Ludwigshafen: Filmfestival beendet Wachstum

Kötz: "Parkinsel als Standort unverzichtbar"

Ludwigshafen – Das „Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein“ ist in den 17 Jahren seines Bestehens dank der begeisterten Mitwirkung der Ludwigshafener zu einem sehr wichtigen jährlichen Treffpunkt für Tausende von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und der gesamten Region geworden.

In Zeiten zunehmender sozialer Spaltungen und Spannungen ist das jährliche Zusammenkommen Tausender von Bürgern für ein gemeinsames Kultur- und Naturerlebnis von ganz besonders hoher Bedeutung für die Stadtgesellschaft. Die nach 17 Jahren erreichte Größe des Filmfestivals ist hierfür eine wichtige Voraussetzung.

Weil das „Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein“ zugleich auf einem fachlich bedeutenden Niveau stattfindet, ist es auch zu einem kulturellen Leuchtturm geworden, der in ganz Deutschland wahrgenommen wird und damit auch die Stadt Ludwigshafen regelrecht zum Leuchten bringt. Es ist eine einzigartige Werbung für Ludwigshafen am Rhein und zwar für die andere, die nicht industrielle Seite der Stadt, ihre unerwartete Eleganz und Lebensfreude – verkörpert in einer Parkinsel, auf der das zweitgrößte unter rund 400 Filmfestivals in Deutschland stattfindet, das laut F.A.Z. obendrein noch das „schönste Festival Deutschlands“ sei. Der Ort „Parkinsel“ ist unersetzbar und eine absolut verbindliche Voraussetzung für die erlangte Bedeutung und für deren Erhalt in der Zukunft. Wer hier andere Orte vorschlägt, hat nicht verstanden, worin das Wesen des Erfolges sowohl beim Publikum der Stadt und der Region als auch in der Fachwelt besteht.

Ein Unternehmen, aber gemeinnützig

Das „Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein“ wird von einer gemeinnützigen GmbH veranstaltet. Es ist also keine städtische Kultureinrichtung, die entsprechend öffentlich finanziert ist, sondern ein auf sich selbst gestelltes Unternehmen. Zugleich ist das Filmfestival aber in einem entscheidenden Sinne nicht kommerziell, darf es doch als gemeinnützige GmbH steuerrechtlich keinerlei Gewinne machen.

Das Filmfestival wird jährlich zu 6 % seines Etats seitens der Stadt unterstützt und zu bisher 3 % durch das Land RLP. 15 % der jährlichen Mittel stammen von Partnern aus der Wirtschaft (Sponsoren), 2 % steuert der Förderverein des Festivals bei – 74 % muss das Filmfestival aus eigener Kraft erwirtschaften durch den Verkauf von Eintrittskarten und Bewirtung. Deshalb muss das Festival zu seiner Bestandsicherung eine bestimmte Menge an Tickets verkaufen, dies auch, um die wichtige erlangte Größe erhalten zu können und damit seine soziokulturelle Funktion auch zu erfüllen.

Das Wachstum beendend

Mit 120.000 Besuchern im Jahr 2019 hat das Filmfestival einen Status erreicht, der nicht mehr weiter ausgebaut werden muss. Es hat deshalb beschlossen, ab sofort sein Wachstum zu beenden.

Allerdings setzt dies voraus, dass die bestehenden Zuschüsse und Sponsorenbeiträge mindestens gleich bleiben. Wer vorschlägt, das Festival könne doch auch weniger Besucher (als 2019) haben, muss zugleich zusichern können, dass sich die Zuschüsse vervielfachen werden, wenn das Filmfestival hinsichtlich seiner erreichten Größe und Bedeutung für die Stadt Ludwigshafen erhalten bleiben soll.

Als konkreter Ausdruck der Bereitschaft, sein Wachstum zu beenden, wird das Festival sogar einen gewissen „Rückbau“ vornehmen und im Jahr 2022 mit nur drei anstatt zuletzt vier Kinos veranstaltet.

Respekt gegenüber der Stadtnatur

Das Filmfestival sieht angesichts der erreichten Größe auch die Verpflichtung zu einem verstärkten Respekt gegenüber der Natur, auch wenn es sich um die längst von Menschenhand veränderte Natur eines Stadtparks handelt, den das Filmfestival zu fünf Prozent seiner Fläche belegt (ca 1 von 26 ha Parkgelände).

Der Ort der Veranstaltung, die Parkinsel im Rhein, ist von geradezu existentieller Bedeutung für den großen Erfolg, die gewachsene Beliebtheit des Filmfestivals. Das Filmfestival ist ein Ereignis, bei dem Natur und Kultur, Naturerfahrung und Erlebnis von Kunst, auf das Engste verbunden sind. Seit der Gründung des Filmfestivals 2005 hat insbesondere das Grünflächenamt der Stadt alle Maßnahmen des Festivals intensiv begleitet und beaufsichtigt. Aber die erreichte Größe der Veranstaltung verlangt ein gewisses Nachjustieren.

