Kaiserslautern / Neustadt an der Weinstraße – Von Samstag, 1., bis Mittwoch, 5. Oktober, feiert der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd den 175. Geburtstag der pfälzischen Eisenbahnen und damit der ersten Eisenbahn in Rheinland-Pfalz.
Im Jahr 1847 fuhren die ersten Züge auf den heutigen Jubiläumsstrecken von Neustadt/W nach Ludwigshafen und von Schifferstadt nach Speyer – als Auftakt eines umfangreichen Bahnausbaus mit Haupt- und Nebenstrecken.
Auftaktveranstaltung am 30.09.2022 mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer
Die Auftaktveranstaltung der Jubiläumsfeierlichkeiten findet am 30.09.2022 zusammen mit Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Herrn Dr. Richard Lutz, Konzernvorstand der Deutschen Bahn AG statt. Präsentiert wird in diesem Zusammenhang der Prototyp des neuen Akkuzuges, der ab Dezember 2025 schrittweise in der West- und Südpfalz auf einem 240 km großen Streckennetz die Dieselzüge ablösen wird. In Neustadt/Weinstraße wird zudem der künftige grenzüberschreitende Zug vorgestellt werden, der in den kommenden Jahren, u.a. zwischen Neustadt und Strasbourg umsteigefreie Verbindungen schaffen wird.
Fahrten mit Dampfzügen vom 01. – 05.10.2022
Schwerpunkt der Festwoche sind deshalb Fahrten auf den Strecken rund um Neustadt/W. Für Abwechslung vom Bahnverkehr sorgt das parallel stattfindende Deutsche Weinlesefest auf dem Bahnhofsvorplatz.
Am Samstag und Sonntag, 1. und 2. Oktober, werden Fahrten mit historischen Dampfloks und einer historischen Ellok auf folgenden Strecken angeboten:
- Neustadt/W – Schifferstadt – Ludwigshafen,
- Kaiserslautern – Neustadt/W
- Neustadt – Landau und
- Schifferstadt – Speyer – Germersheim
Am Tag der Deutschen Einheit, Montag, 3. Oktober, pendeln die Nostalgiezüge auf den Strecken Kaiserslautern – Neustadt – Ludwigshafen und Neustadt – Bad Dürkheim. In Bad Dürkheim haben die Dampfzüge Anschluss an einen Straßenbahnzug der 1960er Jahre, der auf der Rhein-Haardtbahn bis Ludwigshafen Hbf. und zurück an die Weinstraße fährt. In Ludwigshafen Hbf. wiederum kann, nach einer kurzen Wartezeit, in den mit der historischen Ellok bespannten Zug nach Neustadt/W eingestiegen werden, wodurch sich eine Rundfahrt durch die Pfalz ergibt.
Ein besonderer Höhepunkt: Ein dampfgeführter Eilzug ins Alsenz- und Nahetal
Ein besonderes Eisenbahnerlebnis bietet am Feiertag der historische Eilzug ins Alsenz- und Nahetal: Stilecht mit der Dampflok 23 058 bespannt, startet der Zug um 9:45 Uhr in Neustadt/W. Nach kurzen Halten in Enkenbach, Winnweiler und Rockenhausen nimmt die Dampflok in Alsenz eine Pause zum Wasserfassen. Nach einer guten halben Stunde geht es weiter nach Bad Münster. Die Ankunft ist gegen 11:45 Uhr vorgesehen. Dort wechselt die Lok auf die andere Seite des Zuges. Es folgt eine Fahrt entlang der Weinberge an der Nahe und vorbei am Rothenfels, der höchsten Bergwand nördlich der Alpen. In Staudernheim kehrt der Zug nach wenigen Minuten um, in Bad Münster bleibt ausreichend Zeit für eine Pause. Die Rückfahrt startet um 14:10 Uhr, in Alsenz werden wiederum die Wasservorräte ergänzt. Nach Halten wiederum in Rockenhausen, Winnweiler und Enkenbach erreicht der Zug Neustadt/W gegen 16:15 Uhr.
