Bad Dürkheim – Sobald der Winter vorbei ist, steigt die Gefahr von Bränden im Außenbereich, sei es im Wald oder auf Feldern. In Zusammenarbeit mit dem Forstamt Bad Dürkheim und den Verbandsgemeinden bereitet sich auch der Landkreis auf mögliche, größere Wald- und Vegetationsbrände vor.
„Wir können Waldbrände nicht vorhersagen, aber wir können uns bestmöglich darauf vorbereiten. Dafür haben wir den entsprechenden Alarm- und Einsatzplan überarbeitet und unsere Einsatzkräfte mit maßgeschneiderter Ausrüstung und Gerät ausgestattet“, erklärt der für Katastrophenschutz zuständige Kreisbeigeordnete Sven Hoffmann.
Deshalb wurde für rund 10.000 Euro Spezialausrüstung für eine neunköpfige Waldbrandgruppe beschafft. Die Waldbrandhacken, Wasser- und Waldbrandrucksäcke wurden bei einem gemeinsamen Termin von Sven Hoffmann, Sascha Schwenk, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) des Landkreises, und dem Leiter des Dürkheimer Forstamts, Frank Stipp, vorgestellt.
Die sechs speziellen Hacken haben unterschiedliche Bearbeitungsschneiden, die sie zu einem Multifunktionsgerät zur mechanischen Waldbrandbekämpfung machen. Ein Vorteil: Es müssen nicht mehrere Geräte mitgeschleppt werden, denn „mit dieser Ausrüstung kann Vegetation am Boden weggehackt werde. Auch die Erde selbst kann aufgebrochen und auseinandergezogen werden, um Glutnester zu finden und sie dann abzulöschen“, sagt Schwenk.
Die vier Wasserrucksäcke lassen sich schnell per Eintauchen oder über einen Schlauch mit 20 Litern Wasser befüllen, die dann mit einer Handpumpe mit einer Nebeldüse verteilt werden. In den zwei Waldbrandrucksäcken sind je vier 20 Meter lange Schläuche aufgerollt. Der erste Schlauch wird an ein Löschfahrzeug angeschlossen. Läuft der Rucksackträger vom Fahrzeug weg, wickeln sich die Schläuche automatisch ab. Außerdem sind auch Strahlrohre und ein Verteiler an einem solchen Rucksack angebracht, die vor Ort zum Einsatz kommen und dadurch Areale für Löscharbeiten zugänglich machen, die mit einem Fahrzeug nicht erreichbar sind.
Die Schläuche sind viel kleiner als Feuerwehrschläuche, die bei einem Hausbrand benutzt werden. „Denn im Wald muss man einerseits sparsam mit Wasser umgehen und andererseits wegen des oft unwegsamen Geländes das Gewicht, das die Einsatzkräfte tragen müssen, im Blick behalten“, erklärt Schwenk. Überhaupt ist Löschwasser im Wald gerade in den heißen Sommermonaten oft Mangelware, wenn Weiher austrocknen.
Darum hat beispielsweise die Verbandsgemeinde Freinsheim im vergangenen Jahr vier mobile Behälter mit zusammen mehr als 100.000 Litern Wasser in den Wald gestellt, um für den Notfall gerüstet zu sein. „Dem Vorschlag haben wir als Forstamt gerne zugestimmt“, sagt Stipp und fügt an: „Wie lange es dauert vom Entdecken des Brandherds bis zu dem Zeitpunkt, ab dem die Feuerwehr da ist und Zugriff auf Löschwasser hat, ist entscheidend dafür, ob man die Lage in den Griff bekommt oder ein Problem hat.“ Mit solchen Tanks im Wald stehe zumindest „für den Erstangriff gegen das Feuer Wasser bereit. Und selbst wenn es nicht reicht, hat man zumindest Zeit gewonnen, um die Löschwasserversorgung zu organisieren“, sagt Stipp.
Angeschafft wurden zudem kleinere Ausrüstungsteile, etwa Trillerpfeifen für alle Einsatzkräfte der Waldbrandgruppe, die im Wald die Kommunikation erleichtern und Warnsignale geben können. Forstmarkierungsspray und Kreide dienen dazu, in unwegsamem Gelände ohne Beschilderung nachrückenden Einsatzkräften den Weg zu weisen. Im Geo-Informationssystem des Landkreises wurde hinterlegt, welche Forstwege mit Lkw befahrbar sind. Die Daten sind für Feuerwehrleute im Landkreis per Smartphone oder Tablet abrufbar.
