Karlsruhe / Ubstadt-Weiher – Für sein besonderes Fair Play im C-Junioren-Spiel seines SV Zeutern II gegen den SV Kickers Büchig II in der Kreisliga B zeichnete der Badische Fußballverband Trainer Ralf Schade nun zum zweiten Mal aus. Nach der Ehrung zum Fair Play-Monatssieger wurde er nun für die Fair Play-Geste des Jahres ausgezeichnet.
Die Ehrung von Ralf Schade hätte längst stattfinden sollen, lange hatten die Verantwortlichen beim Badischen Fußballverband gehofft, diesen besonderen Moment persönlich zu gestalten. Nun wollte bfv-Vizepräsident Sven Wolf nicht mehr länger warten und ließ Ralf Schade unter einem Vorwand in eine Videokonferenz mit Vereinskollegen und Vertretern des bfv und des Fußballkreises Bruchsal locken. Der Trainer ahnte nichts und war umso überraschter, als Wolf zum Thema Fair Play überleitete: „Gerade in Zeiten, in denen das Verhalten auf und neben dem Platz immer mehr in der Vordergrund rückt und der Zusammenhalt immer wichtiger für den sportlichen Erfolg und für die Entwicklung der Jugendarbeit ist, gewinnt auch Fair Play mehr und mehr an Bedeutung.“ Fair Play-Ehrungen seien eines der zentralen Werkzeuge im Fair Play-Konzept selbstFAIRständlich. Und plötzlich fiel Schades Name im Zusammenhang mit einer besonders fairen Aktion im September 2019:
Die C-Junioren des SV Zeutern 2 empfingen den SV Kickers Büchig 2 in der Kreisliga B. In der 3. Minute erhielt der SV Zeutern einen Elfmeter zugesprochen. Der ausführende Spieler traf die Querlatte, nahm den Ball anschließend direkt wieder an und schoss ihn ins Tor. Der Schiedsrichter gab den Treffer. Ralf Schade, der Trainer des SV Zeutern, war zunächst auch unsicher und entschloss sich kurzerhand, die Regel auf dem Smartphone nachzuschlagen. Das Spiel war schon vier oder fünf Minuten weitergelaufen, als Schade den Schiedsrichter darauf aufmerksam machte, dass der Treffer nicht zählen dürfe. Dieser entschuldigte sich und nahm den Treffer zurück. Das Spiel endete 0:2.
Tief beeindruckt meldete Rüdiger Stober, Papa eines C-Junioren-Spielers des SV Kickers Büchig 2, das Erlebnis an den bfv. „So eine Szene gibt es in Spielen nicht oft, uns war die korrekte Regelauslegung selbst auch nicht klar bewusst. Die meisten hätten es einfach laufen lassen. Umso erstaunlicher fand ich, dass Ralf das extra nachgeschaut und auch mehrere Minuten später noch korrigiert hat. Lieber Ralf, das prägt dich und deinen Verein, wahnsinnig toll!“ Später am Abend sei noch ein weiterer Gedanke hinzugekommen: „Ich habe mich gefragt: Wie erklärt er das seinen Jungs, die eigentlich viel besser waren und vielleicht deshalb verloren haben. Sie waren sicher sehr enttäuscht.“ Dem jungen Schiedsrichter macht Stober übrigens keinen Vorwurf, im Gegenteil: „Kompliment an den Schiedsrichter, der seinen Fehler eingestanden und korrigiert hat. Er hat sonst ein sehr gutes Spiel gepfiffen.“
Einfach das Richtige tun
„Ich habe glaube ich gar nicht so richtig nachgedacht, ob ich mich jetzt gerade besonders fair verhalte. Es ging einfach darum, das Richtige zu tun“, erinnert sich Schade selbst. Er sei sich erst auch nicht sicher gewesen. Als er dann herausgefunden hatte, dass es eine falsche Entscheidung war, war seine Reaktion klar. „Das macht man so unter Sportkameraden. Ich hätte den Gegnern nicht in die Augen schauen können, wenn ich so gewonnen hätte.“
Ganz besondere Grüße kamen per Videobotschaft aus Frankfurt. „Lieber Ralf, herzlichen Glückwunsch!“, begann kein geringerer als DFB-Präsident Fritz Keller. „Dein Verhalten war so großartig. Das ist es, was den Fußball und den Sport allgemein ausmacht. Fair Play – dafür leben wir. Weiter so, du bist ein Vorbild für alle anderen. Dankeschön!“ Zum Schluss lud er den Preisträger – sobald es wieder möglich ist – zu einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft ein.
„Ich bin tief beeindruckt. Von ganzem Herzen vielen lieben Dank“, fasste Schade seine Emotionen in Worte. „Ich war mal mit meinem Sohn bei einem Länderspiel und habe diejenigen gesehen, die damals auf Grund der Ehrung eingeladen waren. Jetzt unter diesen Preisträgern zu sein, macht mich echt stolz!“ Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass er für etwas geehrt würde, das eigentlich nichts Besonderes sein sollte. „Man muss viele Fair Play-Gesten herausstellen, damit das normal wird.“ Eben selbstFAIRständlich.