Als Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der großen Platanen werden künftig die zur Sicherung der Zelte baurechtlich vorgeschriebenen Erdnägel nur in Zusammenarbeit mit der zuständigen städtischen Behörde und nur nach einer fachlich intensiven Prüfung des Erdreiches gesetzt, so dass jede auch noch so geringe Verletzung von Baumwurzeln nahezu ausgeschlossen werden kann.

Um den sorgsamen Umgang mit dem Parkgelände besonders durch Fremdfirmen sicherzustellen, wird es während der Aufbau- und Abbauzeit der Zelte eine lückenlose ökologische Baubegleitung unter Aufsicht der städtischen Behörde geben, arrangiert vom Filmfestival, die jede Verletzung von Auflagen zu verhindern hat.

Die Auf- und Abbauzeiten des Filmfestivals sollen reduziert werden, soweit dies irgend möglich ist. Eine Reduzierung um eine Woche ist angestrebt, weitere Verkürzungen sind abhängig von der Witterung, denn bei anhaltendem Regenwetter muss zum Schutz der Natur pausiert werden.

Die bereits bisher stets vom Filmfestival finanzierte Nachsorgung der eventuell eingetretenen Schäden am Parkgelände, insoweit diese vom zuständigen Amt der Stadt festgestellt werden, wird selbstverständlich fortgesetzt.

Rücksicht auf die Menschen, die sehr nah am Festivalgelände wohnen

Entschlossen wird das Filmfestival dem falschen Eindruck begegnen, es würde keine Rücksicht auf die Anwohner vor Ort nehmen, die immerhin rund zehn Wochen im Jahr mit diesem Festival zu tun haben und dies nicht immer ohne Einschränkungen ihres Lebensalltages. Auch wenn manche Kritiker offensichtlich das Filmfestival auf „ihrer“ Parkinsel prinzipiell nicht haben wollen und deshalb eifrig nach Gründen suchen, dieses Privatinteresse öffentlich legitimieren zu können, so gibt es doch auch sehr konstruktive Kritik, die die Festivaldirektion nachdrücklich respektiert, darüber mit Anwohnern bereits schon länger im Austausch ist und nun hofft, ihr durch die folgenden Maßnahmen noch weitgehender entsprechen zu können.

Eine wirkungsvolle Reduzierung der Beeinträchtigung der Anwohner durch Parkplatz-suchende Festivalgäste wird ja seit einigen Jahren durch die Stadtverwaltung bereits sehr effektiv umgesetzt.

Im Interesse der Anwohner wird das Festival künftig werktags ab 22 Uhr verstärkt darauf achten, dass diese nicht durch Lautsprecherdurchsagen oder den Filmton aus dem vorderen Kino in ihrer Nachtruhe gestört werden.

Das Festival wird verbleibende Beeinträchtigungen durch Geräusche aus den Kinos durch Eindämmungen durch einen Akustikexperten ausschließen.

Um Geräuschbelästigungen noch weiter zu reduzieren, wird auch ein Teil des Küchenbetriebes für die Bewirtung in den deutlich von den Wohnhäusern weiter entfernt liegenden Bereich am Rheinufer verlegt.

Das Festival wird – außer in extremen Ausnahmefällen – keine Umlademaßnahmen oder Zwischenlagerungen von Bauteilen und Geräten unmittelbar vor den Wohnhäusern durchführen.

Die Lärmbelästigung der direkten Anwohner durch kommende oder gehende Besuchergruppen soll dadurch weitestgehend reduziert werden, dass der primäre Zugangsweg zum Festivalgelände (nachdem die Besucher die Fußgängerbrücke über den Luitpoldhafen überquert haben) anstatt über die Parkstraße, von vornherein und möglichst ausschließlich durch den oberen Parkbereich erfolgt.

Schlussbemerkung

Nur die Parkinsel ist für uns (und viele andere) der einzig richtige Standort für das Filmfestival in Ludwigshafen.

Für den Erhalt des Filmfestivals an diesem Ort ist ein gewisser Umfang an Besucher erforderlich.

Ohne die Gewährleistung dieser beiden Aspekte, müsste das „Festival des deutschen Films“ sich einen neuen Standort außerhalb der Stadt Ludwigshafen suchen, um seine Weiterexistenz zu sichern.

Angesichts der Tatsache, dass das Festival über fast zwei Jahrzehnte hinweg nur gemeinsam mit der Stadt Ludwigshafen so groß und für die Menschen hier so wichtig geworden ist, wäre das eine für beide Seiten äußerst traurige Entwicklung.


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