Siebenmeter: 1/0 – 4/2 – Zeitstrafen: 3/6 – Zuschauer: keine – Schiedsrichter: Hörath/Hofmann (Zirndorf/Bamberg).