Mannheim – Am Wochenende fand das herausragende GIRLS GO MOVIE-Kurzfilmfestival aufgrund der Schließung des ursprünglichen Veranstaltungsortes CinemaxX Mannheim erstmals nur online auf dem Vimeo-Kanal von GIRLS GO MOVIE statt. Zahlreiche Zuschauer hatten so die Gelegenheit, die Werke der jungen, weiblichen Filmszene zu bewundern und die diesjährigen Preisträgerinnen von GIRLS GO MOVIE zu feiern.
Das Kurzfilmfestival ist eine etablierte Plattform für junge Filmemacherinnen der Region und darüber hinaus. Es bietet Anfängerinnen die Möglichkeit, sich filmisch auszuprobieren und ist zugleich eine Chance für professionelle Newcomerinnen, ihre Werke einem großen Publikum zu präsentieren. Am Wochenende gab es wieder die Gelegenheit, die beeindruckenden Ergebnisse der Filmarbeit zu sehen.
Die 53 Wettbewerbsbeiträge gaben einen Einblick in die Themen, die Mädchen und junge Frauen bewegen. Die Auseinandersetzung mit sehr persönlichen Themen war dabei stark vertreten. Die Filme richteten mit zeitpolitischem Bezug zudem auch den Blick auf die Gesellschaft und die außergewöhnlichen Umstände der vergangenen Monate: So fanden sich unter den Einreichungen sehr viele Filme, die sich mit den Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Gesellschaft, aber auch das ganz persönliche Leben der Filmemacherinnen auseinandersetzten. Themen wie Isolation, Angst, Selbstwahrnehmung und Verzweiflung, aber auch Hoffnung, Freundschaft und Liebe standen im Mittelpunkt.
„Mein Dank richtet sich an erster Stelle an die diesjährigen 108 Teilnehmerinnen, von denen an diesem Festivalwochenende 53 Kurzfilme gezeigt wurden. Mit Euren Beiträgen habt Ihr uns an Euren Gedanken und Themen, an Euren Einsichten und Ansichten teilhaben lassen. Ihr regt mit Euren Filmen zum Nachdenken und zur Reflexion an und zeigt auf vielfältige Weise, was Euch aktuell bewegt, vor allem in diesem ungewöhnlichen Jahr“, hob der Mannheimer Bildungsbürgermeister Dirk Grunert bei der Preisverleihung hervor.
„Seit 16 Jahren bietet das Festival eine wundervolle öffentliche Bühne für Reflexionen, Träume, Utopien, aber auch harte Realitäten junger Frauen und Mädchen – einen Raum unterschiedlicher Wirklichkeiten und Wirklichkeitsverarbeitungen und somit einen Ort der Teilhabe und des Diskurses“, stellte Elina Brustinova, Vorsitzende Stadtjugendring Mannheim e.V., fest.
Mädchen und Frauen zwischen zwölf und 27 Jahren aus der Metropolregion Rhein-Neckar, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und erstmals auch aus Hessen waren aufgerufen, sich mit Beiträgen am Festival zu beteiligen. Das Beratungs- und Supportprogramm unterstützte die Teilnehmerinnen im Vorfeld. Wer wollte, konnte sich zudem mit seinem Filmkonzept für das Mentoringprogramm von GIRLS GO MOVIE bewerben und wurde durch Studentinnen und Absolventinnen der Filmakademie Baden-Württemberg bei dessen Realisierung unterstützt.
Während der Festival-Samstag den Mädchen unter 18 Jahren sowie den Teilnehmerinnen des GIRLS GO MOVIE-Sonderprojektes „Dokumentarisches Porträtieren“ in Kooperation mit der SAP gewidmet war, präsentierten am Sonntag die volljährigen Nachwuchs- Regisseurinnen ihre Filme. In anschließenden Videostatements hatten ausgewählte Filmerinnen die Gelegenheit, über den Entstehungsprozess der Filme zu berichten. Das offene Format „Meet the Team“ bot an beiden Tagen allen Filmemacherinnen die Möglichkeit in einem virtuellen Raum mit dem GIRLS GO MOVIE Team und den anderen Filmemacherinnen in den Filmpausen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und sich zu vernetzen. Die Veranstaltungsreihe zur Berufsorientierung „Focus on your job“ fand am Samstagvormittag erstmals online statt und wurde sehr gut angenommen. Im Rahmen der Online-Preisverleihung am Sonntagabend wurden die Gewinnerinnen beider Gruppen bekannt gegeben. Das Team von GIRLS GO MOVIE dankt der diesjährigen hochkarätigen Jury aus Fachfrauen der Branche: Mit Carolin Ellwanger (Kunsthistorikerin und Bildende Kunst- Beauftragte beim Kulturamt Mannheim) wurden sowohl der Austragungsort Mannheim als auch ein Hauptförderer vertreten, und mit Gaby Babić (Filmwissenschaftlerin und Kuratorin, Leitung Kinothek Asta Nielsen e.V., Frankfurt) und Christiane von Wahlert (Vorständin der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden) auch das neue Einzugsgebiet Hessen.