Den Abschluss der Fahrten bildet, schon traditionell, am Mittwoch, 5. Oktober, der dampfgeführte Bundenthaler. Er soll in Neustadt/W um 8:45 Uhr starten und nach mehreren Pendelfahrten in der Südwestpfalz rund um Dahn gegen 19 Uhr wieder in der pfälzischen Weinhauptstadt ankommen. Für frühere Rückfahrten kann in Hinterweidenthal vom Dampfzug in die üblichen Regionalbahnen der Queichtalbahn umgestiegen werden.
Es gelten die regulären Fahrscheine ohne Nostalgiezuschlag
Alle genannten Fahrten können mit normalen Fahrscheinen der DB oder des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar genutzt werden. Ein Nostalgiezuschlag wird nicht erhoben. Die historischen Züge sind nicht barrierefrei und auch nicht für die Mitnahme von Fahrrädern geeignet, die deshalb nicht zugelassen wird.
Eine Ausnahme bezüglich der Fahrkarten bildet die Fahrt am 3. Oktober ins Nahetal: Verbundfahrausweise des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar sind nur bis Alsenz gültig. Für die Weiterfahrt nach Bad Münster oder Staudernheim ist ein DB-Fahrausweis wie zum Beispiel das Rheinland-Pfalz-Ticket erforderlich. Für Fahrgäste, die nur von Bad Münster nach Staudernheim und zurück fahren wollen, sind die Tarife des Rhein-Nahe-Verkehrsverbundes RNN maßgebend.
Zum Einsatz kommen vor den Wagen der 1930er und 1960er Jahren folgende Lokomotiven:
- Die elektrische Vorkriegslokomotive E 94 088, ein nicht nur Modellbahnfreund:innen bekanntes elektrisches ´Krokodil´ mit seinen charakteristischen langen Vorbauten für die Motoren. Sie fuhren bis Anfang der 1980er Jahre Güterzüge von Mannheim aus in alle Richtungen.
- Die Dampflok 23 058. Viele Jahre setzte das Bw Kaiserslautern die vielseitig verwendbare Personenzuglok in der ganzen Pfalz sogar vor Schnell- und Güterzügen ein. Sie wurde im Jahre 1966 nach Crailsheim versetzt, wo sie Ende 1975 ausgemustert wurde.
- Die Dampflok 41 018. Die schnelle Güterzuglok ist ölgefeuert und macht auch vor Personenzügen eine gute Figur. Die Bundesbahn schickte sie 1976 aufs Abstellgleis.
- Die Dampflok 58 311. Die bullige Güterzuglok ist nicht schnell, aber stark und ist seit Jahren ein bewährtes Zugpferd für nostalgische Züge.
- Die Dampflok 378.78. Die einst in Österreich eingesetzte Tenderlok gehörte bei der früheren Reichsbahn zur Baureihe 93 und zog dort Personen- und Güterzüge.
- V 100 1019. Die über 60 Jahre alte Diesellok mit dem mittig angeordneten Führerstand war bis zur Jahrtausendwende überall in der Pfalz anzutreffen und zog bei der früheren Bundesbahn einfach alles: Vom Militärzug mit schweren Panzern bis zum Anschlussgleis am Ende von wenig befahrenen Nebenbahnen.
Alle genannten Lokomotiven werden von Eisenbahnfreunden in meist ehrenamtlicher Arbeit gewartet und betriebsfähig vorgehalten.
Aktuelle Infos zu den Fahrzeiten finden Sie unter www.rolph.de.
Pfälzische Ludwigsbahn wurde 175 Jahre alt – Zahlreiche attraktive Angebote auf der Schiene – Fest in Neustadt an der Weinstraße
„Der Bau der Eisenbahn von Neustadt zur Rheinschanze, dem heutigen Ludwigshafen, und der Strecke von Schifferstadt nach Speyer, war der Ausgangspunkt für die Schaffung eines umfangreichen Bahnnetzes im ganzen Land. Die Bahn eröffnete eine gute Wirtschaftsentwicklung und stellt heute für die Bürger und Bürgerinnen einen unverzichtbaren Teil täglicher Mobilität dar“,
hob Ministerpräsidentin Malu Dreyer anlässlich des Eisenbahn-Jubiläums hervor.
