Kaiserslautern – In einer hoch dramatischen Schlussphase entführte Spitzenreiter TuS Ferndorf beim 27:27 (15:9) einen glücklichen Punkt beim ersatzgeschwächten TuS 04 Kaiserslautern-Dansenberg.
Marvin Mundus ließ mit seinem zwölften Treffer, davon fünf per Siebenmeter, fünf Sekunden vor der Schlusssirene die 50 mitgereisten Ferndorfer Fans jubeln und den Dansenberger Traum vom Überraschungs-Coup platzen. Zuvor sahen die 350 Zuschauer in der stimmungsvollen Layenberger Sporthalle eine leidenschaftlich kämpfende Dansenberger Mannschaft, die trotz großer Personalnot, neben Robin Egelhof, Torben Waldgenbach und Marco Holstein fiel kurzfristig auch Fabian Serwinski krankheitsbedingt aus, ihr bestes Saisonspiel ablieferte.
Von Anfang an war zu spüren, dass sich die Hausherren trotz Außenseiterrolle nicht verstecken und den Matchplan ihres Trainers diszipliniert umsetzen wollten. Hart verteidigen, den Gegner nicht in sein gefährliches Tempospiel kommen lassen und selbst zielstrebig den Torerfolg suchen war die Devise. So entwickelte sich ein intensives Spiel, in dem die Schwarz-Weißen nach dem 4:3 (11.) durch einen Rückraumwurf von Rechtsaußen Luca Steinführer das Kommando übernahmen. In der Defensive wurde schnell verschoben, die Angreifer zumeist gedoppelt und Zweikämpfe mit der nötigen Aggressivität und Überzeugung erfolgreich geführt. Im Angriff zeigte Jan Claussen seine Klasse, traf aus allen Lagen und hatte zur Pause bereits sechs Tore auf seinem Konto, bei nur einem Fehlversuch. Auch Kreisläufer Sebastian Bösing zeigte sich treffsicher und erzielte nach tollem Anspiel von Felix Dettinger, der für einige Minuten die Spielmacherposition übernommen hatte, das 8:5 (19.). Es war sein erster von insgesamt vier Treffern im ersten Durchgang. Gestützt auf einen bestens aufgelegten Frederick Lüpke im Dansenberger Tor, der in der ersten Spielhälfte acht Würfe entschärfte, zog das Team von Trainer Frank Müller bis zur Halbzeit auf 15:9 davon. Der hoch gehandelte Tabellenführer aus Ferndorf blieb vieles schuldig, fand kaum Lösungen und lebte fast ausnahmslos von der individuellen Klasse seiner beiden Rückraumasse Marvin Mundus und Jörn Persson.
Auch in der zweiten Halbzeit blieb der heimische TuS seiner Linie treu, spielte sich geduldig Torchancen heraus und traf hochprozentig. Und wenn mal gar nichts ging, dann war da immer noch ein Jan Claussen in Bestform, der bis zur 42. Minute vier weitere Treffer folgen ließ, ohne einen Fehlversuch beklagen zu müssen. Der Vorsprung wuchs bis auf acht Tore an und hatte auch noch beim 25:17 (47.) Bestand. Der Sieg war zum Greifen nah, doch Ferndorf gab sich noch lange nicht geschlagen. Trainer Robert Andersson reagierte, formierte seine Abwehr neu, um mit einer offensiveren Ausrichtung die Kreise Claussens einzuschränken. Die Maßnahme fruchtete und fortan kam der Angriffsfluss der Schwarz-Weißen mehr und mehr ins Stocken. Hinzu kamen drei zum Teil fragwürdige Zeitstrafen innerhalb von vier Minuten, die den Gästen einen 5:0-Lauf zum 25:22 (52.) ermöglichten. Jetzt schien das Spiel zu kippen. Bösing, Claussen & Co. wehrten sich zwar nach Kräften, konnten aber die hohe Intensität in der Schlussphase der Partie nicht mehr halten. Ferndorf kam jetzt immer öfter in gute Wurfpositionen und holte Tor um Tor auf. Nach dem 27:23 (54.) durch Gunnar Dietrich, hatte Dansenberg mehrfach die Chance noch ein weiteres, womöglich entscheidendes Tor nachzulegen, doch zuerst scheiterte Timo Holstein mit einem Kracher ans Lattenkreuz, der leider wieder ins Feld zurücksprang und wenig später fand Luca Steinführer aus aussichtsreicher Position am nun immer stärker werdenden Tim Hottgenroth im Ferndorfer Tor seinen Meister.
Der Showdown nahte und auf den Rängen lieferten sich beide Fanlager eine lautstarkes Duell. Noch 60 Sekunden zu spielen, der Vorsprung ist auf ein mageres Törchen zusammengeschmolzen, doch auch der letzte Angriff der Schwarz-Weißen bleibt erfolglos. Für Ferndorf bleibt noch eine knapp halbe Minute, um den kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich zu erzielen. Und wer anders als Marvin Mundus sollte es richten. Nach einer schnellen Kreuzung kommt der Linkshänder nahezu unbedrängt zum Wurf und versenkt das Spielgerät fünf Sekunden vor Spielende unhaltbar für Michel Fiedler im Dansenberger Kasten. Ein letzter Distanzwurf Jan Claussens wird von der Gästedeckung geblockt. Das Spiel ist aus. Ferndorf jubelt, Dansenberg trauert einem verlorenen Punkt nach.
Am Ende reichten dem Favoriten zehn starke Minuten, um mit einem blauen Auge davon zu kommen. Glück auf der einen, Pech auf der anderen Seite? Beides gehört dazu, Fakt ist aber auch, dass der TuS aus Dansenberg, trotz dünner Personaldecke sein bisher bestes Spiel in dieser Saison abgeliefert hat und den Sieg zweifelsfrei verdient gehabt hätte. Unabhängig vom Ergebnis können Mannschaft, Trainer und auch die Fans stolz sein, den Aufstiegskandidaten und klaren Favoriten an den Rand einer Niederlage gebracht zu haben.
Zu den Interviews auf unserem YouTube-Kanal: https://youtu.be/pHUEyewvq1c
TuS 04 KL-Dansenberg
Frederick Lüpke und Michel Fiedler (im Tor), Jonas Dambach (2), Gunnar Dietrich (3), Luca Steinführer (5/3), Felix Dettinger (1), Timo Holstein (1), Yannik Kötz, Jan Claussen (11/1), Michel Reitemann, Sebastian Bösing (4), Tobias Kurz. – Trainer: Frank Müller.
TuS Ferndorf
Lucas Puhl und Tim Hottgenroth (im Tor), Josip Eres (3), Gabriel de Rocha Viana (4), Alexander Reimann, Jörn Persson (4), Mattis Michel (1), Linus Michel (2), Marvin Mundus (12/5), Rostyslav Polishchuk (1), Fabian Hecker, Rene Mihaljevic, Niklas Diebel. – Trainer: Robert Andersson.
Schiedsrichter: Sven Ernst/Johannes Friedhoff (Fellbach/Freiburg)
Zuschauer: 350
Siebenmeter: 4/4 : 5/5
Zeitstrafen: 6 : 3
Spielfilm: 2:2, 7:4, 11:7, 14:8, 15:9 (Halbzeit), 17:10, 21:13, 25:17, 27:23, 27:27