Kaiserslautern – Neben dem Pfaffgelände dürfte der Bau der Batteriezellfabrik zu den umfangreichsten Projekten in Kaiserslautern zählen. Auf dem früheren Teil des Opel-Standorts laufen die Vorbereitungen für den Baustart.
Im ersten Schritt mussten Versorgungsleitungen entworren und neu verlegt werden. Seit fast zwei Jahren ist klar: Im Westen Kaiserslauterns entsteht eine der europaweit größten Fabriken für Batteriezellen und -module, die in Elektroautos verbaut werden sollen. In den ersten Monaten 2020 gaben sich deshalb prominente Politiker wie der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Klinke in die Hand – kein Wunder, steckt doch eine massive Förderung mit Steuergeldern in dem Milliardenprojekt. Erklärtes Ziel: Europa in der E-Mobilität von Asien unabhängig zu machen.
Auf die Planungsphase folgt nun die Umsetzung: Wie ACC mitteilt, hat die erste deutsche Gigafactory des Unternehmens mit dem Beginn der Rückbauarbeiten an den ehemaligen Opel-Werkshallen am 22. Dezember und dem Abschluss der „site-separation“ einen guten Ausgangspunkt für die weiteren Arbeiten in diesem Jahr erreicht. Neue Fabrik auf dem Gelände einer alten Halle
Die neue Fabrik wird auf dem Gelände des Opel-Standorts gebaut, der derzeit Komponenten für die Fahrzeuge der Stellantis-Gruppe produziert.
„Ein Ansatz, der für die Nachhaltigkeitsstrategie von ACC von wesentlicher Bedeutung ist. Die neuen Produktionshallen werden auf dem Gelände alter Hallen errichtet, sodass kein neuer Flächenbedarf entsteht“,
erläutert ACC-Deutschland-Chef Peter Winternheimer. Das trage wesentlich zum Umweltschutz bei. „Site-separation“ ist die technische Trennung zwischen den bestehenden Produktionshallen auf dem bisherigen Opel-Gelände – in dem weiterhin Komponenten für verschiedene Marken des Stellantis-Konzerns produziert werden – und dem „neuen“ Teil des Geländes, auf dem ab dem zweiten Quartal 2023 der erste der drei geplanten Produktionsblöcke der Gigafactory entstehen wird.
Alle Anschlüsse wurden gekappt und neu verlegt
Diese technische Trennung der Hallen von Stellantis von den ACC-Hallen war sehr aufwendig, habe besondere Fachkompetenz erfordert. Alle bisherigen Anschlüsse –Elektrokabel bis an jede Ecke, Wasser- und Abwasserleitungen, Wärmeleitungen, die gesamte Medienversorgung – zu den ehemaligen Hallen mussten gekappt werden, da die meisten Anschlüsse unterirdisch oder in luftiger Höhe über dem künftigen Bauplatz verliefen. Gleichzeitig wurden Kabel und Rohre verlegt, neue Verbindungen hergestellt, um einen reibungslosen, unterbrechungsfreien Betrieb auf dem Gelände von Stellantis die ganze Zeit über sicherzustellen.
Parallel zum Abschluss der technischen Vorbereitungen wurde außerdem auch die rechtliche Übertragung des künftigen ACC-Geländes von Stellantis an ACC abgeschlossen. Damit liege das Werk genau im Zeitplan, die erste Planungsphase zum Bau der neuen Fabrik in Kaiserslautern sei beendet, heißt es vom Unternehmen.
Die Produktion von Batteriezellen und -modulen soll Ende 2025 starten, wenn der erste Block der Gigafactory errichtet ist. Nach Fertigstellung der drei Produktionsblöcke Ende 2030 wird die Kaiserslautern Gigafactory ihre volle Kapazität erreichen, Zellen und Module für bis zu 600.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr produzieren und rund 2000 Mitarbeiter beschäftigen, teilt ACC mit.
Ein europäisches Vorzeigeprojekt ACC (Automotive Cells Company) ist im Jahr 2020 als Joint Venture zur Entwicklung und Produktion von Batteriezellen und -modulen für Elektrofahrzeuge von den Konzernen Stellantis und TotalEnergies – zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Saft – gegründet worden. 2022 hat sich Mercedes-Benz als dritter Partner angeschlossen. ACC betreibt ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Frankreich in der Nähe von Bordeaux, sowie eine hochmoderne Pilot- und Testanlage in Nersac bei Angoulême. Ein erster Produktionsstandort, eine sogenannte Gigafactory, entsteht derzeit in Billy-Berclau Douvrin, in Nordfrankreich.
Daneben befindet sich das Applied Engineering Center in Vorbereitung und die Lithium-Ionen-Gigafactory in Kaiserslautern soll mit dem ersten Produktionsblock 2025 die Arbeit aufnehmen. In der italienischen Stadt Termoli wird voraussichtlich die dritte der drei geplanten Gigafactories entstehen. Nach eigenen Angaben wird ACC insgesamt rund sieben Milliarden Euro in die Entwicklung und Produktion „modernster Batterietechnologie für die Mobilität der Zukunft“ investieren – in eine Technologie, die von Frankreich, Deutschland und der Europäischen Union stark unterstützt wird.
In Kaiserslautern werden gut zwei Milliarden Euro investiert, von denen Bund und Land rund ein Viertel zuschießen – fast 450 Millionen Euro. Zum Start der Fabrik im Jahr 2025 sollen in Kaiserslautern 700 Mitarbeiter beschäftigt werden, 2030 sollen es schließlich 2000 sein – zum großen Teil Facharbeiter