Wiesbaden – Ob Wechselunterricht, Lernen auf Distanz oder verlängerte Ferien – das Jahr 2020 war für Schülerinnen und Schüler ein Jahr wie keines zuvor. Wie die vielen verpassten Unterrichtsstunden nachgeholt werden können, darüber herrscht noch Uneinigkeit. Als eine Möglichkeit wird diskutiert, die Klassenstufe freiwillig zu wiederholen.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wiederholten im Schuljahr 2019/2020 rund 143.600 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen die Klassenstufe – entweder freiwillig oder weil sie im Sommer 2019 nicht versetzt worden waren. Unterschiede zeigen sich in Bezug auf das Geschlecht: 60 % der Kinder und Jugendlichen, die zuletzt die Klassenstufe wiederholten, waren männlich, 40 % waren weiblich.
Wie viele Schülerinnen und Schüler die Klasse wiederholen, variiert in den einzelnen Bundesländern. In Bayern waren sowohl die Zahl, als auch der Anteil der Wiederholerinnen und Wiederholer am höchsten: 36.000 Kinder und Jugendliche beziehungsweise 3,8 % Schülerinnen und Schüler besuchten im Schuljahr 2019/2020 die gleiche Klassenstufe zum wiederholten Mal. In Mecklenburg-Vorpommern wiederholten rund 3.500 Schülerinnen und Schüler die Klassenstufe (3,1 %). Am geringsten war der Anteil in Berlin, wo nur rund 3 200 beziehungsweise 1,1 % Schülerinnen und Schüler die Klassenstufe wiederholten, sowie in Hamburg (1.900 Schülerinnen und Schüler beziehungsweise 1,3 %).
Anteil der Wiederholerinnen und Wiederholer bundesweit rückläufig
Falls im Zuge der Corona-Pandemie wieder mehr Kinder und Jugendliche die Klassenstufe wiederholten, liefe das dem Trend der Vorjahre zuwider: Während der letzten zwanzig Jahre ist der Anteil jener Schülerinnen und Schüler, die die Klassenstufe wiederholten, von 2,8 % im Jahr 1999 auf zuletzt 2,3 % im Jahr 2019 gesunken. Im Zuge der Corona-Pandemie hatten die Bundesländer im Frühjahr 2020 die Notenvergabe und die Versetzung neu geregelt, wenngleich nicht einheitlich. So wurden beispielsweise in einigen Ländern alle Schülerinnen und Schüler, die nicht freiwillig wiederholen wollten, in die nächste Klassenstufe versetzt, in anderen blieb die Nichtversetzung allein für Oberstufen oder Abschlussklassen weiter möglich. In manchen Bundesländern wurde wiederum individuell entschieden.
Die Debatte über die Organisation des Unterrichts in Zeiten der Pandemie betrifft Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland: Bundesweit besuchten im Schuljahr 2019/2020 rund 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche allgemeinbildende und 2,4 Millionen junge Menschen berufliche Schulen.
Die Senkung des Anteils der frühen Schulabgängerinnen und -abgänger ist ein Ziel der Bundesregierung und fester Bestandteil der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.