Wichtig ist auch: „Alle Einsatzkräfte mit Waldbrandausbildung können mit dieser Ausrüstung umgehen“, erklärt Schwenk. Der Alarm- und Einsatzplan des Landkreises ist eng mit den Plänen der Kommunen abgestimmt. Beispielsweise agieren Feuerwehren in Haßloch und Deidesheim mit denselben Gerätschaften. „Wenn nötig, können wir unsere Ausrüstung bereitstellen, dann bleibt die der örtlichen Wehren verfügbar, wenn dort ein zusätzlicher Waldbrand hinzukäme“, so der BKI weiter.
Das Zwischenfazit des Experten in Sachen Waldbrandschutz: „An Ausrüstung sind wir jetzt auf einem guten Stand. Wo wir noch nachsteuern wollen, ist bei den Fahrzeugen.“ Das ist auch deshalb entscheidend, weil die Einsatzfahrzeuge aktuell Lieferzeiten von bis zu drei Jahren haben. Hier soll das erarbeitete und kurz vorm Abschluss stehende Fahrzeugkonzept des Landkreises helfen, aus dem unter anderem hervorgeht, welche Fahrzeuge wann ersetzt werden sollen.
Gerade wird ein Fahrzeug ausgetauscht, das über 30 Jahre alt war. Das neue „Mehrzweckfahrzeug Informations- und Kommunikationstechnik“ mit Allradantrieb wird in Meckenheim stationiert. Es kann einerseits als eine Art mobile Kommunikationszentrale mit Telefon, Internet, Fax und Computer dienen. Andererseits empfängt es aber auch via Funk Bilder der vier Drohnen, die der Landkreis unter anderem zur Früherkennung von Waldbränden oder zur Personensuche in unwegsamem Gelände vorhält.
Auch die Mitarbeiter des Forstamts selbst sind nicht untätig. Einerseits gibt es laut Stipp „einen permanenten Austausch mit den Feuerwehren und der Kreisverwaltung als Katastrophenschutzbehörde, um zu überlegen, was man gemeinsam noch besser machen kann“. Zudem überprüfen Forstmitarbeiter, „dass wir ausreichend befahrbare Waldwege haben, damit die Feuerwehr mit den Löschfahrzeugen in den Wald kommt“. Und es wird dafür gesorgt, „dass Weiher als Entnahmestellen anfahrbar bleiben. Sie müssen aber tief genug sein, dass eine Pumpe reingestellt werden kann.“
Stipp verweist auch auf die Sensibilisierung der Bevölkerung in Sachen Waldbrandschutz. Ein wichtiger Punkt ist, dass Waldwege nicht zugeparkt werden. „Sagen Sie sich immer: Da muss ein Lkw durchpassen. Dann kann auch die Feuerwehr durchfahren“, appelliert der Forstamtsleiter an die Waldbesucher. Zudem gelten die eigentlich bekannten Regeln, an die man trotzdem nicht oft genug erinnern kann: Im Wald kein Feuer und nicht Rauchen! „Beim Thema Waldbrand ist der Mensch ein wesentlicher Faktor. Drei von vier Waldbränden werden von Menschen verursacht“, sagt der Kreisbeigeordnete Sven Hoffmann.
Stipp ergänzt die Regeln mit „Müll wieder mitnehmen“ und: „Wenn Sie das Gefühl haben, es brennt irgendwo und man sieht oder riecht es: Rufen sie die Feuerwehr an. Sofort. Versuchen Sie nicht erst den Förster zu erreichen.“ Im besten Fall weiß der Anrufende dann auch noch so genau wie möglich, wo er oder sie sich befindet. „Entweder per GPS beim Handy oder zum Beispiel mit der App ,Hilfe im Wald‘“, rät Stipp. Die App zeigt an, wo die nächsten Rettungspunkte sind, die wiederum bei den Einsatzkräften bekannt sind. „Je genauer Sie sagen können, wo sie sind, desto schneller ist die Feuerwehr da“, betont er.
Stipp warnt auch noch vor einer Brandgefahr, die nicht so offensichtlich ist: „Schauen Sie, wo Sie ihr Auto hinstellen. Es ist nicht nur an der Motorhaube heiß, sondern auch unten. Wenn Sie im hohen Gras parken, kann das schon reichen, dass ein Feuer entsteht!“ All das sollten Waldbesucher unbedingt beachten. Denn: „Auch wenn es in den vergangenen Wochen regelmäßig geregnet hat, ist das Problem Waldbrand nicht vom Tisch. Es ist im Sommer ein Dauerthema.“