Sitzen ist das neue Rauchen. Dieser plakative Slogan ist im Gesundheitsbereich in aller Munde. Wissenschaftler, Mediziner, Krankenkassen und viele weitere Gesundheitsexperten schlagen Alarm, wenn es um die Sitzgewohnheiten in westlichen Industrienationen geht.
Zahlreiche Krankheiten und Beschwerden, werden der Tatsache zugeschrieben, dass wir alle zu viel Sitzen. Dazu zählen Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und unzählige Probleme mit dem Stütz- und Bewegungsapparat. Doch ist Sitzen tatsächlich so schädlich? Das beleuchten wir im vorliegenden Artikel und zeigen auf, wie einfach es sein kann, zukünftig weniger zu sitzen.
Es steht fest: Wir alle sitzen zu viel
Eine kurze Frage vorab: Was tun Sie gerade, während Sie das hier lesen? Egal, ob Sie sich gerade vom Alltag ablenken, eine Arbeitspause einlegen oder sich informieren möchten, wie Sie Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun können, die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gerade jetzt sitzen, ist ziemlich hoch.
Und da sind wir auch schon beim Kern des Problems. Denn wir sitzen tatsächlich zu viel. Im Auto oder in der Bahn, am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Wir brauchen eigentlich keine Expertengremien oder Studien, um das zu wissen. Wir spüren es am kneifenden Hosenbund, dem Ziehen im unteren Rücken, den schweren Beinen, dem verspannten Nacken oder den häufigen Kopfschmerzen.
Aber natürlich belegen das auch seriöse Studien. Beispielsweise haben im Jahr 2020 Wissenschaftler der spanischen Universidad Rey Juan Carlos (URJC) ihre Studienergebnisse in einem Wissenschaftsjournal veröffentlicht. Demnach erhöhte sich von 2002 bis 2017 der Anteil der Menschen, die täglich zu viel Sitzen kontinuierlich.
Laut der Studiendaten gehörten schon 2017 fast 60 % der Männer und knapp über 50 % der Frauen in Deutschland zu den Menschen, die täglich zu lange sitzen.
Die spanische Studie definiert dabei viereinhalb Stunden pro Tag als maximale Sitzzeit. Eine kritische Grenze, die zum Teil umstritten ist. Andere Experten trauen uns durchaus zu, längere Zeit im Sitzen zu verbringen, ohne dadurch nennenswerte negative Auswirkungen in Kauf nehmen zu müssen.
Und das sollte uns ein wenig motivieren. Denn wer beispielsweise seine Arbeitstage hauptsächlich sitzend auf einem Bürostuhl oder hinter dem Lenkrad verbringt, hat die Grenze von viereinhalb Stunden schnell erreicht.
Was passiert eigentlich beim Sitzen? Das sagt die Wissenschaft
Wenn Sitzen doch so angenehm und entspannend sein kann, warum ist es dann so schlecht? Die Antworten darauf geben uns Wissenschaft und Medizin. Hier exemplarisch einige Fakten:
• Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Menschen, die zu inaktiv sind, ein über 70 % höheres Risiko haben, am Metabolischen Syndrom zu erkranken.
In Medizinkreisen wird dieses Krankheitsbild als tödliches Quartett bezeichnet, weil Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Glucosetoleranzstörungen und Bluthochdruck gemeinsam auftreten.
- Durch den im Sitzen verlangsamte Blutfluss, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Fettsäuren in den Blutgefäßen ansammeln, wodurch Herzerkrankungen entstehen können.
- Studien zeigen, dass 82 % der Menschen, die unter Blutgerinnseln leiden, deutlich länger sitzen, als die übrigen Patienten.
- Beim Sitzen sinkt die körpereigene Produktion von Lipoproteinlipase, eines für den Fettabbau notwendigen Enzyms, um bis zu 90 %. Tipps zur Anregung der Fettverbrennung
- Regelmäßig zu lange zu sitzen begünstigt eine Insulinresistenz, die Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit verursachen kann.
