Heidelberg – Ursprünglich eine Leihgabe, gehört der OP-Roboter „Da Vinci Xi“ nun zum festen High-Tech-Equipment der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. Möglich machte die Anschaffung die finanzielle Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung in Höhe von drei Millionen Euro. Der Roboter, mit dessen Hilfe minimal-invasive Eingriffe an allen Organen des Bauchraums in höchster Präzision durchgeführt werden können, zog 2017 für eine Studie zur roboterassistierten Chirurgie bei Eingriffen an Dick- und Enddarm sowie Bauchspeicheldrüse ein. Nachdem sich das Da Vinci-System, das in der Urologischen Universitätsklinik Heidelberg bereits seit mehr als 15 Jahren im Routinebetrieb zum Einsatz kommt, auch in der Viszeralchirurgie bewährte, soll der Einsatz nun weiter ausgeweitet werden.
„Ab sofort soll der OP-Roboter sowohl für Eingriffe in der regulären Patientenversorgung, aber auch für weitere Studien zur Verfügung stehen“, sagt Professor Dr. Markus W. Büchler, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. „Die robotergestützte Art des Operierens wird sich in Zukunft noch weiter durchsetzen, auch weil die Patienten zunehmend danach fragen. Dank der großzügigen Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung sind wir in der Lage, uns bestmöglich auf diese Entwicklung vorzubereiten.“ Jährlich werden voraussichtlich rund 300 roboterassistierte bauchchirurgische Eingriffe an der Klinik durchgeführt werden.
Gerade bei komplexen Operationen bietet der Roboter eine millimetergenaue dreidimensionale Beweglichkeit der Instrumente, die handgelenksähnliche Bewegungen ermöglichen. „Mit dem Roboter kann der Operateur die Instrumente auf engstem Raum so präzise steuern, dass feinste Organstrukturen geschont und auch Nähte mit größter Genauigkeit angelegt werden können. In puncto Sicht und Freiheitsgrade bei den Operationsbewegungen ist der Roboter dem üblichen minimal-invasiven Operieren, bei dem der Chirurg die Instrumente per Hand führt, deutlich überlegen“, erläutert Professor Thilo Hackert, Leitender Oberarzt und Leiter der Sektion Pankreaschirurgie der Klinik. Im chirurgischen Einsatzspektrum gibt es daher kaum Einschränkungen, selbst hochkomplexe Eingriffe insbesondere in der Krebschirurgie sind möglich.
Der große Schnitt, mit dem der Chirurg bei einer offenen Operation die Bauchdecke oder den Brustkorb öffnen muss, entfällt bei robotergestützten Operationen. Es reichen stattdessen fünf bis sechs kleine Schnitte, durch welche die Instrumente über Hülsen (so genannte Trokare) in den Körper gebracht werden. Von da an übernimmt der „DaVinci“ die direkte Bewegung der Instrumente. Der Chirurg sitzt dabei an einer Konsole und steuert von dort aus die Roboterarme. Mit diesen kann das Gewebe gefasst und durchtrennt, zudem können die Instrumente gewechselt werden. Über ein dreidimensionales hochauflösendes Kamerabild sieht der Chirurg das Operationsgebiet vergrößert, zusätzlich gibt es einen digitalen Zoom.
Die Studie zur Einführung der roboterassistierten Viszeralchirurgie ist seit Ende 2020 abgeschlossen, die Auswertung der Daten jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen. „Wir sehen allerdings bereits, dass der Blutverlust während des Eingriffs geringer ist und sich die Patienten schneller erholen als nach einem offenen Eingriff“, so Hackert. 2021 startete eine Folgestudie mit dem „DaVinci“, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 450.000 Euro gefördert wird. In ihr prüfen die Chirurgen, ob speziell bei Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse die roboterassistierte Operation der offenen gleichwertig oder sogar überlegen ist.
Auch bei der Dietmar Hopp Stiftung freut man sich, dass sich durch die Anschaffung des OP-Roboters die Behandlungsqualität für die Patienten weiter verbessert: „Nachdem wir im Neubau der chirurgischen Klinik durch eine Spende in Höhe von gut 13 Millionen Euro bereits die Etablierung moderner Medizintechnik unterstützt haben, ist dies ein weiterer Schritt, um Patienten ganz im Sinne unseres Stifters mit einer Verbindung von medizinischem Know-How und herausragender Technik noch besser versorgen zu können“, erklärt Dr. Jennifer Fischer, Referentin Medizin bei der Dietmar Hopp Stiftung.