Mannheim, Heidelberg: Die Preisträger des 70. IFFMH

Mannheim – Vielschichtige und diverse Gewinner eines besonderen Jubiläums: Im Luxor Filmpalast Heidelberg wurden am gestrigen Abend (18.11.2021) die Preisträger der 70. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg (IFFMH) bekannt gegeben.

Den hochdotierten Hauptpreis gewinnt mit ›Il Buco‹ ein Leinwand-Ereignis, das tief unter die Oberfläche geht. Insgesamt wurden von vier Jurys fünf Preise im internationalen Wettbewerb ON THE RISE vergeben. Für den mit 5.000 Euro dotierten Audience Award kann das Publikum noch bis in die Nacht abstimmen. Das Ergebnis wird am Freitag, den 19.11.2021 bekannt gegeben. Zur Auswahl standen 16 fiktionale erste bis dritte Langfilme von herausragenden Regisseuren.

Festivalleiter Sascha Keilholz gratuliert den Preisträgern sehr herzlich. „Unser Dank gilt ihnen genauso wie den Juroren für ihre Leidenschaft, ihren Einsatz und ihre Wertschätzung der sehr unterschiedlichen formalen und inhaltlichen Ansätze eines ganz besonderen IFFMH-Jahrgangs.“

Frédéric Jaeger, Leitung Programmorganisation, ergänzt: „Erst durch die unterschiedlichen Perspektiven und den Austausch im gemeinsamen Rahmen wird unser Programm zum Festival. Dafür kann man sich kein besseres Fachpublikum wünschen als diese Jurys, die mit ihren Entscheidungen die Neugierde und Aufgeschlossenheit der Mannheimer und Heidelberger spiegeln.“

Die vollständigen Jurybegründungen finden Sie unter https://iffmh.de/presse.


INTERNATIONALE JURY
Jurymitglieder: Michelle Carey, Kathleen McInnis, Nicolas Wackerbarth

International Newcomer Award – Beste Regie (30.000 Euro)
›Il Buco‹
Regie: Michelangelo Frammartino (Italien, Frankreich, Deutschland)

Auszug aus der Jurybegründung: „Dieser Film hat uns durch seine einzigartige Stimme, die Eindrücke und Konturen der Erkundung und seine verführerische filmische Nachdenklichkeit beeindruckt – eine visuelle Entdeckungsreise, ein Thriller der physischen wie emotionalen Empfindungen. Der Film geht tief unter die Oberfläche, um die Finsternis zu erhellen, die den Lauf der Dinge umgibt.“

Der International Newcomer Award, Hauptpreis des IFFMH, wird gestiftet durch die Manfred Lautenschläger-Stiftung.


Rainer Werner Fassbinder Award – Bestes Drehbuch (10.000 Euro)
›Zero Fucks Given‹ (Originaltitel: Rien à foutre)
Drehbuch und Regie: Julie Lecoustre, Emmanuel Marre (Frankreich, Belgien)

Auszug aus der Jurybegründung: „›Zero Fucks Given‹ zeichnet ein lebendiges und authentisches Porträt einer jungen Frau, die versucht, ein verführerisches, instagrammbares Leben zu führen und dabei ihre existenziellen Ängste zu verschleiern. Beeindruckt haben uns die Drehbuchentwicklung an Ort und Stelle, der spielerische Umgang der Autoren mit dem globalen Prekariat und die Darstellung von strafenden Reaktionen auf die Offenbarung menschlicher Gefühle.[…]“ Der RAINER WERNER FASSBINDER AWARD* wird in Zusammenarbeit mit der Rainer Werner Fassbinder Foundation organisiert.


Lobende Erwähnung
›Haruhara-san’s Recorder‹ (Originaltitel: Haruharasan no uta)
Drehbuch und Regie: Kyoshi Sugita (Japan)

Auszug aus der Jurybegründung: „Dieser Film überzeugt durch die Abwesenheit des geschriebenen Wortes. Wie das Dorayaki, das im Film verzehrt wird, hält uns dieses filmische Tanka bei Kräften und erfüllt uns. Wir feiern die unbeschriebenen Seiten dieses Drehbuchs.“


FIPRESCI JURY
Jurymitglieder: Yun-hua Chen, Nirmal Dhar, Pélagie Ng’onana, Valentina Giraldo Sánchez

FIPRESCI Award
›The Sleeping Negro‹
Regie: Skinner Myers (USA)

Auszug aus der Jurybegründung: „Skinner Myers‘ Spielfilmdebüt ›The Sleeping Negro‹, einerseits visuelles Essay, andererseits Kammerspiel, verwebt die Wut eines jungen Afroamerikaners gegen das System und seine aufgewühlte Psyche mit politischer Analyse. […] Mit seiner einzigartigen Filmsprache ist er unverblümt, elegant und zugleich zutiefst menschlich.“


ÖKUMENISCHE JURY
Jurymitglieder: Michael Kranzusch, Uta Losem, Lothar Strüber

Ecumenical Award (2.500 Euro)
›My Night‹ (Originaltitel: Ma nuit)
Regie: Antoinette Boulat (Frankreich, Belgien)

Auszug aus der Jurybegründung: „Die Bejahung des eigenen Lebens beginnt mit dem Nein zu den verschiedensten Angeboten fremdbestimmten Lebens. […] Antoinette Boulat ist mit ›My Night‹ ein magischer Kinomoment gelungen, großartig gespielt von einer herausragenden Lou Lampros.“


JUNGE JURY
Jurymitglieder: Omar Alsawadi, Steve Bache, Clara Schmid

Award of the Student Jury (5.000 Euro)
›The First Fallen‹ (Originaltitel: Os Primeiros Soldados)
Regie: Rodrigo de Oliveira (Brasilien)

Auszug aus der Jurybegründung: „›The First Fallen‹ fasziniert nicht nur durch eine unkonventionelle Struktur und Abkehr von klassischer Dramaturgie, sondern sichert sich durch die ergreifende und sensible Darstellung der Figuren in jeder Sekunde die Aufmerksamkeit des Publikums. Der Film beleuchtet einen signifikanten Teil der LGBTQ-Geschichte aus einer bis dato kaum gesehenen Perspektive […]“.

(Quelle: IFFMH – Filmfestival Mannheim gGmbH / Foto: Hannes Blank)