„Wir haben in den vergangenen Jahren das Bahn- und Busnetz im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Taktes in Zusammenarbeit zwischen dem Land und den Kommunen immer attraktiver gestaltet. Nebenstrecken erhielten ein vertaktetes Zugangebot, die S-Bahn Rhein-Neckar, die über die Jubiläumsstrecke verkehrt, verbindet Rheinland-Pfalz mit Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland. Auch für den grenzüberschreitenden Verkehr in die Eurometropole Straßburg gibt es eine realistische Perspektive.“
Am kommenden Wochenende, dem 30. September bis 5. Oktober, soll daher der 175. Geburtstag groß gefeiert werden. Den Auftakt bildet am kommenden Freitag, 30. September, eine offizielle Jubiläumsfahrt mit einem neuen Triebwagen der Schweizer Firma Stadtler, der sowohl elektrisch – mit einer Oberleitung – wie batteriebetrieben fahren kann. Ab Dezember 2025 sollen diese Triebwagen schrittweise auf einem 240 Kilometer großen und nicht elektrifizierten Streckennetz in der West- und Südpfalz eingesetzt werden und dort die Dieselfahrzeuge ablösen.
„Wir machen hiermit einen großen Schritt zu mehr Umweltschutz und Klimaverträglichkeit“,
so die Ministerpräsidentin.
„Nach 175 Jahre Eisenbahngeschichte befinden wir uns jetzt in einer entscheidenden Phase, in der Öffentliche Nahverkehr und der Schienenverkehr im Besonderen eine Schlüsselrolle zum Erreichen der Klimaziele übernimmt. Wir schulden es dieser Geschichte und sind der Zukunft verpflichtet, die Reaktivierung des Streckennetzes, die Sicherung der Angebote und den Ausbau zukunftsfähiger und alternativer Antriebsarten zu gewährleisten. Die Schiene ist der Wege in die Zukunft.“,
hob Klimaschutzministerin Eder die immer noch aktuelle Bedeutung der Eisenbahn hervor.
Den „Abfahrauftrag“ für den klimafreundlichen Jubiläumssonderzug mit den geladenen Gästen wird Mobilitätsministerin Katrin Eder geben, mit an Bord bei der Jubiläumsfahrt auch Dr. Richard Lutz, Vorstand des DB-Konzerns, dessen Unternehmen die europaweite Ausschreibung für den Betreibervertrag mit dem neuen Fahrzeug gewonnen hat. Der neue Triebwagen wird auch für die Fotofans entlang der Bahnstrecke eine besondere Attraktion sein. Dies gilt auch für den zum Einsatz für den deutsch-französischen Schienenverkehr vorgesehenen Triebwagen der Baureihe „Coradia Polyvalent“ der jetzt von der Firma CAF einsatzfähig gemacht wird. Dieses Fahrzeug wird am Freitag ebenfalls in Neustadt zu sehen sein.
Die Eröffnungsfeier für das Bahnjubiläum – der eigentliche Jubiläumstag war der 10. Juni – findet im „Neustadter Pfalzbahnmuseum“ statt, das im Besitz der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahn Geschichte (DGEG) ist. Hausherr Ralph Rudolf und der Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel, werden die mit dem Sonderzug angereisten Gäste vor der Festrede von Ministerpräsidentin Dreyer willkommen heißen; anschließend ergreift Bahnchef Dr. Lutz das Wort. Ein Statement von Verbandsvorsteher Dr. Fritz Brechtel schließt die Veranstaltung, zu der auch Gäste aus der benachbarten Region Grand Est eingeladen sind.
Das Neustadter Pfalzbahnmuseum zeigt nach Meinung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer auch, „wie sich durch ehrenamtlichen Einsatz Dinge in Stadt und Land positiv entwickeln können“. Die Ministerpräsidentin freut sich daher besonders, dass die offizielle Jubiläumsfeier in diesem aus den Gründungstagen der Bahn stammenden Gebäude stattfinden wird.