Frankenthal – Zwei Tage wurde aufgebaut, dekoriert, ton- und lichttechnisch aufgerüstet und fernsehtauglich gemacht, dann stand das Schmuckkästchen im Congressforum Frankenthal, die Narrennarrhalla war bundesweit übertragungsreif. Proben am Freitag und Samstag in hübschem Wechsel. Mal die Redner, dann die Tänzer und Musiker. Lichtproben, Toneinstellungen und Ablaufproben, denn der Auf- und Abbau muß zügig ohne übertriebene Eile erfolgen, sonst geht`s schief. Und auch da bewahrheitet sich die alte Bühnenregel. Wenn die Proben fürchterlich erscheinen und die Einstellungen zäh und die Probleme fast unlösbar erscheinen, um so besser klappt die Sitzung, so der Aufnahmeleiter Andy Österle des SWR noch bei der Heissprobe am Sonntagnachmittag, also wenige Stunden vor der Live-Übertragung.
Pünktlich um 18.00 Uhr öffnen sich die großen Flügeltüren des Congressforums und herein strömen die Narren aus allen 4 Bezirken des Verbandsgebietes. Starke Narrenformationen der Westpfalz scherzen und lachen mit den Mittelbadenern aus Baden Baden, rechtsrheinische Nordbadener von Mannheim bis Bruchsal umarmen glückselige Ludwigshafener und Vorderpfälzer. Alle sind bunt maskiert mit den ausgefallensten Kostümen. Hier begegnet der Fürst der Finsternis der scharfen Lady im pinken Mini samt ihrem Begleiter im Kostüm einer Tube Löwensenf. Schallendes Gelächter schon am Eingang, wenn eine der zahlreichen Lieblichkeiten stolz den Fernsehorden der Vereinigung entgegen nimmt. Das gesamte Präsidium der Vereinigung steht zum Empfang der Gäste bereit und die stattliche und wunderschöne Garde der Holzbiere aus Knielingen steht Spalier, als die Ministerpräsidentin von Rheinland Pfalz Malu Dreyer mit ihrem engsten Mitarbeiterstab sowie Jutta Steinruck, Julia Klöckner, Christian Baldauf und "Parteigrößen" der CDU das Congressforum betreten.
Doch dann wird's prickelnd. Aufstellung des Präsidiums mit der Victoriagarde zum Einmarsch in den Saal, letzte Korrekturmaßnahmen durch den Sitzungspräsidenten Molli für die närrischen Dauer-Passgänger und schon setzt die Musik ein, die Tür geht auf und der Einmarsch beginnt. Der Saal steht und das nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Eine tolle Stimmung schon jetzt im Saal. Dabei ist noch gar nichts passiert, ausser dass die Muppetshow, wie die Bühnenbesatzung gerne genannt wird, die Bühne entert und sich auf ihre Plätze wuchtet.
Olli Sauer und Gerald Bleimaier in gewichtiger Vertretung des Verbandspräsidenten Jürgen Lesmeister bei der Begrüßung der Zuschauer auf der Bühne locker und entspannt und bereits jetzt zu jeder Menge Späße bereit. Olli Sauer gibt noch letzte Informationen für die spätere Life-Übertragung und los geht`s mit dem Vorprogramm.
Den Eisbrecher macht mit klopfendem Herzen das Tanzmariechen Vanessa Schölch vom TSV Wiesenthal Dettenheim und sie ist die erste an diesem Abend, der die Sympathien des Publikums geradezu entgegen fliegen. Das kennt der Mühlburger Trottel schon lange, sehr lange, denn der Vizepräsident Baden der Vereinigung ist mit dieser Figur bereits 44 Jahre auf den Bühnen des Verbandsgebietes unterwegs und er hört noch in dieser Kampagne auf. Da wird`s ihm schon ein wenig weich ums Herz und die Mundwinkel zittern als der Saal mit Standing Ovations Abschied von einer liebgewordenen Figur in der Fasnacht Abschied nimmt.
