Ludwigshafen: Eulen siegen gegen HSC 2000 Coburg

Ludwigshafen – 54.31 – zeigt die Hallenuhr. Noch 5.29 Minuten zu spielen. Die Eulen führen 21:15 gegen Coburg. Alles klar? Noch nicht ganz. Denn der HSC 2000 Coburg antwortet mit einem 4:0-Lauf: 21:19. Noch 99 Sekunden. Pascal Bührer trifft – 22:19, exakt 62 Sekunden bevor die Schlusssirene die Ludwigshafener jubeln lässt. Sie gewinnen das Kellerduell der Handball-Bundesliga 22:19 (11:6). Der Vorletzte bezwingt den Letzten. Das Prinzip Hoffnung lebt – der Rückstand der Eulen auf HBW Balingen-Weilstetten, auf den ersten Nicht-Abstiegsplatzn beträgt vier Punkte.

„Ich bin der Mannschaft dankbar für das Vertrauen. Ich habe mir nach dem dritten technischen Fehler gesagt, Pascal, jetzt musst du was machen. Die Mannschaft hat mir vertraut, mir wieder den Ball gegeben.“, schildert Pascal Bührer die letzten Minuten der Partie. Er übernimmt Verantwortung. Er trifft. Nach seinem fünften Tor ist alles klar. Mit seinem achten Wurf scheitert der 25-Jährige an der Torlatte. „Riesenlob für meine Mannschaft. Sie war richtig gut gesteuert von Pascal“, sagt Trainer Ben Matschke nach dem so wichtigen Sieg. 6:0 – 5:1 – die Abwehr steht lange herausragend. „Lob auch an unsere Torhüter“, betont Matschke. Alois Mraz, der Coach der Coburger, anerkennt: „Ein verdienter Sieg für die Eulen. Von unserer Seite war das viel zu verkrampft. Wir haben uns gegen eine sehr gute Abwehr schwer getan und erst in der letzten Viertelstunde gezeigt, was wir können.“

MIT DURAK – OHNE MAPPES

„Eulen, Eulen vorwärts …“ Die Einstimmung auf den Samstags-Krimi in der Ebert-Halle. Der Eulen-Fan-Song hätte auch in „Eulen, Eulen aufwärts“ um getextet werden können. Es soll nach oben gehen. Endlich wieder siegen! „Wir haben Bock auf einen Heimsieg“, schwört Hallensprecher Thomas „Stübi“ Stüber vor Spielbeginn die wenigen Zuschauer ein. Der Helfertrupp trommelt, feuert an – der achte Mann fehlt, seit die Pandemie für leere Hallen sorgt. Die Eulen können wieder auf Rechtsaußen Pascal Durak zurückgreifen, Spielmacher Dominik Mappes fehlt weiterhin verletzt. Der Gast muss auf Torhüter Konstantin Poltrum verzichten. Aber der 39 Jahre alte Jan Kulhanek macht es – vor allem nach der Pause – großartig. Kreisläufer Max Haider, ein Trumpf in der Abwehr, scheitert dreimal frei an dem Routinier.

EULEN FÜHREN 11:6 ZUR PAUSE

Dominik Mappes ist auch auf der Tribüne gegenüber der Trainerbank hilfreich. Er fiebert mit, er dirigiert, er feuert an. Der Mann leidet mit. Der Regisseur lebt die Eulen. Außen vor und doch mittendrin! Ein Stratege im Krankenstand. Welch ein Sportsmann! Nach dem 0:1 durch Andreas Schröder in der 3. Minute sind die Eulen da. Gunnar Dietrich, der Kapitän, egalisiert (4.). In der 8. Minute pariert Gorazd Škof einen Siebenmeter von Milos Grozdanic. Fünf Minuten später hält der Eulen-Keeper auch den Siebenmeter von Florian Billek, der im Nachschuss auf 3:4 verkürzt. Aber die Eulen nutzen technische Fehler der Gäste zu Gegenstößen. So trifft Jan Remmlinger, vor der Pause dreimal erfolgreich, zum 6:3 (18.). Stark der Abwehrblock der Hausherren. Škof ist ein emotionaler Rückhalt, hat bis zur Halbzeitpause fünf Paraden. In der 29. Minute sieht Tobias Varvne nach rüder Notbremse bei Alexander Falks Tempogegenstoß Rot. Den folgerichtigen Siebenmeter setzt Max Neuhaus an die Torlatte. Aber Hendrik Wagner sorgt mit seinem dritten Treffer für die Pausenführung: 11:6. Ein Polster von fünf Toren…

