Neustadt an der Weinstraße – Am vergangenen Samstag, 29. Juli 2023, fand im Ordenswald eine Gedenkfeier für während des Zweiten Weltkriegs gefallene, alliierte Soldaten statt.
Wie bereits im Sommer 2018 wurde ein Gedenkstein am Abschussort der amerikanischen B17 enthüllt. Eingeladen hatte die IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz um Organisator Erik Wieman. Neben Vertretern von Bundeswehr und US-Air Force waren Nachfahren aus den USA angereist und erinnerten an die Verstorbenen. Die Gedenkrede von Seiten der Stadt hielt Bürgermeister Stefan Ulrich. Geweiht wurde der Stein von Pfarrer Michael Paul.
Vom Treffpunkt ging es mit historischen Militärfahrzeugen in den Wald. Dort hatte sich am 9. September 1944 folgendes Drama abgespielt: Die amerikanische Luftwaffe flog an diesem Tag drei größere Bombereinsätze. Ziele waren Mannheim und Ludwigshafen. 197 Bomber wurden durch Abwehrfeuer beschädigt, fünf abgeschossen. Einer davon war die „Strictly GI“. Von den neun Besatzungsmitgliedern überlebten nur vier. Leutnant Hankey, einer der Überlebenden, schrieb in sein Tagebuch: „Um 3 Uhr morgens standen wir auf. Das Ziel hieß Ludwigshafen. Niemand war begeistert. Jeder wusste, dass die Deutschen um Ludwigshafen und Mannheim einen gewaltigen Flakgürtel eingerichtet hatten, der schon viele Opfer kostete.“
Laut Aussagen ereignete sich bis zum Absturz folgendes: Das Flugzeug wurde bereits gegen 11 Uhr getroffen, die Bomben aber wie geplant abgeworfen. Das Glas des Cockpits zersplitterte und über die Freisprechanlage kam die Info, dass Motor Nr. 4 brannte. Eine Kontrolle der Besatzung ergab, dass niemand ernsthaft verletzt war. Zehn Minuten später gab es erneut mehrere Treffer. Die Instrumente, das Funkgerät und die Freisprechanlage waren so gut wie außer Betrieb und unter Motor Nr. 3 brannte der Tank. Es wurde der Befehl gegeben, das Flugzeug mit dem Fallschirm zu verlassen. Aber offenbar bekamen fünf Besatzungsmitglieder im hinteren Bereich und im Kugelturm diesen Befehl nicht mit, da das Flugzeug unter starkem Flakfeuer lag. Hankey schrieb: „Uns war erzählt worden, dass, wenn einer der Benzintanks brennt, wir nur noch maximal 30 Sekunden Zeit haben bis der Tank explodiert.“
Die vier Fallschirmspringer überstanden den Absprung ohne größere Probleme. Sie trafen sich nach der Landung, bevor sie gefangen genommen wurden. Von den restlichen Besatzungsmitgliedern fehlte seit dem Absturz jede Spur. Klar war nur, dass das Flugzeug in der Luft explodiert war.
Dank eines Zeitzeugen, dem Mußbacher Karl Wiedemann, konnte die Absturzstelle fast 80 Jahren später ausfindig gemacht werden. Grabungen brachten Überreste von Munition, Gürtelschnallen und Abzeichen zutage.
An ihrer Stelle wurde nun mit Hilfe von Revierförster Tobias Drisch ein Gedenkstein aufgestellt, auf dem die Namen aller Besatzungsmitglieder stehen. Zudem hat die IG Heimatforschung einen Wanderweg angelegt, der die beiden Gedenksteine miteinander verbindet. Eine Hinweistafel gibt nähere Informationen, sie befindet sich am nördlichen Ende des Adamswegs in Lachen-Speyerdorf.
Mehr Informationen zur Arbeit der IG Heimatforschung Rheinland-Pfalz unter www.ig-heimatforschung.de.