Jedes Jahr organisiert das Stadtarchiv Mannheim zusammen mit dem Verein der Freunde des Stadtarchivs eine gut zweistündige Rundfahrt durch den Mannheimer Handelshafen, unter äußerst sachkundiger Leitung von Dr. Hanspeter Rings. So geschehen auch am vergangenen Freitag, ein Tag, der nicht zu sonnig und auch nicht zu kalt war, ideal für eine kleine Reise über die Wasser zwischen Mannheim und Ludwigshafen.
Noch vor 100 Jahren galt diese Hafenlandschaft als eine der ersten Sehenswürdigkeiten der Stadt, noch heute hat sie für den Besucher so einiges zu bieten.
Cruising over troubled water war es nach dem denkwürdigen Hochwasser zum Glück nicht mehr, dafür aber eine höchst interessante und vergnügliche Fahrt mit der „MS Kurpfalz“ durch einen der größten Binnenhäfen Europas, auf Rhein und Neckar, im Mühlau-, Industriehafen und dem Verbindungskanal. Die Teilnehmer erfuhren Interessantes und Wissenswertes über Entstehung und Entwicklung des Hafens, der historischen Industriebauten, alten Wasserläufe, aber auch das aktuelle Hafengeschehen.
Nur wenige Jahre nach der Gründung von Festung und Stadt Mannheim gab es bereits 1622 einen Umschlagplatz mit Kran, damit war der Kern des Handelshafens gelegt. Zweihundert Jahre später erhielt er das Etikett Freihafen und etwas später sein erstes richtiges Becken. Nach dem Durchstich für die Friesenheimer Insel wurde dann 1869 auch die Mündung des Neckars verlegt. An der Spitze der Insel kann man tatsächlich sehen, wie sich das gelbliche Wasser des ehemaligen unberechenbaren Wildflusses aus dem Odenwald mit den eher grünlichen Fluten des majestätischen Rheins vermischen.
Weitere Häfen folgten, Ende des 19. Jahrhunderts dann wurde der Rheinkai errichtet, 1907 schließlich baute die Stadt den letzten riesigen Industriehafen. Wieder folgten weitere Häfen, von denen einige den 70er Jahren wieder zugeschüttet geschüttet wurden.
Viel Wissenswertes erzählte Dr. Rings, Interessantes und Bemerkenswertes, wie zum Beispiel über ein ganz besonderes Denkmal im Industriehafen, der für die Öffentlichkeit eigentlich geschlossen ist. Dort steht an der Spitze des Bonadieshafens der barocke „Mannheimer Meridian“, ausschließlich vom Wasser aus zu bewundern.
An der südlichen Ufermauer des Kaiser-Wilhelm-Beckens befindet sich die rote Sandsteinpyramide, die einst der im Schloss unter gebrachten Sternwarte als astronomischer Prüfpunkt diente. Dieser antike Vermessungspunkt war eine Rückmarke für den durch die Sternwarte gelegten Meridian. Allerdings wurde der ursprüngliche Punkt beim Bau des Hafens entfernt, denn er lag inmitten des Beckens und hat an seinem heutigen Standort keine messtechnische Bewandtnis mehr.
Alte Industriearchitektur und ganz moderne Bauten am Ludwigshafener Ufer machten die Bootsfahrt, über die wir inhaltlich für die nächste Fahrt nicht alles verraten wollen, zu einem echten Highlight für alle, die gerne mehr über die Kurpfalzmetropole erfahren möchten.