Heidelberg – Herzpatienten mit implantiertem Defibrillator (ICD) aus dem Großraum Heidelberg, denen ständige Angst vor dem nächsten Elektroschock zu schaffen macht, können noch bis Ende 2015 an einer speziellen Psychotherapie teilnehmen.
Das neue ambulante Therapiekonzept wird von Wissenschaftlern der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg im Rahmen einer Studie erstmals angeboten und erforscht. Gesucht werden dazu Patienten mit ICD, die schon mindestens einmal einen solchen Defibrillator-Schock erlebt haben. Die Teilnahme an der Therapiestudie ist kostenlos.
Die Therapie besteht aus drei Einzelgesprächen mit einem Psychotherapeuten und sieben Gruppensitzungen. Dabei sollen die Patienten lernen, mit der Angst umzugehen und sie zu beeinflussen. Ein spezielles Therapiekonzept für ICD-Träger mit Angststörungen nach einem oder mehreren Defibrillator-Schocks gibt es deutschlandweit bisher noch nicht.
Der ICD ist ein Lebensretter für Patienten mit gefährlichen Herzrhythmusstörungen oder stark geschwächtem Herz. Gerät das Herz aus dem Takt, z.B. bei dem gefürchteten Kammerflimmern, ist es nicht mehr in der Lage, Blut durch den Körper zu pumpen. Um diese Störungen zu unterbrechen, startet der ICD mit Hilfe elektrischer Schocks das Herz gewissermaßen neu.
"Ein solcher Defi-Schock kann die Patienten seelisch sehr belasten",
berichtet Studienleiter Privatdozent Dr. Jobst-Hendrik Schultz, Oberarzt an der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik Heidelberg. Die Patienten versuchen, Situationen zu meiden, in denen zuvor die Schocks auftraten.
"Das kann soweit gehen, dass Patienten z.B. Angst haben, wieder in ihrem Bett zu schlafen. Zudem meiden viele aus Angst, dass wieder Herzprobleme auftreten könnten, jede Anstrengung und kapseln sich von der Außenwelt ab",
erklärt Schultz. Betroffene fühlen sich zudem häufig hilflos, ausgeliefert und niedergeschlagen. Die Ergebnisse der Heidelberger Studie sollen dazu beitragen, die ganzheitliche Behandlung seelisch belasteter ICD-Patienten zu verbessern. Die Studie wird von der Deutschen Stiftung für Herzforschung gefördert.