Sinsheim – Geschäftsführung und Klinikleitung der GRN-Klinik Sinsheim ziehen die Notbremse und ordnen einen Aufnahmestopp an. Ab Samstag, 5. Dezember 2020, meldet sich die Klinik von der Rettungsleitstelle ab und steht damit nicht mehr zur Anfahrt durch Rettungsfahrzeuge zur Verfügung. „Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht“, sagt Dr. Johannes Berentelg, Ärztlicher Leiter der Klinik.
Mit Stand von Freitagvormittag liegen 12 bestätigte Corona-Fälle auf der Isolierstation sowie fünf Verdachtsfälle, die die gleichen Kapazitäten binden wie bestätigte Covid-19-Patienten. Auf der Intensivstation sind 10 Betten belegt, davon fünf mit Patienten, die eine bestätigte Corona-Infektion haben, alle fünf werden beatmet. Vorgesehen für Corona-Patienten sind auf der Intensivstation eigentlich 4 Betten. „Wir sind also auf der Intensivstation jetzt schon eine Person über dem Soll“, sagt Dr. Berentelg, der darauf hinweist, dass dort auch noch andere intensivmedizinisch zu versorgende Menschen behandelt werden. Mit Stand von Freitag früh war auf der Intensivstation nur noch ein Bett frei.
„Wir kommen unserem Versorgungsauftrag auch weiterhin nach, Patienten zu behandeln. Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation stehen wir mit Rettungsdiensten und den niedergelassenen Ärzten in Kontakt, nicht dringende Behandlungen aufzuschieben oder die Patienten in anderen Einrichtungen zu behandeln“, erklärt Klinikleiter Thorsten Großstück.
Rückendeckung erhalten Großstück und Dr. Berentelg aus der Geschäftsführung der GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH. Geschäftsführer Rüdiger Burger sagt: „Die Klinik in Sinsheim leistet in der Versorgung von Corona-Patienten seit Wochen deutlich mehr als viele andere Kliniken in der Region. Sinsheim hat in den letzten 6 Wochen durchgängig täglich mehr als 20 COVID-Patienten stationär behandelt. Dabei sind die Verdachtsfälle, die durch die Isolierung ebenfalls einen höheren Aufwand verursachen, nicht eingerechnet.“ Sinsheim habe damit in der 2. Welle „die höchste Belastung der vier GRN-Kliniken und unter Berücksichtigung der verfügbaren Klinikbetten, die höchste Belastung in Heidelberg und im Kreis“.
Obwohl die Klinik vor zwei Wochen bereits das OP-Programm reduziert hat, sind aktuell von 225 Betten 185 belegt, überwiegend mit Notfallpatienten. Hinzu kommen aktuell nicht belegbare Betten, so zum Beispiel im Isolierbereich, wo Doppelzimmer statt von zwei Patienten nur einzeln genutzt werden können. Zudem ist damit zu rechnen, dass nach den Ausbrüchen in den Pflegeheimen in Eschelbronn und Sinsheim-Eschelbach in nächster Zeit weitere Corona-Patienten einer stationären Behandlung bedürfen. Darauf Bezug nehmend sagt Thorsten Großstück: „Wir stehen an der Kapazitätsgrenze und müssen uns jetzt Luft verschaffen, um die Versorgung weiter sichern zu können.“