Bad Arolsen-Mengeringhausen – Schockanruf: Betrüger ergaunern hohen Geldbetrag, Polizei bittet um Hinweise zum Geldabholer
Mit der miesen Masche des Schockanrufs haben Betrüger am gestrigen Dienstag (16.Mai) die Ersparnisse eines Seniors aus Bad Arolsen erbeutet. Der 80-Jährige übergab Bargeld im unteren fünfstelligen Bereich an einen unbekannten Geldabholer, der zu der Betrügerbande gehörte. Die Kriminalpolizei sucht nun nach Zeugen, die gestern in Mengeringhausen verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben oder Hinweise auf den Geldabholer geben können.
Am Dienstag gegen11:45 Uhr erhielt der Senior einen Anruf auf seinem Festnetzanschluss. Es meldete sich eine Frau, die sich als Staatsanwältin vom Gericht Bad Arolsen ausgab. Sie schilderte, dass sie gerade bei der Polizei in Bad Arolsen sei. Dort befinde sich auch eine Verwandte des 80-Jährigen, die festgenommen worden sei. Die Verwandte habe in Bad Arolsen eine rote Ampel missachtet und dabei einen jungen Mann „totgefahren“. Die angebliche Staatsanwältin erläuterte, dass die nahe Verwandte nur gegen Zahlung einer Kaution im mittleren fünfstelligen Bereich aus dem Gewahrsam entlassen werden könne. Anschließend übergab die falsche Staatsanwältin das Telefonat an einen falschen Polizeibeamten, der sich als Polizeikommissar Kaufmann von der Polizei Bad Arolsen vorstellte. Er wiederholte die Forderung der Zahlung einer Kaution. Der schockierte 80-Jährige glaubte den Betrügern. Auf Nachfrage sagte er, dass er den geforderten Geldbetrag nicht zuhause hat. Er erklärte dem falschen Polizisten, dass er nur einen unteren fünfstelligen Geldbetrag verfügbar habe. Der angebliche „Herr Kaufmann“ meinte, dass er das zunächst mit der Staatsanwältin abklären müsse. Er legte auf und rief einige Minuten später erneut an. Nun schilderte er, dass der angebotene Geldbetrag laut Staatsanwältin ausreichend sei. Der Senior sollte das Geld in einen Briefumschlag packen, der von einem jungen Kollegen der Staatsanwältin in einer halben Stunde abgeholt werde.
Gegen 14.00 Uhr erschien der angekündigte Geldabholer bei dem Senior in der Landstraße in Mengeringhausen und nahm den Briefumschlag mit dem Bargeld entgegen. Er entfernte sich anschließend in Richtung Hagenstraße.
Der Geldabholer konnte wie folgt beschrieben werden:
Etwa 20 bis 25 Jahre alt,
etwa 1,75 m groß, kurze, dunkle Haare dunkler Teint, bekleidet mit hellem Hemd und heller Hose, trug weißen Mundschutz.
Gegen 19:30 Uhr rief der 80-Jährige bei der Polizei Bad Arolsen an. Er wollte sich erkundigen, wann denn seine Verwandte aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen werden. Bei diesem Telefonat wurde dann schnell klar, dass der Senior auf Betrüger hereingefallen war.
Die weiteren Ermittlungen zu diesem Fall werden von der Kriminalpolizei Korbach geführt. Zeugen, die am Dienstag (16.Mai) in Mengeringhausen verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben oder Hinweise auf den Geldabholer geben können, melden sich bitte unter der Tel. 05631-9710.
Zudem möchte die Polizei den aktuellen Vorfall nutzen, um eindringlich vor den unterschiedlichen Maschen der professionell agierenden Betrüger zu warnen:
Sehr wichtig: Sobald Sie nur die geringsten Zweifel an der Seriosität des Anrufes haben: Auflegen und die Notrufnummer 110 oder die Festnetznummer der zuständigen Polizei wählen, die Sie im Telefonbuch oder im Internet finden können. Auflegen ist nicht unhöflich!
Legen Sie sofort auf, wenn es bei einem unerwarteten Anruf ums Geld, Vermögen oder Daten geht. Lassen Sie sich nicht von den Geschichten täuschen. Nur so lässt sich verhindern, Opfer von Betrügern am Telefon zu werden. Egal mit welcher Geschichte die Betrüger agieren oder als was sie sich ausgeben. Alle Geschichten münden in einer Geldforderung.
Die Polizei oder die Staatsanwaltschaft rufen niemals an, um über tragische Ereignisse, Festnahmen oder ähnliches zu berichten. Ebenso fordern sie niemals Kautionszahlungen am Telefon.
Seien Sie wachsam, misstrauisch und besprechen Sie sich mit einer Vertrauensperson, bevor Sie überhaupt an eine Abhebung von Bargeld oder Überweisung oder die Übergabe des daheim gelagerten Geldes denken.
Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen.
Geben Sie niemals vertrauliche Informationen preis. Behörden und seriöse Unternehmen agieren nicht in dieser Form und fragen niemals am Telefon nach sensiblen Daten oder finanziellen Verhältnissen.
Rufen Sie zurück. Verwenden Sie dabei aber niemals Rufnummern, die man Ihnen mitteilt oder die sie auf dem Display sehen (die könnten gefälscht sein), sondern immer nur die selbst herausgesuchten Telefonnummern. Wählen Sie bewusst neu, benutzen Sie nicht die Rückruftaste.
Informieren und warnen Sie ihre älteren Angehörigen, Freunde oder Bekannten über die derzeit wieder aktuellen Anrufe von Betrügern.
Wenn Sie Opfer geworden sind: Wenden Sie sich an die Polizei und erstatten Sie Anzeige.