- Sitzen verkürzt Muskeln und Sehnen beispielsweise die Hüftbeuger, Oberschenkelmuskeln oder Wadenmuskeln, wodurch Schmerzen und Arthrosen entstehen können. Erfahren Sie, warum Sitzen schlecht für Rücken, Gelenke und innere Organe ist.
Ist Sitzen denn nun das neue Rauchen?
Die Antwort lautet: ja. Detaillierte Informationen finden sich in zahlreichen Studien, die von führenden Wissenschaftlern auf der ganzen Welt durchgeführt wurden und noch werden. Denn das Dauersitz-Problem ist ein weltweites.
Eigentlich ist es nur schwer vorstellbar. Eine so alltägliche, harmlos wirkende und meist auch angenehme Tätigkeit, wie Sitzen, kann tatsächlich ebenso schädlich sein, wie Rauchen. Zumindest, wenn man einer in Australien durchgeführten Studie folgt, die bereits 2008 zu dem Ergebnis gekommen ist, dass jede im Sitzen vor einem TV verbrachte Stunde, die Lebenserwartung um 21,8 Minuten verringert. Im Vergleich dazu, kostet eine gerauchte Zigarette nur 11 Minuten Lebenszeit.
Zu ähnlich alarmierenden Ergebnissen kam ein Forscherteam, das 13 unterschiedliche Studien analysiert hat, die insgesamt die Daten von mehr als 1 Million Menschen umfassen. Alle analysierten Studien befassten sich mit dem Zusammenhang zwischen der Sitzdauer und dem Aktivitätsniveau. Das Forscherteam kam zu dem Ergebnis, dass Menschen, die über acht Stunden täglich sitzen und körperlich inaktiv sind, ein ähnliches Sterberisiko haben, wie Menschen, die fettleibig oder Raucher sind.
Zu viel sitzen wird längst als Gesundheitsrisiko eingestuft.
Weltweit erkennen Gesundheitsorganisationen die Dauersitz-Problematik als echte Herausforderung für unsere Gesellschaften, die weitreichende gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche Konsequenzen hat. Deshalb wurden und werden zahlreiche Strategien entwickelt, um dem Bewegungsmangel vorzubeugen und zu begegnen.
Was können Sie tun?
Die Ergebnisse aus den 13 analysierten Einzelstudien zeigen glücklicherweise auch, dass schon 60 bis 75 Minuten moderate Bewegung jeden Tag, äußerst effektiv den negativen Auswirkungen von zu viel Sitzen entgegenwirken.
Fachleute sind sich einig: Es ist wichtig, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Das müssen keine exzessiven Sport-Sessions oder tägliche Besuche im Fitnessstudio sein. Schon Dinge wie ein kleiner Sparziergang in der Pause, die Treppe statt den Lift zu nehmen oder Lockerungs- und Dehnübungen helfen. Weil selbst moderate Bewegung tiefgreifende positive Effekte hat, ist beispielsweise ein höhenverstellbarer Schreibtisch eine effektive Lösung für alle, die an einem Tisch arbeiten.
In der aktuell weltweit größten Studie, die sich mit Strategien gegen den Bewegungsmangel am Arbeitsplatz befasst, kommen Forscher aus Leicester (England) zu einem erstaunlichen Ergebnis. Sie fanden heraus, dass Menschen, die an einem höhenverstellbaren Schreibtisch oder Arbeitstisch arbeiten, über eine Stunde weniger sitzen. Und das sozusagen automatisch und ohne massive Änderungen der Lebensgewohnheiten. Denn Steh-Sitz-Arbeitsplätze lassen sich dank Speicherfunktion in wenigen Sekunden auf die gerade gewünschte Tischplattenhöhe einstellen.
Stundenlanges Dauersitzen hat zwar massive negative Auswirkungen auf unseren Körper, aber glücklicherweise gibt es einiges, das wir dagegen tun können. Höhenverstellbare Schreibtische, wie die von Liftor beispielsweise, helfen die tägliche Sitzzeit zu reduzieren, auch dann, wenn Sie nicht zu den Sport- und Fitness-Fans gehören.