Karlsruhe – Die Junioren und U23 Europameisterschaften im Kanurennsport gingen am Sonntagabend mit insgesamt einer Silber- und zwei Bronzemedaillen für die Kanutinnen der Rheinbrüder Karlsruhe zu Ende. Gerade einmal knapp eine Woche blieb dem deutschen Team mit den Karlsruher Starter/innen Katinka Hofmann, Xenia Jost und Jan Bechtold (U23), sowie Jette Brucker und Gesine Ragwitz (Juniorinnen) für die Vorbereitung auf die ersten kontinentalen Titelkämpfen seit 2019 im Kanunachwuchsbereich.
„Das ist sehr wenig Zeit, gerade für die Mannschaftsboote. Aber wir haben es geschafft in der Kürze schlagkräftige Boote zu formieren“, berichtete der Karlsruher U23-Damen-Auswahltrainer Ralf Straub zufrieden. Dies konnte er auch sein, überquerte der Viererkajak der U23 Damen mit der Neureuterin Xenia Jost, Josefine Landt (Magdeburg), Wiebke Glamm (Neubrandenburg) und Katharina Diederichs (Potsdam) zuvor als drittes die Ziellinie. „Wir sind superglücklich mit der Medaille, zumal wir sogar ein paar kleine Schwierigkeiten während des Rennes hatten“, so Jost nach dem Rennen überglücklich. Für die U23 Weltmeisterschaften Anfang September sieht sie noch Potential nach oben. „Der Endspurt fühlte sich schon richtig gut an, als wir auf den Bronzerang fuhren aber wir wissen, dass wir auch noch das ein oder andere verbessern können.“
Mit ein bisschen mehr Routine oder dem Quäntchen Glück auf ihrer Seite, hätte auch Teamkameradin Katinka Hofmann eine Medaille mit nach Karlsruhe gebracht. Wie zu erwarten, wurden die Medaillen im Zweierkajak über 500 Meter unter den fünf Booten aus Ungarn, Polen, Slowakei, Deutschland und Weißrussland ausgemacht. Katinka Hofmann und ihre Zweierpartnerin Julia Hergert (Magdeburg) mischten in dem Quintett von Beginn an gut mit und hielten sich immer auf Schlagdistanz zu den Medaillen. Doch am Ende fehlte dem deutschen Duo gerade einmal 60-Hundertstel zu Bronze, es blieb nur der vierte Platz der Herzen.
Doch nicht nur mit dem Zweiererfolg zeigte Hofmann, dass sie zur europäischen Spitze gehört. Mit couragierten Rennen im Einerkajak über 200 Meter kämpfte sich die Sportsoldatin und Studentin der Sportwissenschaften des KIT bis ins B-Finale und belegte dort einen hervorragenden zweiten Platz. „Die Mädels haben hier wirklich alle ein Ausrufezeichen gesetzt und sich wirklich stark präsentiert!“, brachte Trainer Straub die Leistungen seiner U23 Kanutinnen auf den Punkt. Noch mehr konnte BSP-Leiter und Papa von Katinka, Detlef Hofmann, mit dem knappen Ausgang der Kanutinnen mitfühlen. „Ich stand hier in Posen vor 31 Jahren sogar schon als Dritter auf der Anzeigetafel. Es wäre meine erste WM-Medaille gewesen, aber nach der Zielfoto-Auswertung war es dann doch nur Rang vier. Aber ein Jahr später wurde ich Doppelweltmeister.“
Silber und Bronze für Brucker und Ragwitz
Bei den Juniorinnen erhielt Gesine Ragwitz, ebenfalls einen Doppelstart im Zweierkajak über die 500 und im Einerkajak über die 200 Meter – und ein ähnlich enger Ausgang gab es bei der Gymnasiastin des OttoHahn-Gymnasiums auch im Zweierkajak. Der große Unterschied lag jedoch darin, dass sich die Boote aus Ungarn, der Slowakei und Deutschland nach der Hälfte der Distanz bereits vom restlichen Feld abgesetzt hatten. Für Gesine Ragwitz und ihre Berliner Partnerin Paulina Jagsch ging es am Ende im Kampf mit den Slowakinnen um die Silbermedaille, bei dem sich das Duo aus Karlsruher/Berlin knapp geschlagen geben musste.
Direkt nach der Siegerehrung hieß es für die 17-Jährige Rheinschwester schon wieder volle Konzentration auf das Finale im Einerkajak über 200 Meter. Mit einem fulminanten Start präsentierte sich die Siegerin der Deutschen-Sprint-Qualifikation sehr gut in diesem Starterinnenfeld und schob ihre Bootsspitze am Ende auf einem starken fünften Platz über die Ziellinie.
Sogar mit der Vize-Europameisterschaft konnte sich das „Küken“ des Kajak-Damen-Juniorenteams, Jette Brucker, belohnen. Sie brachte auf der zweiten Position im Flaggschiff bei den Juniorinnen, dem Viererkajaküber 500 Meter, all ihre Kraft ein und trug maßgeblich dazu bei, dass das Boot mit Estella Damm (Dresden), Vanessa Stramke (Neubrandenburg) und Marie Allendorf (Hamm) sich lediglich dem ungarischen Quartett geschlagen geben musste. „Ich bin total happy über die Platzierung. Ich habe erst im Ziel gemerkt, dass wir
zweiter wurden, davor habe ich irgendwie alles ausgeblendet.“
Nach den nationalen Qualifikationen war die Freude bei Jan Bechtold riesig, denn der 23-jährige Lehramtsstudent hatte sich nach 2016 und 2019 wieder für eine internationale Meisterschaft qualifizieren können. In Posen durfte er dann im Viererkajak über 500 Meter zusammen mit Ex-Rheinbruder Nico Paufler (Essen), Jonas Dräger (Dresden und Elias Kurth (Potsdam) an den Start gehen. Der Deutschland-Vierer belegte im Semifinale Rang Sechs und verpasste damit das Finale. „Über 500 Meter geht es einfach ab. Wir waren wahrscheinlich zu viele 1.000 Meterspezialisten im Boot, da konnten wir einfach nicht mit dem hohen Tempo der anderen mitgehen“, resümierte der Knielinger das Ausscheiden im Zwischenlauf.
Bundesstützpunktleiter Detlef Hofmann reiste zu den Finaltagen nach Posen um sich die Rennen vor Ort anzuschauen. „Ich habe wirklich viele gute Rennen gesehen. Unser Karlsruher Team hat sich hier absolut stark präsentiert, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass dies für alle der erste internationale Wettkampf seit zwei Jahren war.“
Nun bekommen die Nationalfahrer/innen der Rheinbrüder erst einmal zwei, drei Tage komplett frei, um dann wieder mit voller Kraft die Süddeutschen Meisterschaften im Karlsruher Rheinhafen am 10./11.Juli, die Deutschen Meisterschaften im August und die Junioren und U23 Weltmeisterschaften Anfang September zu bestreiten.