Musikalisch unterhalten die Gardinen und ihre Goldkante (8 Damen und 1 Gitarrist) ehe Natalie Hördt vom Ötigheimer Carneval Club als drollige türkische Putzfrau liebreizende und aufregende Geschichten mit ihrem Hassan erzählt.
Aufregend wirds auch mit dem Männerballett Gefühlsecht um Markus Nilly aus Meckenheim. Eine tolle akrobatische Darbietung mit einer finsteren Geschichte hohen Schwierigkeitsgraden, beängstigenden Männerpyramiden und Tempiwechseln mit engelsgleichem Happy End.
Und dann wird`s ernst, nein musikalisch: Das Wasen Trio Plus entert die Bühne, greift in die Instrumente und leitet den Saal direkt in die Life Fernsehsitzung über.
Und da fällt dem Molli wohl immer wieder etwas Neues ein, denn es hat den Anschein, als komme er zu spät, er erhält sein Mützchen und eine Schminkauffrischung, während er im Sturmschritt den Saal entert, das Publikum, die Gäste an den Bildschirmen und die ganze Galerie der politischen, kirchlichen und närrischen Prominenz begrüßt. Volker Wagner, der BDK Präsident nebst Gattin, hatte mit Kurt Beck und seiner Roswitha, dem Frankenthaler OB Theo Wieder nebst Gattin und einigen närrischen Landesvertretern im BDK sowie der SWR Senderdirektorin für eine überaus belebende Mischung am Tisch der Ministerpräsidentin Malu Dreyer gesorgt und so war der Spaß an diesem närrischen Abend gleich doppelt abgesichert.
Absichern muß man sich auch, wenn der klää Härtscht auf die Bühne kommt und in seinem Stühlchen fläzt und Geschichten vom Opa und vom Babbelen und der Mammelen erzählt. Da bleibt kein Auge trocken und der Saal steht bei der "Abdankung" schon wieder. "Wir sind alle eine große Familie" singt der Tausendsassa aus dem Dahner Tal und der ganze Saal singt begeistert mit. Gut gemacht Oliver, der Schuss hat gesessen.
Von ganz anderen Schüssen sangen die jungen Lerchen, die noch einmal einen Rückblick in das Jahr der Fussball-WM 2014 in Brasilien wagten und tatkräftig vom Saal unterstützt wurden.
Dass da Nägel mit Köpfen gemacht wurden und alle, ja wirklich alle vom Platz gefegt wurden, ist Jedem noch in allzu frischer Erinnerung. Dieser Beitrag vom Ötigheimer Carneval Club wurde nur zu gern aus der Abteilung "Jugend auf die Bühne" von den Programmverantwortlichen der Vereinigung ins Programm genommen.
Nägel mit Köpfen machte auch die mächtige Prinzengarde von der Karnevalsunion Miesau mit ihrem Schautanz "Arbeit ist das halbe Leben" Unzählige Ameisen schufteten bis zur Erschöpfung, bis die Gewerkschaftsameise eine etwas geregeltere Arbeitskultur von der Ameisenkönigin einforderte. Auch hier wie im richtigen Leben, erst Streik dann Stress und zuletzt Einigung für die Bühne voller fleissigen Tänzerinnen, die Dank einem gekonnten und exakt synchronen Formationsflug mit Stolz auf den Titel als Pfalzmeister zurückgreifen können. Klasse gemacht liebe Mädchen aus der Westpfalz.
Alice Nägele vom LCV Narrhalla Landau, auch aus der Abteilung "Jugend und Nachwuchs" präsentierte mal was "Neues" für die Frankenthaler Gäste und das Millionenpublikum an den Bildschirmen. Als Blondine führte sie in die neue Abteilung "Poetry Slam" ein und bewies, dass das Vorurteil über "blonde Mächen und Frauen" nicht stimmt. Nach einem Schnellsprachkurs hätte sie sicher Chefverkäuferin in einem der neuen amerikanischen Kaffeeausgabestellen für heisse Pappbecher werden können. Allein ihr Erscheinungsbild, ihr Mut und ihre spritzig freche Art, geben Anlaß zur Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Ein Wiedersehen gab`s auch mit den Hofkatern aus Ramstein, die in Frack und Zylinder ein wunderschönes spritziges Stimmungsmedley in den Saal zauberten.
