Jedes Schuhgeschäft hat sie, gleichermaßen befinden sie sich an den Füßen und in den Schuhschränken von Menschen jedes Geschlechts und Alters: Sneaker haben ihre Anfänge zwar auf dem Court, allen voran im Basketball, ihr Einsatz ist heute aber nicht mehr auf den Sport beschränkt – tatsächlich stellen sich die funktionellen Eigenschaften von Sportschuhen mittlerweile den modischen Aspekten hintenan.
Mitte der 80er-Jahre tritt Michael Jordan eine Revolution los
Beispiele für Sneaker-Ikonen gibt es reichlich: Den schwarz-weißen Converse-Allstar, ursprünglich ein reiner Basketballschuh, sieht man seit fast einem Jahrhundert an Füßen – heute aber eher im Alltag, nicht mehr auf dem Court. Die Sneaker-Evolution, wie wir sie heute kennen, wurde aber von einem anderen Schuh losgetreten: Nämlich dem Air Jordan Sneaker, benannt nach seinem Erstträger Michael Jordan, für den der Schuh Mitte der 80er-Jahre entworfen wurde.
Schon damals war der Schuh eine Besonderheit: Einerseits weil er direkt mit der Popularität des künftigen Weltstars Michael Jordans verknüpft ist, andererseits auch deshalb, weil er mit den damaligen Regeln der US-amerikanischen NBA brach. Dort mussten Schuhe nämlich zu einem Großteil in Weiß gehalten sein. Die Macher vom Air Jordan hat das nicht interessiert:
Sie brachten einen nahezu vollfarbigen Schuh an die Füße ihres Weltstars, die darauffolgenden Strafzahlungen der NBA übernahm Nike – im Vergleich zum Hype, der anschließend daraus entstand, das wohl bestgenutzte Marketing-Budget der damaligen Zeit.
Anfänge und Wandel der Zielgruppe
Noch vor Michael Jordan und dem Sneaker als modischen Accessoire waren es aber andere Gründe, die die Sneaker-Evolution lostraten. Zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg (und danach) wurde der allgemeine Sportunterricht in vielen Ländern verpflichtend. Das Kalkül dahinter: Es könne jederzeit ein neuer Krieg ausbrechen, weshalb man sportliche, fitte und gesunde künftige Rekruten und Soldaten benötigt. Glücklicherweise spielte ein dritter Weltkrieg bei der kommenden Sneaker-Evolution aber keine Rolle mehr – stattdessen traten die modischen Aspekte in den Fokus.
Joschka Fischer ließ sich im Jahr 1985 im Bundestag mit Nike-Sneakern vereidigen, Hollywood-Stars trugen neue Modelle auf dem roten Teppich und heutzutage kann man in den meisten Büros auch mit Sneakern und Casual-Outfits aufschlagen. Nach der Jahrtausendwende kam eine neue Facette hinzu: Besonders begehrte und limitierte Sneaker wurden zu Sammler- und damit Renditeobjekten.
Nach der Jahrtausendwende war es Kanye West, der die Welt der Sneaker auf den Kopf stellte. Der US-Rapper, der mittlerweile weitgehend geschasst wird, nutzte seine eigene Popularität, ausgefallene Designs und die Macht der sozialen Netzwerke, um die eigenen Sneaker-Kollektionen zu vermarkten – weil viele Modelle zugleich streng limitiert waren, entfachte sich ein großer Hype.Plötzlich ging es bei Sneakers nicht mehr zwangsläufig um funktionelle Aspekte oder Komfort, sondern um viel Geld: Wer einen limitierten „Yeezy“ ergattern konnte, musste sich nun mit der Frage beschäftigen, ob man ihn als Sammlerobjekt in die Vitrine stellt, tatsächlich am Fuß trägt oder mitunter für das Zehnfache des ausgegebenen Geldes direkt weiterverkauft.
Nach dem Boom kam die vorläufige Sättigung
Die großen Sneaker-Hersteller, allen voran Nike und das deutsche Adidas, haben diesen Hype gern mitgenommen – und viel Geld damit verdient. Zuletzt zeigte sich aber vielfach eine Sättigung des Marktes – auch weil mehr und mehr Schuhe direkt als limitierte Editionen veröffentlicht werden, während die Kooperationen nicht mehr das Niveau von Michael Jordan oder später Kanye West erreichten.
An den Füßen und als Modetrend blieben Sneaker aber natürlich erhalten – und sind heute nicht mehr zwangsläufig nur an ein legeres Outfit oder den Sportplatz gebunden.