Kaiserslautern – Mit einem Haushaltsvolumen von rund 316 Mio. € wird der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd) auch im Jahr 2023 für die umweltverträgliche Mobilität im südlichen Rheinland-Pfalz sorgen.
„Mit den durch das Land aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes bereitgestellten Mitteln bestellen wir im Jahr 2023 ein umfangreiches Leistungspaket im regionalen Schienen- und Busverkehr und bringen den Rheinland-Pfalz-Takt von den Verdichtungsräumen rund um die Großstädte Ludwigshafen, Mainz und Karlsruhe in die Fläche. Durch mehrere Einzelmaßnahmen haben wir mit Beginn des Fahrplanjahres 2023 das Zugangebot im südlichen Rheinland-Pfalz weiter verbessert“,
erklärt Landrat Dr. Fritz Brechtel als Verbandsvorsitzender nach den Beschlüssen der Verbandsversammlung vom 14. Dezember 2022. Der Haushalt wurde ohne Gegenstimme verabschiedet.
49 €-Ticket ist eine große Chance
Mit vorsichtigem Optimismus begegnet er den Herausforderungen aus dem 49€-Ticket:
„Schon beim 9€-Ticket hat die Geschäftsstelle gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen für Lösungen gesorgt, um die kurzfristigen Steigerungen der Nachfrage im Rahmen der Möglichkeiten zu bewältigen. Auch für das 49€-Ticket werden wir prüfen, wo Anpassungen nötig und auch möglich sind. Denn die Personalengpässe sind derzeit nicht überwunden, dies gilt für alle Unternehmen. Wir werden also vorrangig darauf achten, dass das reguläre Angebot erbracht wird. Die Zugausfälle müssen schnellstmöglich der Vergangenheit angehören“,
erklärt Dr. Fritz Brechtel.
Finanzierung ab 2024 ist noch nicht gesichert
Die bisherige Regionalisierungsmittelerhöhung ermöglicht zusammen mit noch vorhandenen Haushaltsresten eine Finanzierung des Mittelbedarfes in 2023. Noch offen ist allerdings die Finanzierung der ÖPNV-Leistungen in den Jahren ab 2024 ff.
„Wir gehen davon aus, dass das Land und der Bund den Stellenwert des ÖPNV für die Klimaschutzziele erkannt haben und die Prioritäten entsprechend setzen, ansonsten drohen massive Abbestellungen. Alles andere wäre nicht vermittelbar“,
macht der Germersheimer Landrat deutlich.
Zukunftsprojekte werden weiter vorangetrieben
Trotz dieser derzeit schwierigen Situation werden die Zukunftsprojekte weiter vorangetrieben. Im Rahmen der Verbandsversammlung stellte er daher, gemeinsam Verbandsdirektor Michael Heilmann, den Stand der Zukunftsprojekte vor. Für den zweigleisigen Ausbau des südpfälzischen Nadelöhrs Winden – Wörth hat die Geschäftsstelle eine Machbarkeitsuntersuchung beauftragt, für die Oberleitungsinselanlagen des batteriehybrid betriebenen Pfalznetzes sind die Detailplanungen gestartet. Mit der Projektvorstellung vor Ort wurde begonnen.
Riedbahnsperrung in 2024 wird zu massiven Eingriffen in den rheinhessischen Nahverkehr führen
Darüber hinaus berichteten Landrat Dr. Brechtel und Direktor Heilmann über die Auswirkungen der für 2024 geplanten Generalsanierung der sogenannten Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt/M. Die Strecke wird hierzu voll gesperrt, fast der gesamte Güter- und Personenfernverkehr muss über die parallelen Strecken Mannheim – Darmstadt und Mannheim – Worms – Mainz umgeleitet werden. Beide Strecken sind schon heute stark befahren, weshalb dies nicht so ohne weiteres möglich sein wird. Die DB Netz hat Vorschläge unterbreitet, die die Reduzierung des regionalen Schienenverkehrs um rund 50% vorsehen. In einer Arbeitsgruppe wurde innerhalb weniger Wochen ein Ersatzkonzept erarbeitet, welches auf der Gesamtstrecke zwischen Mannheim, Worms und Mainz von morgens bis zum Abend jeweils zwei Zugpaare vorsieht. Ergänzend werden Busse fahren müssen, auch weil nicht alle Halte bedient werden können. Der ZÖPNV Süd trägt das Konzept mit, weil die DB Netz mit der Generalsanierung den richtigen Weg eingeschlagen hat. Der ZÖPNV Süd hat in den Arbeitsgruppen der bundesweiten runden Tische Bau und Kapazität mitgearbeitet, die genau solche Bündelungen vorgeschlagen haben.
„Schon heute leitet die DB Netz Züge dauernd über Worms um, die dann den rheinland-pfälzischen Nahverkehr behindern. Wir erwarten also von der DB Netz, dass nach der Generalsanierung über Jahre hinweg keine Verdrängung unseres Regionalverkehrs mehr erfolgen wird. Eine zusätzliche Belastung bedeuten aber die, zeitlich parallel zur Riedbahnsperrung vorgesehenen weiteren Baumaßnahmen im Mittelrheintal und südlich von Alzey. Bei einer übermäßigen Verkettung von Baumaßnahmen besteht die ernsthafte Sorge, die nötigen Ersatzverkehre nicht bereitstellen zu können, weil alleine für die Riedbahn eine riesige Menge an Bussen und die hierfür benötigten Fahrer:innen benötigt werden. Außerdem dürften zu viele zusätzliche Umleiter über Bingen zu massiven Verspätungen rund um Mainz führen. Wir setzen auf die Dialogbereitschaft der DB Netz AG, um einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiss für die Fahrpläne ab Sommer 2024 zu erreichen“,
macht Verbandsdirektor Heilmann deutlich.
Untersuchungen für Reaktivierungsprojekte weiter auf Kurs
Weiter auf Kurs sind die Untersuchungen der Reaktivierungsprojekte für die Glantalbahn, die Strecken Germersheim – Landau und Landau Herxheim sowie die Verbindung von Kaiserslautern nach Eisenberg – Grünstadt. Die Gutachteraufträge, unter anderem für die Ermittlung der Infrastrukturkosten sind vergeben. Die Ergebnisse könnten vsl. im Sommer des kommenden Jahres vorliegen.
Hinzu kommt noch die Aartalbahn von Wiesbaden nach Diez. Der eigentliche rheinland-pfälzische Abschnitt befindet sich im Landkreis Rhein-Lahn und damit im Bereich des Schwesterverbandes SPNV Nord. Doch sollen einzelne Züge wenigstens in der Hauptverkehrszeit möglichst bis nach Mainz durchgebunden werden, weshalb der ZÖPNV Süd das Projekt mit nach vorne treibt. Die hessischen Kollegen vom Rhein-Main-Verkehrsverbund sind dabei in Vorlage getreten und haben mit dem dortigen Rheingau-Taunus-Kreis eine Machbarkeitsstudie für ihren Bereich beauftragt, deren Ergebnisse in die weiteren Betrachtungen für die Gesamtstrecke integriert werden.
„Bei all diesen Projekten setzen wir auf die gemeinsamen Ziele der Kommunen und des Landes. Wir wollen die Stärken eines kommunal getragenen Zweckverbandes ausspielen und für ehrliche Antworten auf die Frage nach den einzelnen Reaktivierungschancen geben. Die beauftragten Gutachten sind hierfür eine entscheidende Grundlage“,
sagt Dr. Fritz Brechtel abschließend.