Private Krankenversicherungen versuchen neuen Kunden anzulocken, indem sie Vorteile bei möglichen Behandlungen und günstige Tarife anbieten. Bevor der Vertrag abgeschlossen wird, sollte allerdings eine umfangreiche Beratung erfolgen. Wer von einem Wechsel in die PKV profitiert, ist in nachfolgendem Beitrag zu lesen.
Lange galt die private Krankenversicherung als das Nonplusultra, um sich gegen Gesundheitsrisiken abzusichern. Zwar wirkt die bevorzugte Behandlung noch immer sehr verlockend, allerdings geht die PKV mit Risiken einher. Und diese Risiken werden vor der Unterzeichnung des Vertrags oft nicht richtig kommuniziert.
Wer hat die Möglichkeit eine private Krankenversicherung abzuschließen?
Für Angestellte, die jährlich mehr als 64.350 EUR verdienen, kommt eine PKV infrage. Sie können sich aussuchen, ob sie eine private Krankenvollversicherung abschließen oder freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse bleiben.
Selbstständige und Beihilfeberechtigte können im Gegensatz dazu immer in die private Krankenversicherung eintreten. Unabhängig von ihrer Einkommenshöhe.
Ein Vergleich der PKV-Tarife gestaltet sich als schwierig
In der Regel handelt es sich um eine Entscheidung für Jahrzehnte, weshalb die Wahl ob GKV oder PKV wohl überlegt sein sollte. Der Entschluss ist jedoch nicht so einfach, da dieser von vielen Faktoren abhängt:
• Soll eine Familie gegründet werden?
• Hat man Kinder?
• Will man lieber Single bleiben?
• Sollen die Beiträge günstig sein?
• Liegt eine chronische Krankheit vor?
Um sich in diesem Tarif-Dschungel zurechtzufinden, braucht es einen Versicherungsexperten. Hier sollte man sich auf jeden Fall beraten lassen, um Vor- und Nachteile zu erkennen.
Die Nachteile der privaten Krankenversicherung
Junge und gut verdienende Personen können in der PKV viel Geld sparen. Die Beiträge steigen mit zunehmendem Alter jedoch an. Die Beitragshöhe richtet sich in der gesetzlichen Krankenkasse prozentual nach dem Einkommen. Wer wenig verdient, zahlt auch wenig.
Die Einkommenshöhe spielt in der privaten Krankenversicherung dagegen keine Rolle. Hier wird der Beitrag des ausgewählten Tarifs anhand der entstandenen Kosten berechnet. Im hohen Alter mit vielen Krankheiten fallen deshalb höhere Beiträge (Prämien) an. Außerdem müssen sich Kinder und Ehepartner, die nicht erwerbstätig sind, separat in der PKV versichern. Das bedeutet, dass mehrere Beiträge für die Familie fällig werden.
In der gesetzlichen Krankenversicherung werden Kinder und Ehepartner dagegen mitversichert. Wer in Bezug auf die Beiträge sparen möchte und deshalb in jungen Jahren in die PKV wechselt, hat ab dem 55. Lebensjahr so gut wie keine Möglichkeit mehr, in die gesetzliche Krankenversicherung zu wechseln, deren Beiträge dann oftmals deutlich günstiger sind.
Wer im hohen Alter in die private Krankenversicherung wechseln möchte, sollte wissen, dass nur noch wenig Zeit bleibt, um die sogenannten Altersrückstellungen bis zur Rente aufzubauen. Damit ist das Geld gemeint, welches Versicherungsnehmer in der PKV ansparen, um die steigenden Beiträge im Alter etwas abzufedern.
Die private Krankenversicherung ist auch für viele Selbstständige riskant
Mittlerweile gibt es viele Berufstätige, welche als Selbstständige eingestuft werden und deshalb die Möglichkeit haben in eine private Krankenversicherung einzutreten. Wer als Selbstständiger ein normales Einkommen hat oder mit starken Schwankungen im Verdienst rechnen muss, sollte sich lieber für die gesetzliche Krankenversicherung entscheiden.
Tipp: Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung besteht die Möglichkeit der Chefarztwahl, des 1-Bett-Zimmers oder anderen Wünschen. Diese werden mit einer privaten Zusatzversicherung abgedeckt.
Der Versicherungswechsel wird auch durch Vorerkrankungen beeinflusst
Vorerkrankungen sprechen eindeutig gegen einen Wechsel, da in diesem Fall hohe Zuschläge drohen. Hier können sogar Anschlüsse zum Versicherungsschutz erforderlich sein.
Außerdem müssen Privatversicherte anders als gesetzlich Versicherte viel Papierkram in Kauf nehmen: Sie müssen alle Arztrechnungen, Therapien und Medikamente zunächst selbst bezahlen und die Rechnungen dann zwecks Erstattung bei ihrer Versicherung einreichen.
Generell abzuraten von einem Wechsel ist außerdem Neukunden ab Mitte vierzig. Wer erst in diesem Alter einsteigt, muss mit hohen Beitragssteigerungen im Rentenalter rechnen, weil die angesparten Alterungsrückstellungen, die der Versicherer vornimmt, möglicherweise nicht ausreichen, um den späteren Beitragsanstieg zu bremsen.
Private Krankenversicherung – Sonderfall Beamte
Leicht zu entscheiden ist die Frage für Beamte. Für die meisten von ihnen ist die private Krankenversicherung aus finanziellen Gründen sinnvoller als die gesetzliche Krankenversicherung. Ihr Dienstherr beteiligt sich mit der Beihilfe an den Behandlungskosten – bei ledigen Bundesbeamten zum Beispiel zu 50 Prozent. Für die verbleibenden Kosten schließen sie am besten eine private Krankenversicherung ab.
Würde sich ein Beamter gesetzlich krankenversichern, müsste er den gesamten Versicherungs-beitrag aus der eigenen Tasche bezahlen. Anders als bei Angestellten, für die der Arbeitgeber die Hälfte des Beitrags zahlt, beteiligen sich der Bund und die meisten Bundesländer nicht an den Versicherungsbeiträgen ihrer Staatsdiener. Lediglich in Hamburg, Berlin, Brandenburg, Bremen und Thüringen können Neubeamte wählen, ob sie anstelle der Beihilfe einen Zuschuss zur gesetzlichen Versicherung wollen. Auch in anderen Bundesländern wird darüber diskutiert, Beamten diese Möglichkeit künftig anzubieten.
Angestellte und Selbstständige sollten genau überlegen
Schwieriger ist die Entscheidung für Angestellte und für Selbstständige. Für Angestellte zahlt der Arbeitgeber die Hälfte des Beitrags, egal ob sie privat oder gesetzlich versichert sind. Im Rentenalter erhalten sie einen Zuschuss vom Rentenversicherungsträger. Der deckt jedoch nicht mehr die Hälfte des dann zu zahlenden Beitrags ab, sondern nur einen geringen Anteil.