Die Jury-Preise
In der Kategorie der Zwölf- bis 17-Jährigen:
- Bester Film: Der Preis für den besten Film ging an „Hey ihr …!“ von Gina Willey, Juli
Rosa Döhring, Rosa Cymutta, Lianne Mastenbroek, Mathilda Kauschke, Stella Zaffino, Sophia Margara aus einem GIRLS GO MOVIE-Sommerferiencamp mit dem Schwerpunkt „Social Media“. „Der Film hinterfragt auf kritische Weise das Phänomen Influencerinnen an sich und stellt deren Marketing-geformte Glaubwürdigkeit in Frage. Dieser reflektierte Umgang mit dem Thema, aber auch die überzeugende schauspielerische Leistung der sieben Mädchen hat uns als Jury sehr beeindruckt“, so Ellwanger. - Bester Gruppenfilm: Über den Preis für den besten Gruppenfilm durften sich die Teilnehmerinnen eines weiteren GIRLS GO MOVIE-Sommerferiencamps freuen. „CORONA-ZEIT“ von Lea Herbig, Leni Meeder, Mia Leciejewski, Nidhi Palle und Paula Friedrich „erzählt phantasievoll und ideenreich von der Corona-Zeit eines Mädchens“, so Babić. „Den Film machen eine tolle Hauptdarstellerin, eine klare und farbenfrohe Bildkomposition, der effektvolle Einsatz von Stop-Motion-Sequenzen und witzige Einfälle und geschickt eingesetzte Wiederholungen aus.“
Die Preisträgerinnen in der Kategorie der 18-27-Jährigen:
Die Jury entschied sich, den Preis für den besten Film zu teilen und an zwei Filme zu vergeben. In alphabetischer Reihenfolge sind das:
- Bester Film: „Halblaut“ von Nina Gibler. Babić begründet: „Nina Gibler kreiert in 2:17 Minuten ein kleines, sehr filmisches Juwel. ‚I‘m foreign but I keep walking in the world of sound‘ – das ist das beeindruckende Motto der Hauptdarstellerin – vielleicht auch der Filmemacherin? Jedenfalls schafft sie es uns buchstäblich eintauchen zu lassen in ihre Welt.“
- Bester Film: „Wait“ von Paula Rosenbaum „ist eine Ode an die Liebe zwischen zwei jungen Frauen und ein Requiem zugleich“, so von Wahlert. „Paula Rosenbaum gelingt es, die Erinnerung an das Glück und die Trauer über den Verlust ineinander zu verflechten, sodass große emotionale Dichte entsteht.“
- Mutigster Film: Mit „Patriarchy Productions“ entwirft Kim-Marlen Muench „ein raffiniert verrätseltes und intelligentes Spiel mit Blickregie und Schaulust. Wer schaut hier eigentlich wen an? Und warum?“ Von Wahlert beteuert: „Die vorzügliche Kamera und der rhythmische Schnitt werden kongenial begleitet von einem elektronisch-minimalistischem Club Klangteppich.“
Aufgrund der vielen Filmeinreichung von Filmstudentinnen wurde erstmals ein Preis für den besten Hochschulfilm vergeben.
- Bester Hochschulfilm: Ellwanger bezeichnet den 2D-Animationsfilm „Yolk“ von
Bianca Scali „als absolut herausragend. Die Beziehung zum eigenen Körper und zur eigenen Weiblichkeit ist das zentrale Thema dieses wertvollen Kurzfilms, der in knappen drei Minuten vom Wachsen und Verändern und letztlich vom Ende einer Kindheit erzählt. Bianca Scali hat dafür eine eindringliche und sehr individuelle Bildästhetik gefunden und die Jury voll und ganz überzeugt.“
Girlsjury-Preise: Die Girlsjury, bestehend aus Amber Arundel, Charlot van Heeswijk und Emina Smajic, verlieh zwei Preise: Erneut ausgezeichnet unter den jüngeren Teilnehmerinnen wurde „Hey ihr …!“ von Gina Willey, Juli Rosa Döhring, Rosa Cymutta, Lianne Mastenbroek, Mathilda Kauschke, Stella Zaffino, Sophia Margara. Unter den 18- bis 27-Jährigen gewann erneut „Halblaut“ von Nina Gibler.
Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 3500 Euro vergeben.
Sonderpreise:
- Auch in diesem Jahre verliehen der Offene Kanal Ludwigshafen und metropolregion.tv den Fernsehpreis: Eine GoPro-Kamera als Sachpreis ging an Julia Königseder und ihren Film „Schachta“.
- Erneut verlieh der Zonta-Club Mannheim e.V. einen mit 500 Euro dotierten Sonderpreis an Nina Gibler für ihre Dokumentation „Blitzbrot”.
Die Moderation der Preisverleihung übernahm Janina Klabes. Zwei prominente Schirmherrinnen haben sich GIRLS GO MOVIE zur Seite gestellt: Daniela Knapp, mehrfach ausgezeichneten Kamerafrau aus Berlin, sowie Daniela Kötz, langjährige Leiterin des Programm-Managements des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg und des Festivals des Deutschen Films in Ludwigshafen.
Seit April 2020 wurden den Teilnehmerinnen in individuellen Filmcoachings grundlegende Kenntnisse für die Umsetzung eines eigenen Films vermittelt. Das Projekt hat schnell auf die neuen Einschränkungen reagiert und die Filmteambegleitungen via Online- Kommunikationstools und Telefon realisiert. Aufgrund von Corona-bedingten Schulschließungen fanden 2020 zwar keine Schulbegleitungen statt, dennoch konnten drei Feriencamps in den Sommerferien realisiert werden. Eines davon mit dem Themenschwerpunkt „Social Media“. Bis zum 14. September hatten die Nachwuchsfilmerinnen Gelegenheit, ihren Wettbewerbsbeitrag zu planen, umzusetzen und einzureichen. Insgesamt beteiligten sich 115 Filmbegeisterte an 56 Filmeinreichungen.