Schwetzingen – Rhythmische Trommelklänge, klatschende Hände, lebendige Gesänge – die Nordstadthalle in Schwetzingen sprudelte am zweiten Juli-Wochenende nur so vor brasilianischer Energie. Grund war das Sport-Event, welches zwei Capoeira-Vereine aus Schwetzingen und Karlsruhe ausrichteten.
Bei der afrobrasilianischen Kampfkunst Capoeira kämpfen jeweils zwei Personen miteinander. Dabei erinnern die rhythmischen Bewegungen, akrobatischen Sprünge und gedrehten Tritte an einen Tanz. „Tatsächlich handelt es sich um einen Kampf, der als Tanz getarnt wird“, erklärte Luiz Carlos dos Santos Gomes (Instrutor Cao), Trainer des Vereins Capoeira Karlsruhe. „Capoeira wurde von versklavten Gruppen in Brasilien entwickelt, die aus verschiedenen Regionen Afrikas stammten. Nur durch die Tarnung als harmlosen Tanz durften sie Capoeira praktizieren.“ Der Capoeira-Kampf wird daher auch als „Spiel“ bezeichnet.
Grund für das Event war die sogenannte Batizado (port. für „Taufe“), bei der neue Capoeira-Schüler feierlich in die Vereine aufgenommen werden. Dabei erhielten sie ihre Spitznamen, die von dem Trainer oder der Trainerin vergeben werden und häufig auf Charakter-Eigenschaften der Schüler basieren. Bei der Batizado erhielten die Teilnehmenden zudem ihre erste offizielle Kordel, die als Gürtel um die weiße Capoeira-Hose getragen wird. Die Kordelfarbe spiegelt die Graduierung der Capoeiristas wider, sie zeigt ihr Wissen und Können innerhalb der Kampfkunst. Ein aufregendes Ereignis – für Jung und Alt. „Es freut mich sehr, so viele glückliche Gesichter zu sehen“, strahlte Sabine Busse, Vorsitzende des Vereins in Schwetzingen. „Gerade für die Kinder, die das erste Mal dabei sind, ist das schon etwas ganz Besonderes – und für ihre stolzen Eltern natürlich auch.“
Geleitet wurde das Event vom Capoeira-Lehrer David Nascimento „Mestrando Davisão“ aus Spanien. In seinen Trainings, die neben der Batizado einen großen Teil des Events ein- nahmen, betont er, wie wichtig die Anpassungsfähigkeit eines Capoeiristas ist. Es kommt darauf an, das Gegenüber beim Capoeira-Spiel genau zu beobachten, Tritte und Angriffe früh zu erkennen und gekonnt auszuweichen. „Ein schönes und dynamisches Spiel ist dabei wichtiger, als den Gegner zu Fall zu bringen oder zu treffen“, so Instrutor Cao.
Für die beiden ausrichtenden Vereine war die Veranstaltung seit Ausbruch der Corona- Pandemie die erste in Präsenz. Um das Event möglichst sicher zu gestalten, wurde um freiwillige Coronatests gebeten, bzw. den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt. Im vergangenen Jahr richteten gleich vier badische Capoeira-Vereine ein hybrides Event aus, das zum Teil online, zum Teil unter freiem Himmel stattfand. „Auch wenn die Fähigkeit, sich an neue Herausforderungen anzupassen, typisch für die Capoeira ist, sind wir froh, uns dieses Jahr wieder wie gewohnt live und in Farbe treffen zu können“ schmunzelte Sabine Busse.
Die Capoeira-Vereine bieten Training für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Weitere Informationen gibt es unter: https://capoeira-karlsruhe.de/, https://capoeira-schwetzingen.de. Die ersten Schnupperstunden sind kostenlos.