Heidelberg – Abschied und Neuanfang sind eng miteinander verknüpft. Auch der Abschied von dem Asiatischen Elefanten Voi Nam, den am vergangenen Freitag zahlreiche Gäste des Zoo Heidelberg mitfeierten, bedeutet einen Neubeginn für den 13 Jahre alten Jungbullen.
In den frühen Morgenstunden am Dienstag, 5. Mai 2015 war es soweit. Voi Nam, der sich in den letzten fünf Jahren in Heidelberg zu einem stattlichen Elefantenbullen entwickelte, machte sich auf seine Reise nach Leipzig. Es war eine Heimreise in seinen Geburtszoo, aus dem der junge Elefant damals nach Heidelberg entsandt wurde. Bereits damals war es ein logistisches Meisterwerk, den sicheren und ungewöhnlichen Transport in der Vorbereitung und auf der Strecke zu meistern.
Vorangegangen sind auch bei der jetzigen Reise zahlreiche Übungsstunden für den „jungen Wilden“. Für den reibungslosen Ablauf beim Verladen des fast vier Tonnen schweren Elefanten wurde in den letzten Wochen der Gang zur Transportkiste geübt. Mit Leckereien wie Äpfeln und Brotstücken wurde der sanfte Riese in den Behandlungsstand geleitet, von dem aus er am Reisetag in den Spezialcontainer gehen sollte. Voi Nam, der für seine ruhige Ausstrahlung auch gegenüber den anderen Elefanten in der Jungbullen-Gruppe von den Tierpflegern sehr viel Lob erhielt, arbeitete stets sehr kooperativ mit.
Als am Dienstagfrüh der acht Tonnen schwere Transportcontainer von einem Kran vor dem Tor zum Behandlungsstand abgestellt wurde und Voi Nam die Kiste betrat, zeigte sich der Erfolg der vielen Trainingseinheiten.
„Es ist immer wieder ergreifend, wenn eines unserer Tiere die große Zoo-Familie verlässt. Aber wir sind auch stolz, wenn wir uns erinnern, wie Voi Nam damals zu uns kam, und wir jetzt von dem großen, starken Elefanten Abschied nehmen.“
teilt Dr. Klaus Wünnemann, Zoo-Direktor in Heidelberg mit.
Mit der Rückkehr in seinen Heimatzoo beginnt nun für den Jungbullen ein neuer Lebensabschnitt. Er wird als Zuchtbulle nach Leipzig zurückkehren. Koordiniert werden die jeweiligen Stationen für die vom Aussterben bedrohten Asiatischen Elefanten im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP). Es erarbeitet Empfehlungen auf Basis genauer Daten über die einzelnen Tiere in Europäischen Zoos, welcher Elefant in welchen Zoo umziehen und welches Tier sich mit welchem paaren soll.
Zwei Elefantenpfleger aus Heidelberg, Tobias Kremer und Kim Klene, begleiteten Voi Nam, um ihn auch während der Reise als vertraute Stimmen zu betreuen und in den ersten Tagen die Eingewöhnung in der neuen Umgebung zu erleichtern.
Die Reise verlief reibungslos und so erreichte der außergewöhnliche Schwertransport gegen 18 Uhr den Zoo in Leipzig, wo bereits der Kran bereitstand, um die über 10 Tonnen schwere Lieferung in Empfang zu nehmen und behutsam vor dem Elefantenhaus abzusetzen.
Ob er sich bei den in Leipzig angebotenen Äpfeln an einen Geschmack aus seiner Kindheit erinnerte, ließ Voi Nam nicht konkret erkennen. Prüfend nahm er die Leckereien in Augenschein und betrat nach kurzem Zögern das neue Terrain.
„Wir danken den Heidelberger Kollegen und freuen uns, dass Voi Nam zurück ist und wir mit ihm die Anstrengungen bei der Erhaltungszucht der stark gefährdeten Asiatischen Elefanten fortsetzen können“,
sagt Leipzigs Zoodirektor Prof. Jörg Junhold. Der Rückkehrer wird zunächst im rückwärtigen Bereich eingewöhnt und ist erst in einigen Tagen für die Zoobesucher in Leipzig zu sehen.