Ingelheim – Mit närrischer Gewalt verschafften sich die Weilerer Hexen heute Zugang zur Kreisverwaltung in Ingelheim und erbeuteten dabei den Schlüssel zum Kreishaus. Landrat Claus Schick – vor verschlossenen Türen stehend und damit quasi obdachlos – eilte daraufhin auf den Dorfplatz nach Weiler und brachte den Schlüssel gegen ein stattliches Lösegeld wieder in seinen Besitz.
In das Machtvakuum, das die Abwesenheit des Landrats hinterließ, stießen in Ingelheim derweil die Tempeldienerinnen des Orakels von Delphi und übernahmen die Kontrolle über die Verwaltung. Sie versorgten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit weisen Orakelsprüchen und stimmten zur Melodie von Griechischer Wein elegische Gesänge an:
Es gibt `nen Landkreis grad wie es in der großen Zeitung stand,
dort leben glücklich zusammen alle im Rheinhessenland.
Manch einer denkt sich da erstaunt ei‘ allerhand!Es wurd‘ gefragt, ob man mit dem Dienst des Kreises glücklich ist.
Es kam heraus nur, dass manches Mal das Kleid nicht schicklich ist:
die Hos‘ zu kurz, der Bauch zu frei, Tattoos auwei!Refrain:
Tretet herein! Die Altweiber heut‘ orakeln,
so muss es sein, dieser Kreis ist ohne Makel,
das freut den Chef und auch die Kollegen ungemein,
ja das ist fein!Schenket nun ein! Huldigt alle dem Orakel,
Sekt oder Wein sei‘n die Gaben ohne Makel,
dann wird das Glück noch bis Aschermittwoch hold euch sein –
so ist’s fein!
Es stand geschrieben, dass unser Landkreis sei sehr wirtschaftsstark
weil hier geschafft und auch gewerkelt wird an jedem Tag,
die einzig‘ Eck, an der noch Platz – bebaut ratz fatz!Selbst unser Chef geht mit gutem Beispiel noch im Kreis voran.
Steht auch mit sieben Jahrzehnten täglich gerne seinen Mann
als Pensionär säß’ er – welch ein Graus – nur schlicht zu Haus!