Mainz – Mit der Einweihung des Gäste- und Seminarzentrums ist heute das Mainzer Institut für Theoretische Physik (MITP) auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) offiziell eröffnet worden.
Gegründet wurde das Institut bereits 2013 als Teil des Exzellenzclusters "Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter" (PRISMA). Das Mainzer Institut für Theoretische Physik ist ein internationales Forschungszentrum, das sich in seiner Konzeption an weltweit erfolgreiche Theorie-Institute wie das Kavli Institute for Theoretical Physics (KITP) in Santa Barbara oder das Galileo Galilei Institute for Theoretical Physics (GGI) in Florenz anlehnt. Das MITP hat sich in kürzester Zeit innerhalb der internationalen Wissenschaftsgemeinde im Bereich der Physik etabliert und die Rolle eines weltweit beachteten Theoriezentrums eingenommen.
MITP stellt Ressourcen in Form von Räumen sowie personeller und finanzieller Unterstützung zur Verfügung, die es auswärtigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlauben, in Mainz mehrwöchige wissenschaftliche Programme oder kürzere Workshops zu den vielfältigen aktuellen und wichtigen Fragen der theoretischen Elementarteilchen-, Astroteilchen- und Hadronenphysik zu organisieren. Die Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Feldern der theoretischen Physik, aber auch der Austausch mit den experimentell arbeitenden Kolleginnen und Kollegen stehen dabei im Mittelpunkt. Die neu geschaffenen Räumlichkeiten des Gästezentrums stellen Büros für 33 auswärtige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, einen mit moderner Technik ausgestatteten Seminarraum und einen attraktiven Diskussionsbereich („Lounge“) zur Verfügung. Alles ist darauf ausgerichtet, ein effizientes und angenehmes Arbeiten zu ermöglichen und den wissenschaftlichen Austausch sowie Kooperation zwischen den verschiedenen Disziplinen zu stimulieren. Einzelnen Gästen wird im Rahmen des MITP-Gästeprogramms außerdem die Möglichkeit geboten, über einen längeren Zeitraum in Mainz zu leben und zu forschen.
Das Theoriezentrum wird von der wissenschaftlichen Gemeinschaft für die wissenschaftliche Gemeinschaft organisiert: Die externen Organisatoren sind verantwortlich für das wissenschaftliche Programm, das MITP stellt die notwendige Infrastruktur für dessen Durchführung zur Verfügung. Aus den eingereichten Vorschlägen zu den wissenschaftlichen Programmen wählt ein international besetztes Gremium („Advisory Board“) renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diejenigen aus, die inhaltlich und konzeptionell am meisten überzeugen.
Seit 2013 wurden sieben Programme und fünf Workshops durchgeführt. Im Jahr 2014 besuchten bereits mehr als 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das MITP und tauschten sich zu aktuellen Themen wie dunkle Materie, Physik jenseits des Standardmodells und Stringtheorie aus. Die Unterstützung durch das MITP wurde von den Teilnehmern der wissenschaftlichen Programme und Workshops, die 2014 abgehalten wurden, in 75 Veröffentlichungen und Vorabdrucken gewürdigt. Im Laufe des Jahres 2015 finden weitere sechs Programme sowie vier Workshops statt. Thematisch befassen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann unter anderem mit der Neutrinophysik und deren wachsender Bedeutung für die Astroteilchenphysik, mit der Suche nach neuen Teilchen am LHC und mit den Beiträgen der Gitter-QCD zur Überprüfung des Standardmodells der Teilchenphysik. Zusammen mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkolleg „Symmetriebrechung in fundamentalen Wechselwirkungen“ (GRK 1581) organisierte das MITP im September 2014 eine internationale Sommerschule.
Mit der äußerst populären öffentlichen Vortragsreihe „Physik im Theater“ beteiligt sich das MITP außerdem aktiv an der Wissensvermittlung vor Ort. Für dieses Format werden Themen aus der aktuellen Forschung allgemeinverständlich aufbereitet und der interessierten Öffentlichkeit durch hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentiert.
Die Vorträge finden bewusst außerhalb des Campus statt, um die Wissenschaft auch im Wortsinn „nach außen“ zu tragen. Im Mai 2014 beispielsweise ließ Prof. Dr. Rolf Heuer, Generaldirektor des europäischen Forschungszentrums CERN bei Genf, mehr als 900 Gäste im Großen Haus des Staatstheaters Mainz am Nachweis des Higgs-Teilchens teilhaben und begeisterte mit seinen spannenden Einblicken in die Forschungsaktivitäten des CERN und dessen Rolle für den Wissenstransfer und die Völkerverständigung. Der nächste Vortrag in dieser Reihe findet am 27. Juni 2015 statt. Dr. Paolo Ferri, Leiter der Rosetta-Mission der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA, erklärt dann in seinem Vortrag, wie mit der Rosetta-Mission zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt ein Rendezvous mit einem Kometen zustande kam.