Karlsruhe – Der Wald ist klimakrank, die Folgen der Dürrejahre 2018 bis 2020 machen ihm immer noch zu schaffen. Kurz bevor das Weihnachtsfest beginnt, fragen sich da viele Menschen, ob es denn noch genügend Weihnachtsbäume gebe oder der Kauf dem Wald zusätzlich schade. Mit den Folgen des Klimawandels ist auch das Forstamt des Landkreises Karlsruhe beschäftigt. In Sachen Weihnachtsbaum gibt es trotzdem Entwarnung: „Niemand braucht ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie oder er nicht auf einen echten Weihnachtsbaum verzichten will“, sagt Dr. Simon Boden, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit beim Forstamt. „Trotz Trockenheit und Borkenkäferbefall stehen auch in diesem Jahr wieder genügend natürlich gewachsene Weihnachtsbäume zur Verfügung.“
Wer sich für den klimakranken Wald engagieren will, müsse nicht auf den Weihnachtsbaum verzichten oder zum Plastikbaum greifen, ergänzt Dr. Simon Boden. „Der Plastikbaum hat wegen des Energieeinsatzes bei der Produktion, des Transportes und der Entsorgung eine wesentlich schlechtere Ökobilanz und endet irgendwann als Plastikmüll. Viel wichtiger ist es, tagtäglich Klimaschutz zu leben, denn Klimaschutz ist der wichtigste Waldschutz.“
Die Weihnachtsbäume kamen auch im Landkreis Karlsruhe früher üblicherweise aus den heimischen Wäldern. Sie waren ein Nebenprodukt der Forstwirtschaft. Das Schlagen der Bäume diente der Waldpflege, indem schwächere Bäume aus den dichten Jungbeständen entnommen wurden. Die verbleibenden Bäume bekamen so mehr Licht und Platz und konnten sich besser entwickeln.
Das hat sich verändert. 90 Prozent aller Weihnachtsbäume stammen mittlerweile aus eigens dafür angelegten Weihnachtsbaumkulturen. Exemplare aus Durchforstungen gibt es kaum noch. „Das hängt vor allem mit der Baumartenwahl der Kunden zusammen. Nordmanntannen sind heute mit großem Abstand am beliebtesten, auch weil sie eine besonders schöne Wuchsform ausbilden und wenig nadeln. Diese Baumart stammt aber aus dem Kaukasus und kommt in unseren Wäldern nicht vor“, erklärt Forstamtsleiter Martin Moosmayer.
Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) stehen zwischen 23 und 26 Millionen Weihnachtsbäume jedes Jahr in deutschen Wohnzimmern. Zum Fest bevorzugen die meisten Menschen einen tiefgrünen, möglichst geraden Baum mit dichtem Astkranz. Weil die Nachfrage danach hoch ist, sind immer mehr eigens angelegte Kulturen entstanden, auf denen genau solche Bäume produziert werden. Diese Flächen werden extra für die Weihnachtssaison angelegt und besonders umsorgt.
Öko-Weihnachtsbäume liegen dabei im Trend. Weihnachtsbäume, die mit Zertifikaten wie PEFC, FSC, Naturland oder Bioland ausgezeichnet sind, haben keine langen Transportwege zurücklegt und wurden nicht mit Dünge-, Unkrautvernichtungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln behandelt. „Auch in unserer Region gibt es immer mehr zertifizierte Weihnachtsbaumplantagen“, sagt Moosmayer abschließend.
Nach Ende der Weihnachtszeit müssen die Bäume aber auch wieder entsorgt werden. Seit vielen Jahren sammeln die Kommunen oder örtliche Vereine die Weihnachtsbäume flächendeckend ein. Die abschließende Verwertung ist unterschiedlich: Entweder wird in Biomassekraftwerken daraus Wärme und Energie produziert oder die Bäume werden für Humus kompostiert oder gar der stofflichen Verwertung für Spanplatten zugeführt. Jeder kann seinen Baum auch selbst kompostieren oder zu Brennholz verarbeiten. Nur die Entsorgung im Wald ist wie bei anderen Gartenabfällen nicht erlaubt.