Neustadt an der Weinstraße – Für die zwei Forschungsprojekte SmartGrape und PINOT ist der Startschuss gefallen. Bundesministerin Julia Klöckner übergab am 10. Mai 2021 die Förderbescheide an die insgesamt elf Verbundpartner. „Die Digitalisierung ist im Weinbau längst angekommen. Mit gezielter Forschungsförderung bringen wir wichtige Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz voran“, erklärt die Bundesministerin.
Mit über vier Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die beiden Projekte. Die Traubenerzeugung und Weinbereitung sollen durch neue Methoden der künstlichen Intelligenz unterstützt werden.
SmartGrape
Ein neues Messsystem zur Qualitätsbestimmung für Trauben bringt die künstliche Intelligenz in den Weinbau
Weinbauverbände etablieren neue Qualitätspyramiden für Wein. Die Herkunft von Trauben muss stärker in das Bewusstsein der Verbraucher rücken. Das Umdenken erfordert neue Analysemethoden, um die Qualität von Trauben objektiv in Bezug auf die Herkunft zu beurteilen. Während Kabinett- und Spätlese-Trauben am Mostgewicht festzumachen sind, bedarf es für Trauben geschützter Ursprungsbezeichnungen innovativer Analysemethoden, die die Qualität und Authentizität von Trauben bestimmter Herkünfte zweifelsfrei einordnen können.
Ziel von SmartGrape ist es, ein Messsystem im mittleren Infrarotbereich (MIR), für Trauben zu entwickeln und zu etablieren. Das bekannte Messsystem nutzt ein neuartiges Kalibrierverfahren, welches auf Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) basiert. Hunderte Signale qualitäts-bestimmender Traubeninhaltsstoffe werden in den Qualitätskontext des Produkts Wein gesetzt.
Für die Analyse der Qualität und Authentizität von Trauben, aber auch für die Erfassung von Qualitätsveränderungen über Jahrgänge hinweg, um die Auswirkungen des Klimawandels zu erfassen, soll das KI-basierte Messverfahren eingesetzt werden. Die Ermittlung des Zusammenhangs zwischen dem Einfluss der Weinberglage (Terroir), der Zusammensetzung von Trauben und der Qualität von Weinen steht im Zentrum des Forschungsvorhabens.
Die Verbundpartner des Projekts sind:
- Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV)
- Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz / Weincampus Neustadt
- IRPC Infrared-Process Control GmbH
- QuoData Gesellschaft für Qualitätsmanagement und Statistik mbH
- LiquoSystems GmbH
PINOT
Projekt zur Entwicklung künstlicher Intelligenz für die Oenologie und Technologie im Weinbau
Im Projekt PINOT wird der Einsatz künstlicher Nasen zur Qualitätsanalyse von Wein erforscht. Das Ziel ist, Winzer, Kellermeister und Weinhändler bei der Erfassung von wichtigen Daten ihrer Weine zu unterstützen. Ungeachtet seiner großen Bedeutung kann das Weinaroma bei der Herstellung und im Handel nur mit sehr viel Aufwand analytisch gemessen werden. Dabei ist das Weinaroma ein maßgeblicher Qualitätsfaktor für Wein. Man benötigt teure Gaschromatographen und gut geschultes Personal.
Die künstliche Nase ist ein neuartiges Analysesystem, anhand dessen Aromasignale in Sekundenschnelle erfasst werden können. Die Entwicklungen der letzten Jahre ermöglichen, dass relativ simple Methoden zukünftig weit über das hinausgehen werden, was heute in der Sensorik bekannt ist. Für die Qualitätssicherung, die Rückverfolgbarkeit, die Nachhaltigkeit und die Sicherstellung der Authentizität von Wein wird es zunehmend immer wichtiger sein, die Informationen der Hersteller mit den qualitätsrelevanten Daten des Weinaromas zu verknüpfen. Es gilt, die humansensorische Eindrücke, wie Geschmack, Aroma und Aussehen möglichst exakt widerzuspiegeln.
Die Verbundpartner des Projekts sind:
- Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz / Weincampus Neustadt
- Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier
- Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS)
- Genie Enterprise Inc.
- Wille Engineering
- Vineyard Cloud GmbH
- Weingut Lergenmüller Gbr.