STARKER TOMOVSKI ERSETZT STARKEN ŠKOF

Ein starker Rückhalt: Gorazd Škof. Er wehrt drei Siebener ab, hat nach 38 Minuten acht Paraden. Dann muss er verletzt raus. Es heißt 14:9. Martin Tomovski kommt – hält sofort zwei Bälle. Wagner und Falk erhöhen – 16:9 nach 42 Minuten. Nach 45 Minuten: 16:11. Dann antworten Falk und Azat Valiullin – 18:11 nach 47 Minuten. Schröder – 18:12 – noch 13 Minuten und 20 Sekunden. Lattentreffer Valiullin in Minute 48. In der 54. Minute die vierte Parade von Tomovski. Es heißt 20:15. In der 55. Minute das 21:15 – Pascal Bührer zum Vierten. Dann vergibt Max Haider seine dritte Top-Chance. Jakob Knauer und Schröder verkürzen – nur noch 21:17. Noch 3.23 Minuten. 21:18 – Gegenstoß Billek. Dann scheitert Nenadic an Tomovski. Parade Nummer sechs! Knauer – 21:19. Noch 99 Sekunden! Bührer trifft – sein fünfter Treffer 62 Sekunden vor dem Ende – 22:19. „Wir haben sehr gut gespielt. Hatten am Schluss ein paar technische Fehler zu viel, verwerfen auch den ein oder anderen freien Ball. Aber klar ist auch – das Niveau, das wir über 50 Minuten hatten, kann man nicht ununterbrochen 60 Minuten haben“, sagt Gunnar Dietrich. Der erneut offensiv wie defensiv überzeugende Kapitän, eine exzellente Spätlese: „Wir haben heute viel richtig gut gemacht, haben sie oft ins Zeitspiel gezwungen und haben uns gegenseitig geholfen. Beeindruckend wie uns auch die verletzten Spieler unterstützen – so wie Mappes oder Jannik Hofmann hinter der Bank. Ja, das macht die Eulen aus, das macht die Eulen so besonders.“

SONDERLOB FÜR ALEX FALK

Besonders war auch der Auftritt von Alexander Falk. Drei Monate hatte er wegen einer schweren Knieverletzung, im Training in der Vorbereitung erlitten, gefehlt. Die Leistung am Samstag – die beste nach seinem Comeback. „Alex hat ein überragendes Spiel auf der Außenbahn gemacht. Stark in der Abwehr und dazu eine 100-Prozent-Quote“, lobt Ben Matschke den 23 Jahre alten Rechtsaußen, dessen „Zockerqualitäten“ der Trainer so sehr schätzt. Dreimal nimmt Falk Maß, dreimal trifft er. „Ein wichtiges Spiel, das wir verdient gewonnen haben“, reflektiert Falk die 60 Minuten: „Die Trainingswoche war hart. Da war Druck.“ Der Sieg, die eigene gute Leistung, die Hoffnung lebt, den Ligaverbleib wieder zu schaffen. „Was nicht passieren darf, sind die einfachen technischen Fehler“, weiß Falk. So kommt Coburg nach dem 21:15 in den letzten fünf Minuten noch einmal bis auf zwei Tore heran. Am Ende aber steht ein hoch verdienter Eulen-Sieg. Pascal Durak, nach seiner Erkrankung mit Trainingsrückstand, kommt dank Falks Galaauftritt nur für einen Siebenmeter in der 52. Minute nach Foul an Jannek Klein aufs Parkett. Durak trifft vom Punkt: 20:14. „Wir sind es gewohnt, wir haben Erfahrung“, sagt Falk am Ende des Nervenspiels. Er zeigt Zuversicht für den „Klassenkampf“: „Es wird schwer. Aber wir haben noch einige Vier-Punkte-Spiele – gegen Balingen, Nordhorn und in Essen.“ Erst einmal geht’s am Donnerstag (19 Uhr) zu den Füchsen nach Berlin. Im nächsten Heimspiel am Donnerstag, 15. April (19 Uhr), ist der TVB Stuttgart zu Gast in der Friedrich-Ebert-Halle. „Wir denken von Spiel zu Spiel“, sagt Pascal Bührer. Erst Berlin, dann Stuttgart …

„WIR KÄMPFEN ZUSAMMEN“

Mit einer Mail an „das Team um das Team“ hat Lisa Heßler am Vormittag auf das Spiel eingestimmt. Die Geschäftsführerin schreibt: „Ich hoffe, ihr freut euch genauso auf heute Abend wie wir. Jeder kann die Tabelle lesen und damit muss keiner einen Hehl aus der Bedeutung des heutigen Spiels machen. Dazu muss ich auch nicht überall lesen, was wir nicht alles ,müssen‘. Worauf es ankommt ist, dass wir unser Herz und unseren Kopf auf das Spielfeld bringen. Dann wird das Ergebnis eine Folge daraus sein. Ich bin davon überzeugt, dass auch jeder einzelne von uns seinen Beitrag dazu leisten kann! Wir haben Bock und wir kämpfen zusammen! Wir gehen in das Spiel, als wäre jede Aktion die letzte und dann werden wir mit einem Lachen im Gesicht morgen in den Spiegel gucken und sagen können, dass wir alles gegeben haben.“


Statistik
Eulen Ludwigshafen: Škof (38. Tomovski) – Wagner (4), Bührer (5), Dietrich (2) – Falk (3), Remmlinger (3) – Haider – Valiullin (3), Klein, Neuhaus, Klimek, Scholz (1), Durak (1/1)
HSC 2000 Coburg: Kulhanek – Zetterman (1/1), Schröder (5), Varvne (1) – Billek (4), Grozdanic (2) – Zeman (1) – Pouya Norouzinezhad (1), Knauer (3), Kurch (1), Sproß, Nenadic

Spielverlauf: 0:1 (3. Minute), 4:2 (12.), 6:3 (18.), 8:4 (22.), 10:6 (28.), 11:6 (Halbzeit), 12:7 (32.), 14:9 (38.), 16:9 (42.), 17:11 (46.), 20:14 (52.), 21:15 (55.), 21:19 (59.), 22:19 (Ende) – Siebenmeter: 2/1 – 4/1 – Zeitstrafen: 6/2 – Rote Karte: Varvne (29.) – Zuschauer: keine – Schiedsrichter: Hartmann/Schneider (Magdeburg/Irxleben).


News aus Ludwigshafen - bitte aufs Bild klicken
News aus Ludwigshafen – bitte aufs Bild klicken