Schwalm-Eder-Kreis: Die Polizei-News

Symbolbild, Polizeiwagen, Park © on Pixabay

Schockanrufer dirigieren ihre Opfer nach Kassel: Zeugen zu zwei Geldübergaben gesucht

Kassel, Bad Emstal (Landkreis Kassel) und Gudensberg (Schwalm-Eder-Kreis):
Unbekannte Betrüger haben am gestrigen Mittwoch eine Frau aus Bad Emstal und einen Senior aus Gudensberg mit der miesen Masche des Schockanrufs um ihre Ersparnisse gebracht. In beiden Fällen gingen die Täter äußerst geschickt vor und dirigierten ihre Opfer nach Kassel, wo am Nachmittag insgesamt mehrere Zehntausend Euro an zwei Geldabholer übergeben wurden. Die Beamten der EG SÄM der Kasseler Kripo führen die weiteren Ermittlungen zu den beiden Betrugstaten, die auf das Konto ein und derselben Täterbande gehen dürften. Die Polizei erbittet Zeugenhinweise und möchte Tipps geben, wie man sich vor einem Betrug schützen kann.

Kind angeblich nach Unfall in Lebensgefahr

Zunächst war gegen Mittag der Anruf auf dem Festnetztelefon der Frau aus Bad Emstal eingegangen. Eine weinende Frau gab sich als ihre Tochter aus und schilderte, dass sie bei einem schweren Verkehrsunfall ein Kind angefahren und lebensgefährlich verletzt habe. Dann übernahm sofort ein Mann das Telefonat und stellte sich als Polizist vor. Dieser bestätigte die Lebensgefahr bei dem Kind nach dem schweren Unfall und erklärte, dass die Tochter festgenommen wurde und nun in Haft müsse. Nur durch die Zahlung einer hohen Kaution ließe sich das noch abwenden, so der vermeintliche Beamte. Im guten Glauben, ihrer Tochter in einer Notlage zu helfen, stellte die schockierte Bad Emstalerin einen mittleren fünfstelligen Betrag in Aussicht und ließ sich von den Tätern nach Kassel lotsen. Auf einem Parkplatz vor einem Restaurant in der Goethestraße, Ecke Querallee, übergab sie das Geld gegen 13:30 Uhr an eine Abholerin. Später am Nachmittag flog der Betrug schließlich auf, woraufhin das Opfer die Polizei alarmierte. Von der Geldabholerin liegt folgende Beschreibung vor:

  • Weiblich, 40 bis 55 Jahre alt, ca. 1,65 Meter groß, hellblonde
    Haare (vermutlich gefärbt), stark geschminkt, schwarz gekleidet,
    steckte das Geld in eine Handtasche, sprach mit englischem
    Akzent.

Zweite Geldübergabe nahe des Holländischen Platzes

Ähnlich trug sich der zweite Fall zu, bei dem der Anruf einer vermeintlichen Polizeibeamtin gegen 13:45 Uhr auf dem Festnetzanschluss des betagten Mannes aus Gudensberg eingegangen war. Glaubhaft berichtete die Frau am anderen Ende der Leitung, dass die Tochter des Seniors über eine rote Ampel gefahren sei und eine junge Fußgängerin totgefahren habe. Kurz wurde der Hörer auch an die angeblich festgenommene Tochter übergeben, die weinte und völlig aufgelöst war, da ihr nun die Untersuchungshaft drohe. Im weiteren Verlauf des Gesprächs übte die vermeintliche Polizistin mit hohen Geldforderungen großen Druck auf den Gudensberger aus. Nachdem der Senior mehrere Zehntausend Euro bereitstellte, um seiner Tochter zu helfen und sie frei zu bekommen, fuhr er den telefonischen Instruktionen folgend nach Kassel. Gegen 15:30 Uhr erfolgte schließlich auf einem Parkplatz in der Henschelstraße, nahe des Holländischen Platzes, die Geldübergabe an einen Mann, der das Geld in eine Umhängetasche steckte und anschließend davonging. Nachdem der telefonische Kontakt zu den Tätern abgebrochen war, erkannte der Senior, dass er einem Betrug aufgesessen war und erstattete Anzeige bei der Polizei. Der Abholer wird wie folgt beschrieben:

  • Männlich, ca. 40 Jahre alt, 1,60 bis 1,65 Meter groß, dunkle
    Haare, die nach vorne gekämmt waren, bekleidet mit einer dunklen
    Hose und einem hellen Pullunder, trug eine grüne Umhängetasche.

Zeugen gesucht

Zeugen, die am gestrigen Nachmittag an einem der beiden Übergabeorte verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben, werden gebeten, sich unter Tel. 0561-9100 beim Polizeipräsidium Nordhessen zu melden.

Tipps der Polizei, um sich vor Betrug zu schützen

Auch wenn die Betrüger bei ihren Maschen sehr geschickt vorgehen und den Opfern in den vorliegenden Fällen kein Vorwurf gemacht werden soll, möchte die Polizei folgende Tipps geben:

  • Die Polizei ruft nach Unfällen nicht bei Angehörigen an und
    fordert Geldbeträge. Dabei handelt es sich um eine
    Betrugsmasche.
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der
    die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer
    der Behörde selbst heraus oder lassen Sie sich diese durch die
    Telefonauskunft geben.
  • Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen und Bekannten über diese
    Masche und warnen Sie sie.
  • Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie
    sofort auf, wenn Sie ein solcher Anruf erreicht.
  • Verständigen Sie anschließend die Polizei über den Notruf 110.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte.
  • Wenn Sie Opfer geworden sind: Wenden Sie sich an die Polizei und
    erstatten Sie Anzeige.