Ja und wen haben die Hofkater aus der Westpfalz mitgebracht, den Hofnarren Andreas Franz, der in gewohnt brillanter Weise die Politik und natürlich auch die anwesenden Politiker und Ex-Politiker gehörig auf die Schippe nahm. Malu Dreyer durfte den mitgebrachten Wetterhahn hüten, ehe er mit seiner Befürchtung schloss, dass künftig die Gefahr bestehe, dass angesichts des unbarmherzigen Durchsetzungswillen der Frauenquote die Wetterhähne in Wetterhühner ausgetauscht werden könnten. Der Saal dankte für die klaren Worte mit Standing Ovation. Wieder einmal.
Standing Ovation auch nach dem Solistenmedley von Selina Hofmann und Alexej Balzer, Sina Erb und Markus Schieber. Zwei Traumtanzpaare die zu Recht Deutscher Meister und Deutscher Vizemeister sind. Das Beste vom Besten und das zusammen auf der Bühne, wenn das kein Grund für einen stehenden Saal ist.
Mit dem nächsten Gast hätte der Saal eigentlich gleich stehen bleiben können, denn Leonie Zimmer machte ihre Sache als singendes tanzendes "Glamourgirl" so gut, dass sie eine Zugabe geben musste und von den Zuschauern fast auf Händen getragen wurde. Sie hat auf der Bühne ihr Herz verschenkt an alle Narren im Saal und das merkt man. Der Funke springt sofort über, das "Pälzische Mädel " punktet im Doppelpack und Papa muss da sicher gar nicht mehr nervös sein und jede Textzeile mitsprechen, denn die kleine Lady ist mittlerweile so versiert, dass sie selbst einen kleinen Texthänger oder einen Regiefehler in Form einer verspäteten Musikeinspielung mit einem süssen Kicherer vergessen macht.
Kracher auf Kracher bei dieser Sitzung. Mr. Konfetti Markus Becker vom KC Deidesheim räumt mit seinen beiden hübschen Tänzerinnen den letzten Miesepeter aus dem Saal und Partystimmung auf die Bühne. "Are you ready for Konfetti" und der Helikopter kreisen über Frankenthal und versetzen das Congressforum in ein Tollhaus.
Da kommen Andy und Gregor offensichtlich gerade her, denn auch sie haben die Zuschauer sofort im Griff und die Lacher auf ihrer Seite. Frech wie Rotz der Gregor und manchmal fast etwas hilflos der Mann der ihm das Leben einhaucht. Gnadenlose Zwiegespräche bei denen man dem Andy gerne helfen möchte aus so mancher Nummer wieder raus zu kommen, aber da ist Gregor halt gnadenlos und lässt ihn volle Kanne an die Wand fahren. Das Publikum dankt es mit frenetischem Beifall und so muss auch er eine Zugabe rausrücken.
Wenn die Viktoriagarde auf die Bühne marschiert hat man das Gefühl, die Mädchen die am Bühnenende angelangt sind, würden schnell hinter den Kulissen herum sausen und auf der andern Seite wieder mit einmarschieren. Doch es sind so viele und sie tanzen einen Marsch, in drei Reihen so exakt, so synchron so herrlich, dass man sich nicht satt sehen kann. Doch die Mädchen geben alles und so ist auch der schönste Marschtanz einmal vorbei. Der Saal feiert diese Ausnahmegarde mit stürmischem Beifall.
Was dann passiert ist unglaublich. Klara Kohlbecker, das Unikum aus Mittelbaden, verführt mit einem Tango und zeigt wo sich die Energie im Körper herumtreibt und wie man sie abbaut. Dabei zieht sie alle Register, die ein weiblicher Körper zu bieten hat. Charme, Grazie, Einfühlungsvermögen, Liebreiz ? Sie trampelt über die Bühne, robbt auf den Knien von einer Seite auf die andere hüpft, springt, schreit, kämpft mit sich und den Gefühlen, tanzt und explodiert. Sie holt sich einen Tangopartner aus dem Publikum, der auf der Bühne sein blaues Wunder erlebt. Mit Anlauf springt die gut gebaute Kohlbeckerin in seine Arme und schlägt an seiner Brust ein, dass man mindesten eine Rippenprellung bei dem Ärmsten vermutet. Der Saal tobt über so viel Spaß und Gaudi.
