Neustadt an der Weinstraße – Seit Beginn der Corona-Pandemie ist ein Wort omnipräsent: Solidarität. Forderungen nach Solidarität sind allgegenwärtig – ganz aktuell die Forderung nach Solidarität zwischen Geimpften und Ungeimpften.
Moderator Michel Friedman diskutiert zum Thema „Wir oder Ich – Wie gelingt Solidarität?“ mit der Medizin-Ethikerin Alena Buyx, der Psychologin und Glücksforscherin Maike Luhmann und dem Politikwissenschaftler Rainer Forst über Gemeinschaftssinn und Egoismus.
Solidarität in Krisenzeiten
Hat die Corona-Pandemie den viel beschworenen Gemeinschaftssinn gestärkt oder guckt jeder nach mehr als einem Jahr Ausnahmezustand nur nach sich selbst? Wie viel Solidarität kann und will jeder Einzelne (noch) leisten? So haben zum Beispiel bei immer mehr Eltern die Kraft oder der Wille, sich mit den langen Kita- und Schulschließungen einzuschränken, gelitten. Auch die jüngeren Menschen haben ihre Wünsche und Sehnsüchte lange Zeit zurückgestellt. Gab es im Frühjahr 2020 für die sogenannten systemrelevanten Gruppen – von Pflegekräften über Kassierer bis zu den Reinigungskräften – noch Applaus vom Balkon oder Lob in Sonntagsreden und sozialen Netzwerken, so sind die heutigen Solidaritätsbekundungen zumindest abgekühlt.
Die Forderung nach Gegenseitigkeit und Gerechtigkeit
Für die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Alena Buyx fußt Solidarität insbesondere auf Gegenseitigkeit. Für die Gesellschaft sei wichtig, dass alle ihren Teil dazu beitragen, denn „ohne Gegenseitigkeit funktioniert Solidarität dauerhaft nicht“, so Buyx. Die Psychologie-Professorin Maike Luhmann unterstreicht, dass Solidarität der Schlüssel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sei, aber die damit verbundenen Kosten seien für die Einzelnen selten so hoch gewesen. Wichtig sei jetzt, die Folgen des ungleich verteilten Verzichts aufzufangen, damit die Solidarität innerhalb der Gesellschaft nicht gefährdet werde. Für den Politikwissenschaftler und Philosoph Rainer Forst ist Solidarität „der Einsatz für eine Gemeinschaft, der man verbunden sei“. Je intensiver die Forderungen nach Solidarität seien, desto mehr führe es dazu, dass Gruppen enger würden und sich nach außen abschotteten. Forst betont aber auch, dass wenn eine Gesellschaft die Schlechtgestellten in ihrer Mitte oder die Not anderer ignoriere, könne sie sich nicht solidarisch nennen.
„Demokratie-Forum Hambacher Schloss: Wir oder Ich – Wie gelingt Solidarität?“
Gäste im Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind:
- Prof. Dr. Alena Buyx (Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats)
- Prof. Dr. Rainer Forst (Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe- Universität Frankfurt)
- Prof. Dr. Maike Luhmann (Glücksforscherin, Professorin für Psychologie an der Ruhr- Universität Bochum)
Moderation: Prof. Dr. Dr. Michel Friedman
- Mittwoch, 16.06.2021 ab 19 Uhr im Live-Stream -> www.swr.de/demokratieforum
- Sonntag, 20.06.2021 ab 10.15 Uhr im SWR Fernsehen oder in der ARD-Mediathek
Bis 20 Uhr haben die Zuschauer des Live-Stream die Gelegenheit ihre persönliche Frage per E- Mail an die Gäste auf dem Podium zu richten -> an: demokratieforum@hambacher-schloss.de (mit Angabe des Namens der Diskutantin oder des Diskutanten).
Weiterhin gibt es die Möglichkeit, auf dem SWR-YouTube-Kanal mit der Community über die Veranstaltung zu diskutieren: https://www.youtube.com/watch?v=HwkpkUYSlPA