Kaiserslautern – Sie setzen sichtbar Zeichen auf dem Campus: Zwei 4,60 Meter hohe Edelstahl-Skulpturen in Gestalt von scheinbar rotierenden Kreiseln bilden den ersten Teil der „Kunst am Bau“ für die neuen Forschungsgebäude LASE und LPME der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK).
Vorgestellt wurde das Kunstwerk am 8. Dezember 2020 von TUK-Präsident Prof. Dr. Arnd Poetzsch-Heffter, Niederlassungsleiter Norbert Höbel vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung und seinem Schöpfer, dem Künstler Camill Leberer aus Stuttgart.
Der Maler und Bildhauer Camill Leberer hat im Team mit dem Video- und Installationskünstler Ulrich Bernhardt (beide Stuttgart) den Doppelwettbewerb des Landes für die Kunst am Bau der beiden benachbarten Institutsneubauten LASE (Laboratory for Advanced Spin Engineering) und LPME (Laboratory for Ultra-Precision and Micro Engineering) gewonnen. Die beiden farbig akzentuierten, trotz ihrer Größe tänzerisch-verspielt anmutenden Kreisel nehmen Bezug auf den Forschungsschwerpunkt von LASE, den Spin: Der Eigen-Drehimpuls von Quantenteilchen im Inneren der Atome bildet die Grundlage für alle magnetischen Phänomene. An der Nutzbarkeit des Spin für innovative technische Anwendungen werden künftig rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär im LASE forschen. Der Innenausbau des Laborgebäudes läuft derzeit auf Hochtouren, die Übergabe an die TUK ist für 2021 geplant.
TUK-Präsident Prof. Dr. Arnd Poetzsch-Heffter sagte:
„Ich danke dem Künstler für die imposanten Skulpturen sowie dem Auswahlgremium für die sehr treffsichere Entscheidung. Mit den beiden Kunstwerken gelingt es eindrucksvoll, das Wesen der Spin-Forschung, die wir im zukunftsweisenden LASE-Gebäude unter einem Dach bündeln werden, für alle (be)greifbar zu machen. Zudem ist die den Kreiseln innewohnende spielerische Komponente eine sehr schöne Bereicherung für das Erscheinungsbild unseres Campus. Zusammen mit dem neu gestalteten Außenbereich werten die Skulpturen die Verbindungsachse zum ESA-Studierendenwohnheim und der Musterbausiedlung ‚Small House Village‘ sichtbar auf. Ich bin auch sicher, dass sich die vielen Erholungssuchenden, die diesen Zugang in den Wald nutzen, sich zukünftig an dem Anblick erfreuen werden.“
Ausgelobt wurde der Kunst-am-Bau-Wettbewerb vom Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch den Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Niederlassung Kaiserslautern. Für die beiden Stirnseiten der Institutsbauten sollten Kunstwerke geschaffen werden, die sowohl die entstehende Architektur angemessen ergänzen als auch die neu geschaffenen Wegeverbindungen auf dem Campus adäquat begleiten, akzentuieren und städtebaulich hervorheben. Die Kunstwerke sollten sich auf die jeweiligen Forschungsschwerpunkte der Neubauten beziehen, deren Außenraum gestalten und auch auf den Innenraum wirken. Entstehen sollten zwei eigenständige Kunstwerke mit jeweils eigener Identität, die zugleich miteinander in Korrespondenz treten und sich gegenseitig ergänzen und bereichern.
In der ersten Wettbewerbsphase, einem offenen, europaweit ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren, konnten sich Zweier-Teams von Kunstschaffenden anhand von Arbeitsreferenzen für die Teilnahme bewerben. Aus insgesamt 81 Bewerbungen wurden nach jeweils einstimmigen Jury-Urteilen elf Teams zur Bearbeitungsphase – Phase zwei des Wettbewerbs – eingeladen. In der Preisgerichtssitzung im Herbst 2019 erkannte die Jury den Entwürfen aus Stuttgart einstimmig den ersten Platz zu.
„Insbesondere die metaphorische Hervorhebung des Themas ,Spielen‘ weckt Assoziationen, die mit dem Thema ,Forschung‘ in bemerkenswerter Weise korrelieren, und verleiht den Werken ihre Überzeugungskraft“,
schreibt die Jury in ihrer Begründung.
Die monumentalen Kreisel sind aus 2 Millimeter dickem Edelstahl geschweißt, anschließend geschliffen und lackiert. Auf Betonsockel montiert, wurden sie im Außenbereich vor der östlichen Stirnseite des Gebäudes – zur Biegung der Gottlieb-Daimler-Straße hin – an verschiedenen Orten platziert.
Ihr Schöpfer Camill Leberer erläuterte:
„Spielen ist eine kulturprägende Tätigkeit und somit auch für den Erkenntnisgewinn in der Wissenschaftlich relevant. Fundamentale Voraussetzung für das Spiel ist die Neugierde. Im zweckfreien Spiel eignet sich der Mensch seine Welt an und erschließt sie damit seinem Verständnis. Folgt man der Kulturtheorie von Johan Huizinga, so kommt mit dem ,homo ludens‘, dem ,spielenden Menschen‘, das Neue ,in unbedingter Freiheit‘ in die Welt.“
In Korrespondenz mit den Skulpturen im Freiraum werden im Foyer des LASE links und in Front zum Eingang des Erdgeschosses zwei 300 mal 200 Zentimeter große künstlerisch gestaltete Glastafeln installiert. Sie nehmen die Rotationsspuren der Kreisel in graphischer Form auf, ergänzt um Farbflächen und organische Strukturen. Die künstlerische Graphik wird im keramischen Digitaldruck auf das Glas aufgebracht.
„Für die LBB-Niederlassung Kaiserslautern ist es ein seltener Glücksfall, dass zwei so anspruchsvolle und besondere Forschungsgebäude in so engem zeitlichen Zusammenhang an der Universität geplant und gebaut werden können“,
sagte LBB-Niederlassungsleiter Norbert Höbel.
„Umso mehr freut es mich, dass es uns gelungen ist, auch für die Kunst am Bau der beiden Projekte mit einer besonderen und erstmals im Land durchgeführten Form des ,Doppelwettbewerbs‘ neue Wege zu beschreiten. Das Kunstwerk für das LASE-Gebäude mit den skulpturalen Kreiseln im Außenbereich, die mit den Glastafeln im Foyer korrespondieren, steht nun als vollendetes Werk von Herrn Camill Leberer vor uns. Gerade in diesen schweren Zeiten der Pandemie, in denen Kunst und Kultur sehr eingeschränkt werden mussten, freut es mich umso mehr, dass wir der Technischen Universität, der Stadt Kaiserslautern und der ganzen umgebenden Region ein neues künstlerisches Highlight im öffentlichen Raum zum Erleben und Genießen anbieten können.“
Das Kunstwerk von Co-Preisträger Ulrich Bernhardt für das LPME-Gebäude ist eine Glasarbeit, welche die gesamte Fensterfassade von Sockel- und Erdgeschoss gestaltet. Diese Arbeit wird mit der Fertigstellung des Laboratory for Ultra-Precision and Micro Engineering voraussichtlich im Jahr 2022 umgesetzt.