Speyer – In der Wohngemeinschaft der jungen Wilden rückt der Abschied des größten Elefantenbullen näher. Nach knapp 5 Jahren wird der stattlich herangewachsene Bulle Voi Nam die Junggesellen-WG verlassen und in seinen Heimatzoo nach Leipzig zurückkehren.
Bereits bei seiner Ankunft im Zoo Heidelberg war es vorherbestimmt, dass er einmal die Gesellschaft der anderen Jungbullen verlassen wird. In Heidelberg verbleiben alle Elefanten nur eine begrenzte Zeit. „Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) ist Heidelberg eben nur eine Zwischenstation“ informiert Tobias Kremer, Tierpfleger im Elefantenrevier über seine Schützlinge. Wobei das „nur“ in seiner Aussage eine glatte Untertreibung ist. Die Elefantenanlage, die eigens für die Jungbullen ausgebaut wurde, ist in ihrer Form bundesweit einzigartig. Besonders solide und stabile Stahlelemente im Pflegerbereich erinnern etwas an den Film „Jurassic Park“ und lassen nur erahnen, welchen Kräften diese Anlage gewachsen sein muss. Immerhin wiegt der jüngste Mitbewohner, Khin Yadanar Min, selbst bereits über 1,7 Tonnen. Diese Phase, in der die Junggesellenzeit ihre Kräfte mit anderen Bullen messen, ihr Selbstbewusstsein aufzubauen und wichtige Aspekte des Sozialverhaltens lernen, ist für die Tiere besonders wichtig. Nach den ersten Jahren unbeschwerten Lebens bei der Mutter und den Tanten in ihrer Geburtsgruppe wechseln sie in einen Junggesellenverband, bis sie alt genug sind, in einem anderen Zoo als Zuchtbulle eingesetzt zu werden.
„Manchmal geht es bei den kleinen Machtspielen zwischen den Jungs etwas ruppig zu“
weiß da auch Kremer zu berichten
„obwohl die übermütigen Teenager unter sich gerne mal ihre Grenzen ausloten, arbeiten sie mit den Pflegern bei den Übungen gut mit.“
In Heidelberg wird im Umgang mit den Elefanten der „geschützte Kontakt“ praktiziert. Das heißt, es erfolgt kein direkter Kontakt zwischen den Pflegern und dem Tier. Beispielsweise muss das Heben des jeweiligen Fußes und Stationieren am Gitter zum Pflegerbereich auf spezielle Kommandos funktionieren. Dies ermöglicht den Pflegern und Tierärzten die notwendigen Kontrollen und Untersuchungen durchzuführen. Ob dies nun ein Blick auf die Fußsohle oder eine Blutabnahme am Ohr ist – all dies erfordert kontinuierliche Arbeit mit den Elefanten. Für gute Mitarbeit gibt es dann aber auch immer Leckereien in Form von Brot oder Obst.
Voi Nam ist aktuell der älteste Mitbewohner in der reinen Jungbullengemeinschaft und hat erst vor kurzem seinen 13. Geburtstag gefeiert. Jetzt kehrt er wieder zurück in seinen Heimatzoo, wo er auf seine künftige Aufgabe als Zuchbulle herangeführt wird.
Im Mai wird Voi Nam die Reise nach Leipzig antreten. Die Pfleger bereiten Ihn bereits auf den Transport vor. Im Augenblick steht das Training für den reibungslosen Ablauf des 4,1 Tonnen schweren Elefanten im Vordergrund. Auch dabei setzt das Zoo-Team auf das Belohnungssystem und arbeitet mit viel Geduld. Zum Glück sind auch für den 2,70 m großen Bullen Äpfel und Bananen immer ein besonders verlockender Genuss und er arbeitet gut mit.
Da wird sich Voi Nam freuen, wenn am 1. Mai im Zoo eine Überraschung auf ihn wartet. In Vorbereitung seiner Reise wird es eine Abschiedsfeier geben, bei der auch Zoo-Direktor Dr. Klaus Wünnemann in persönlichen Worten dem zweiten Ausziehenden aus der Elefanten-WG bei den „jungen Wilden“ für seinen weiteren Weg noch gute Wünsche mitgeben wird.
Besucher, die am 1. Mai beim Elefantenhaus gegen eine kleine Spende Äpfel, Bananen und andere Leckereien erhalten, können diese dann persönlich auf dem Außenbereich der Elefantenanlage für Voi Nam hinterlegen. Zwischen 11 und 12 Uhr wird hierzu der Außenbereich für diese Aktion zugänglich sein, sodass Voi Nam, der von den Tierpflegern besonders wegen seiner entspannten Art geschätzt wird, pünktlich zur Mittagszeit zunächst alleine seinen Abschiedsgruß genießen kann, bevor seine Mitbewohner Gandhi, Tarak und Yadanar an der süßen Feier teilnehmen werden.
Alle Freunde und Besucher sind eingeladen, an diesem Event teilzuhaben. Die Spenden werden selbstverständlich für Enrichment-Maßnahmen bei den Elefanten verwendet. Der ein oder andere kann vielleicht sogar noch eine persönlichen Abschiedsgruß von Voi Nam erhalten. Bei einer kleinen Versteigerung werden noch einige wenige Fußabdrücke von Voi Nam versteigert. Diese sind im Rahmen der durchgeführten Enrichment-Aktivitäten, bei denen die Elefanten mit Farben und auch Pinsel künstlerische Werke gestalten, entstanden. Für seinen neuen Lebensabschnitt im Zoo Leipzig wünscht das ganze Zoo-Team alles Gute.