Mannheim: 17. Kurzfilmfestival GIRLS GO MOVIE – Die Gewinnerinnen 2021

Mannheim – Am Wochenende fand das herausragende GIRLS GO MOVIE-Kurzfilmfestival wieder im CinemaxX Mannheim statt. Zahlreiche Zuschauer hatten so die Gelegenheit, die Werke der jungen weiblichen Filmszene zu bewundern und die diesjährigen Preisträgerinnen von GIRLS GO MOVIE zu feiern.

Das Kurzfilmfestival ist eine etablierte Plattform für junge Filmemacherinnen der Region und darüber hinaus. Es bietet Anfängerinnen die Möglichkeit, sich filmisch auszuprobieren und ist zugleich eine Chance für professionelle Newcomerinnen, ihre Werke einem großen Publikum zu präsentieren. Am Wochenende gab es wieder die Gelegenheit, die beeindruckenden Ergebnisse der Filmarbeit zu sehen.

Die 55 Wettbewerbsbeiträge gaben einen Einblick in die Themen, die Mädchen und junge Frauen bewegen. Die Auseinandersetzung mit sehr persönlichen Themen war dabei stark vertreten. Während die jungen Teilnehmerinnen ihren Blick verstärkt auf die eigene Identität im Kontext von Gender oder Stereotypen richten, drücken die Filme der Älteren psychische Belastungen, gesellschaftlichen Druck, aber auch Hoffnungen und Visionen aus. Die Filme richteten mit zeitpolitischem Bezug zudem auch den Blick auf die Gesellschaft und die außergewöhnlichen Umstände der vergangenen anderthalb Jahre: So fanden sich unter den Einreichungen mehrere Filme, die sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesellschaft und auf das ganz persönliche Leben der Filmemacherinnen auseinandersetzten.

„Auch 2021 ist für uns alle, wie auch für das Kurzfilmfestival GIRLS GO MOVIE, ein weiteres herausforderndes Pandemie-Jahr. Ihr Filmemacherinnen habt euch aber nicht davon abhalten lassen, dennoch eure Geschichten filmisch zu erzählen. Die Mentorinnen haben kreative Wege gefunden, euch in euren Vorhaben weiterhin individuell zu unterstützen. Und das Projektteam arbeitete unermüdlich daran, auch während der Pandemie das Kurzfilmfestival mit seinem umfangreichen Filmcoaching-Programm unter den gebotenen Auflagen umzusetzen. Das Ergebnis sind 55 einzigartige Kurzfilme, die an diesem Festivalwochenende gezeigt wurden“, hob der Mannheimer Bildungsbürgermeister Dirk Grunert bei der Preisverleihung hervor und dankte den 116 Teilnehmerinnen herzlich für die Einblicke.

Elina Brustinova aus dem Vorstand des Stadtjugendring Mannheim e.V. schloss sich mit den Worten an: „Ihr gebt uns so viel mit und wir können so viel von euch lernen, denn ihr zeigt uns die Themen der jungen Menschen, über die wir, vor allem in den vergangenen zwei Jahren, viel gesprochen haben, die aber viel zu oft zu wenig gehört wurden. Dafür möchte ich euch meine größte Anerkennung und meinen herzlichsten Dank aussprechen.“

Mädchen und Frauen zwischen zwölf und 27 Jahren aus der Metropolregion Rhein-Neckar, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen waren aufgerufen, sich mit Beiträgen am Festival zu beteiligen. Das Beratungs- und Supportprogramm unterstützte die Teilnehmerinnen im Vorfeld. Wer wollte, konnte sich zudem mit seinem Filmkonzept für das Mentoringprogramm von GIRLS GO MOVIE bewerben und wurde durch Studentinnen und Absolventinnen der Filmakademie Baden-Württemberg und der Filmhochschule München bei dessen Realisierung unterstützt.

Während der Festival-Samstag den Mädchen unter 18 Jahren sowie den Teilnehmerinnen des GIRLS GO MOVIE-Sonderprojektes „Dokumentarisches Porträtieren“ in Kooperation mit der SAP gewidmet war, präsentierten am Sonntag die volljährigen Nachwuchs-Regisseurinnen ihre Filme. In anschließenden Filmtalks hatten ausgewählte Filmerinnen die Gelegenheit, über den Entstehungsprozess der Filme zu berichten. Eine begleitende Veranstaltungsreihe zur Berufsorientierung fand am Samstagvormittag im Kino statt und wurde erstmals um eine Online-Beratung am Freitagabend ergänzt.

Das Team von GIRLS GO MOVIE dankt der diesjährigen hochkarätigen Jury aus Fachfrauen der Branche: Agnes Lisa Wegner (Regisseurin für Dokumentarfilm, Mannheim), Beata Anna Schmutz (Regisseurin für Performance und Theater, Leitung Mannheimer Stadtensemble am Nationaltheater Mannheim) und Ursula Simgen-Buch (Kinobetreiberin, Enkenbach-Alsenborn & Kaiserslautern). Im Rahmen der Preisverleihung am Sonntagabend wurden die Gewinnerinnen beider Gruppen bekannt gegeben.

