Karlsruhe. In Kooperation mit dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ im Badischen Sportbund Nord führte der Badische Fußballverband das „Dialogformat Integration“ im Basiswissen-Lehrgang durch. Dabei lernten die Trainer auf ihrem zur C-Lizenz von der Bedeutung verschiedener Kulturen und dem Umgang mit Vielfalt im Fußball und im Leben.
„Das ist ein sehr gutes, relevantes Thema, über das man sich viel zu wenig einen Kopf macht“, resümierte Markus Runkel vom SV Schöllbronn nach der Einheit am ersten Tag des Basiswissen-Lehrgangs. Hinter ihm und den anderen Seminarteilnehmern lag ein aufschlussreicher, intensiver, diskussionsreicher Nachmittag.
Unter der kompetenten Anleitung von Patrick Orf, Referent des Badischen Sportbundes Nord aus dem Programm „Integration durch Sport“, näherten sie sich dem Thema Vielfalt zunächst theoretisch an: Was sind Kulturen? Wie nehmen wir uns und andere wahr? Von welchen Vorurteilen und Stereotypen werden wir geleitet? Wie unterscheidet sich Kommunikationsverhalten? Bei der praktischen Aufgabe erhielt ein Teilnehmer Anweisungen, einen Jugendtrainer zu spielen, der eine bisher fremde Person in das Training aufnehmen möchte, dafür aber wissen möchte, wie alt sie ist und woher sie kommt. Ein weiterer Teilnehmer des Lehrgangs verkörperte die Person, die erst vor wenigen Wochen nach Deutschland kam, kein deutsch spricht und ein anderes Kommunikationsverhalten gewohnt ist – großer Abstand zum Gesprächspartner, Vermeidung von Blickkontakt während des Gesprächs sowie andere Bedeutung von Nicken und Kopfschütteln. Von diesen Anweisungen wussten sie freilich gegenseitig nichts und so stießen die beiden Spieler schnell an ihre Grenzen.
Die zweite praktische Übung beschäftigte anschließend die ganze Gruppe: bei „So gesagt – Can of worms“ ging es darum, Begriffe in die die Kategorien „okay“, „nicht sicher“ und „nicht okay“ einzuordnen. In Kleingruppen hatten die angehenden Trainer Worte wie Lesbe, Kleine, Schwarze*r oder Asylant zu bewerten. „30 Minuten haben gar nicht gereicht, um das auszudiskutieren, wir hätten ewig weitermachen können“, meinte Runkel. Bei dem einen oder anderen Begriff einigten sie sich schnell. Etliche landeten jedoch bei „nicht sicher“, die Meinungen gingen auseinander. Darf man zu jemanden hysterisch sagen? Ist Indianer ein offizieller Begriff? Sogar über Kartoffel wurde diskutiert. Es wurde deutlich, wie individuell die Interpretation sein kann, dass es auch Unterschiede gibt, wie und zu wem man etwas sagt. Baby kann als Kosename für den oder die Partner*in völlig passend sein, zum Gegenspieler oder der Arbeitskollegin geht es wiederum nicht. Idiot nimmt ein langjähriger Mannschaftskamerad vielleicht nicht als Beleidigung auf, der Schiedsrichter aber ziemlich sicher. „Irgendeiner kann sich also immer angegriffen fühlen“, stellte David Frey vom Bulacher SC fest. Dem stimmte Orf zu, aber: „Es gibt Wörter, bei denen man die Unsicherheit aushalten muss. Entscheidend ist, sich damit auseinanderzusetzen, wie sich ein*e Betroffene*r dabei fühlt und entsprechend zu reagieren.“ Die Einheit zeigte Wirkung. „Ich nehme mit, dass man mehr hinterfragt, sich mehr damit auseinandersetzt“, sagte Banjamin Huwer vom FC Bammental. Auch Antonio Pascarella von der DJK Feudenheim fand „richtig gut“, dass dieses Thema in der Trainerausbildung thematisiert wird: „Wenn man sich anschaut, wie manche Menschen heute miteinander umgehen, gehört so ein Thema viel öfter gemacht.“
Das Dialogformat Integration ist eine Maßnahme aus dem DFB-Masterplan, die aus dem Integrationskonzept des Deutschen Fußball-Bundes erwachsen ist und in den Landesverbänden umgesetzt werden kann. „Wir sind sehr froh über die super Zusammenarbeit mit dem BSB Nord und Integration durch Sport. Die Fit für die Vielfalt-Einheiten von Patrick bereichern unsere Qualifizierungsmaßnahmen und damit die Vereinsarbeit ungemein“, freut sich Stefan Moritz, beim bfv für Gesellschaftliche Verantwortung zuständig. Vereine können sich das DOSB-Format „Fit für die Vielfalt“ mit den angewendeten Methoden auch in den Verein holen, um noch mehr Menschen zu sensibilisieren. Den Kontakt zu Patrick Orf gibt es beim Badischen Sportbund Nord.
Das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ wird vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seinen Mitgliedsorganisationen durchgeführt und durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ gefördert.
(Quelle: bfv)