Da passt das Wasentrio Plus dahinter, um den ohnehin tobenden Saal gleich mit zu nehmen auf eine musikalische Reise . So reguliert man überschüssige Energie Frau Kohlbecker. Mit Schunkeln und Hühnerhaus Luftzirkus Malmeisterschaft gehts bunt und stimmungsvoll in die letzte Stunde des Tages.
Zeit für die Grand Dame und letzte Überlebende aus Hesters Krabbelgrubbe. Fräulein Baumann ist im Heiratsfieber und lässt mit Dauerfeuer an Gags und Brüllern dem Publikum keine Chance. Tumult artige Szenen und pures Vergnügen im Saal über die kauzige Alte die unbedingt noch einmal einen Mann möchte. Ohne Zugabe gehts auch bei Ihr nicht und so muss Dr. Markus Weber von den Weinheimer Blüten sehr lange in gebückter Haltung bleiben, ehe er sich strecken und vor seinem Publikum verbeugen kann.
Verbeugen muss man sich auch vor Karin Reichelt und dem Feuerio Mannheim, haben sie doch mit immensem Aufwand an Tänzerinnen und Tänzern wieder einen gewaltigen Schautanz auf die Beine gestellt, an dem möglicherweise die Wertungsrichter bei den Deutschen Meisterschaften in Köln nicht vorbei können. Grandios die Story um James Blond-In geheimer Mission, witzig die Umsetzung und actionreich die einzelnen Szenen. Selbst Bollywood lässt kurz grüßen und Rangit und seine Tänzerinnen mit flinken Beinchen um das goldene Kalb tanzen. Meisterhaft die Idee, meisterhaft der Applaus, eine Freude diesen Tanz zu sehen. Und was macht das Publikum? Es steht mal wieder und feiert frenetisch ihre Akteure auf der Bühne.
Und was passt besser zum Feiern als Oliver Betzer mit seinem neuen Song "Party für alle" Und wenn er "Alle" singt, meint er "Alle". Alle Akteure kommen zum großen Finale auf die Bühne und mit dazu das süßeste was die Fasnacht zu bieten hat. Alle Lieblichkeit und Tollitäten reihen sich ein und ziehen ihre Kreise bei einer ellenlangen Polonaise.
Die Aktiven liegen sich in den Armen, die Fernsehverantwortlichen klatschen sich ab, die Programmdirektorin freut sich über die gelungene Sitzung und ist froh dabei gewesen zu sein , die Technik hat ein Lachen im Gesicht und alle sind zufrieden. Das war eine wunderschöne, stimmungsvolle Fernsehsitzung, eine tolle Künstlerauswahl von der Vereinigung Badisch Pfälzischer Karnevalvereine, eine geniale Umsetzung durch Andy Österle und sein Team mit Licht, Ton, Übertragung und alles was dazu gehört. Es hat Spaß gemacht. Das SWR Team harmoniert mit dem Präsidium der Vereinigung und allen dazugehörigen Funktionen sehr gut. Dank an alle Akteure für Einsatz, Mut und Durchhaltevermögen sowie professionelles Verhalten mit dem Ziel Fasnacht, Spass und gute Laune aus Baden und der Pfalz für das Saalpublikum und die Millionen an den Bildschirmen auf die Bretter zu bringen die die Welt bedeuten. Danke auch an Olli Sauer, diesen genialen Sitzungspräsidenten aus Lohnsfeld in der Westpfalz. Wie haben wir eingangs bemerkt "die Mischung macht's" und die hat dieses Jahr 100 % gestimmt.
Auf unsere SWR Fernsehsitzung ein dreifach donnerndes Ahoi!