Die Jury-Preise

In der Kategorie der Zwölf- bis 17-Jährigen:

  • Erster Preis: „The Patriarchy presents“ von Lilli Marie Zenth „spricht eine ganze Reihe von existenziellen Themen, wie Sexualisierung, Diskriminierung, Feminismus, Schönheitswahn, Gewalt an Frauen und an Männern, Depression und Suizid, an. In gereimter Sprache und mit geradezu überbordender Liebe zum Detail hat Lilli Marie Zenth einen wunderschönen Kurzfilm geschaffen, der in seiner perfekten Symmetrie zwischen Text und Bild Zuschauer in den Bann zieht und am Ende gleichermaßen betroffen wie berührt daraus entlässt“, so die Jury.
  • Zweiter Preis: Den zweiten Preis erhielt „Take heart!“ von Lilith Jörg. „Das wirklich Außergewöhnliche aber ist die atemberaubende Schönheit seiner Ausgestaltung. Selten hat die Jury einen so fein gearbeiteten, bis ins kleinste Detail ausgestalteten Stopp-Motion-Film gesehen. Auf allen Ebenen beeindruckt „Take heart!“ durch brillante Genauigkeit, die gleichzeitig voller Gefühl ist. Besonders hervorzuheben ist aus unserer Sicht auch der künstlerisch erstklassige Umgang mit Geräuschen, Musik und Sound Design“, erklärt die Jury.
  • Eine lobende Erwähnung erhält der Film „Anders“ von Juli Rosa Döhring.

Die Preisträgerinnen in der Kategorie der 18- bis 27-Jährigen:

  • Erster Preis: „Motschekiebchen“ von Maja Bresink „hat uns als Jury nicht nur überzeugt, sondern tief berührt und lange beschäftigt. Die Herausforderungen von Mutter-Tochter-Beziehungen zu erzählen, ist hier auf wunderbare Weise und filmisch auf allen Ebenen ausgezeichnet gelungen. Das Besondere an diesem Film ist nicht die außergewöhnliche Geschichte, die Brisanz, das große Signal. Im Gegenteil. Es ist ein Film der leisen Töne, der unmissverständlichen Blicke, dieser kleinen zwischenmenschlichen Nuancen.“
  • Zweiter Preis: „Blessing in Disguise“ von Emma Holzapfel. Die Jury begründet: „Ein Mann mit psychischen Problemen springt von der Golden-Gate-Brücke und überlebt. (…) Vor allem aber ist es die Ästhetik der so zarten, behutsamen und gekonnten zeichnerischen Umsetzung dieser Überlebensgeschichte. Es ist faszinierend zu sehen, wie aus einem YouTube-Interview ein Kurzfilm entstehen kann, dessen Bilder den Inhalt auch und vor allem in dieser stark reduzierten Animation außerordentlich gut zu tragen und die Zuschauer zu berühren vermochten.“
  • Dritter Preis: „Wohnung Nr. 15“ von Lilith Queisser. Die Jury zu diesem Beitrag: „Der Film dokumentiert die Spuren des Lebens, das bis vor Kurzem diese Räume gefüllt hat, wahrscheinlich Jahre hier verbracht hat, vielleicht Jahrzehnte. Er hält fest, was nicht bleiben kann. Obwohl die Handkamera tendenziell schlicht und unprätentiös abfilmt, liegt etwas Liebevolles in dem Film. Ein liebevoller Blick fürs Detail. Die Zuschauenden beginnen, sich Gedanken über die Person zu machen, die hier gelebt hat. Gedanken über Vergänglichkeit und das bekannte Bedürfnis, über den Tod hinweg festzuhalten, verbunden zu bleiben.“
  • Eine lobende Erwähnung erhält Johanna Gräwinger für ihren Film „Hotel La Matrice“.

Girlsjury-Preise

Die Girlsjury, bestehend aus Lea Fries, Lena Grobusch und Rubin Cara, verlieh zwei Preise: Erneut ausgezeichnet unter den jüngeren Teilnehmerinnen wurde „Take Heart“ von Lilith Jörg. Der Film „überzeugt nicht nur mit seiner gefühlvollen Auseinandersetzung mit einem Thema, mit dem wir alle zu kämpfen haben, sondern begeistert auch mit einer einzigartigen Filmästhetik“, so die Jury. Unter den 18- bis 27-Jährigen gewann Johanna Gräwinger mit dem Film „Hotel La Matrice“, „der auf eine sehr kreative Weise ein Thema inszeniert, das zwar alltäglich ist, über welches aber doch oft nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Uns fasziniert neben der schauspielerischen Leistung die skurrile und gleichzeitig humoristische Abbildung der Realität.“

Der Zonta-Förderpreis, gestiftet von Zonta Club Mannheim e.V., ging an „I like it in Flavours“ von Ulla Menzenbach. Ein Filmproduktions-Stipendium, gestiftet vom Offenen Kanal Ludwigshafen, erhielt Zena Kserawy für ihren Film „Unicolor“.

Die Moderation der Preisverleihung übernahm Janina Klabes. Zwei prominente Schirmherrinnen haben sich GIRLS GO MOVIE zur Seite gestellt: Daniela Knapp, mehrfach ausgezeichneten Kamerafrau aus Berlin, sowie Daniela Kötz, Programmdirektorin des Festivals des Deutschen Films in Ludwigshafen und ehemalige Programmdirektorin des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg.

Seit April 2021 wurden den Teilnehmerinnen in individuellen Filmcoachings, Feriencamps und Gruppenbegleitungen grundlegende Kenntnisse für die Umsetzung eines eigenen Films vermittelt. Bis zum 13. September hatten die Nachwuchsfilmerinnen Gelegenheit, ihren Wettbewerbsbeitrag zu planen, umzusetzen und einzureichen. Insgesamt beteiligten sich 116 Filmbegeisterte an 55 Filmeinreichungen.

GIRLS GO MOVIE brachte seine Expertise zudem in zahlreichen Kooperationen ein, wie dem Fachtag gender@media der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jungenarbeit Baden-Württemberg e.V., dem Online-Diskussionsformat „GIRLS GO MOVIE trifft Rhein-Neckar“ in Kooperation mit dem Verband Rhein-Neckar oder der Woche der Medienkompetenz Rheinland Pfalz.


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