Karlsbad: Erstmalig wurden Badische Para-Meisterschaften der Leichtathletik ausgerichtet

Leichtathletikstadion (Symbolbild, Foto: Hannes Blank)
Leichtathletikstadion (Symbolbild, Foto: Hannes Blank)

Karlsbad. Das Wochenende des 8. und 9. Juni 2024 hielt im Leichtathletikstadion Karlsbad-Langensteinbach mit den BW Leichtathletik Jugend Finals spannende Wettkampftage bereit. Neben der Erstausrichtung der Badischen Para-Meisterschaften konnten auf den Rängen begeisternde Medaillenkämpfe, persönliche
Bestleistungen und Normerfüllungen für nationale und internationale Titelkämpfe beklatscht werden.

Männliche Jugend U20

In hervorragender Form zeigten sich die drei Sprinter Lukas Gärtner (VfL Sindelfingen), Gianmarco Gibilisco (SCL Heel Baden-Baden) und Benjamin Beyerle (LAC Essingen), die an beiden Meisterschaftstagen das Podest über 100 und 200 Meter in exakter Reihenfolge unter sich ausmachten.
Der Samstag hielt die 100 Meter-Finals bereit, welche in Form gleichwertiger A-, B- und C-Finals
ausgetragen wurden. Starker Rückenwind sorgte dafür, dass alle drei Athleten eine Zeit unter 10,90
Sekunden liefen. Gärtner lief in 10,82 Sekunden zu Gold, gefolgt von Gibilisco (10,87 sek) und Beyerle
(10,88 sek). Kleiner Wermutstropfen: Die Bedingungen in Gärtners und Beyerles C-Finale waren mit 2,5
m/s Rückenwind „zu gut“, damit ihre Zeiten für Bestenlisten und als Normleistung anerkannt würden.
An Tag 2 spielte der Wind im Sportpark bei der Medaillenvergabe der Kurzsprints eine geringere Rolle:
Gärtner und Gibilisco liefen erstmals unter 22 Sekunden (21,81 sek und 21,90 sek) und damit erneut zu
Gold und Silber. Den Bronzerang erlief sich wiederum Beyerle in 22,06 Sekunden. Alle drei unterboten
damit deutlich die Norm für die Deutschen Meisterschaften der nächsthöheren Altersklasse U23, welche
Anfang Juli in Mönchengladbach ausgetragen werden.
Für Ende Juli können gleich fünf 1.500 Meter-Läufer ihre Unterkunft in Koblenz buchen, wenn dort die
nationalen Titelkämpfe der Altersklassen U18 und U20 stattfinden werden. Der Schnellste unter ihnen war
Yannick Graf vom TSV Gomaringen, der in 3:55,29 Minuten neuer baden-württembergischer Meister
wurde – einen Wimpernschlag vor Ole Federolf (Unterländer LG; 3:55,45 min).
Nach Koblenz geht es auch für den Engener Hürdensprinter Beat Iseni, der keinen Zweifel an seinen
Ambitionen ließ, nachdem er in 14,25 Sekunden Rang 1 über 110 Meter Hürden belegte und damit die
geforderte Norm der U20-DM um ganze 1,25 Sekunden unterbot. Eine starke Teamleistung zeigte die
4×100 Meter-Staffel der MTG Mannheim, die sich mit 42,31 Sekunden auf Platz 4 der Deutschen U20-
Jahresbestenliste setzte.

Weit hinaus, über sieben Meter weit, ging es für den Weitspringer Leon Hofmann (LG Staufen), der im
sechsten Versuch nochmal über sich hinauswachsen konnte. Den Titel konnte ihm damit niemand seiner
Mitbewerber streitig machen – und das trotz starken Gegenwinds von 2,5 m/s, der ihm entgegenblies.
Über Gegenwind machte sich Elias Fischer sicher weniger Sorgen: Er gewann den Speerwurf der
männlichen Jugend U20 souverän und mit über 15 Metern Vorsprung auf Rang 2, womit er auch
deutschlandweit zu den Besten des Jahres zählt.
Weibliche Jugend U20
Wie bei den männlichen Kollegen, war der Wind auch in der weiblichen Konkurrenz über 100 Meter zu
viel des Guten. Noch in den Vorläufen konnte er zwar gleich acht Sprinterinnen bei Top-Zeiten und
Normerfüllungen für die Deutschen Jugend-Meisterschaften unterstützen, im Finale blies er dann aber
erneut zu stark. Damit sind leider auch die beiden Top-Zeiten unter 12 Sekunden, gelaufen von Siegerin
Kimberly-Trisha Metz (MTG Mannheim) und Emma Schulz (TV Möhringen), nicht bestenlistenfähig.
Metz konnte am zweiten Meisterschaftstag erneut feiern: In 24,93 Sekunden war sie über 200 Meter
siegreich.
Über die Stadionrunde lief Rebecca Singler (TV Haslach) ihrer Konkurrenz davon. In 56,57 Sekunden
war sie neben Noemi Vogrin (Spvgg Holzgerlingen; 59,07 sek) eine von zwei Athletinnen, die die
magische 60-Sekunden-Marke unterbieten konnten. Die 100 Meter Hürden meisterte Lea Wagner (MTG
Mannheim) in neuer persönlicher Bestzeit von 14,34 Sekunden, womit sie sich Platz 12 auf der Deutschen
U20-Jahresbestenliste bescherte.
Noch weiter vorne in selbiger konnte sich Joy Kessler, allerdings im Stabhochsprung, platzieren. Sie
begann ihren Wettkampf, als die Konkurrenz bereits ausgestiegen war und übersprang letztendlich 3,70
Meter – die national siebtbeste Höhe ihrer Altersklasse in diesem Jahr.
Starke Leistungen gab es auch in den Wurf- und Stoßdisziplinen zu sehen: Finja Dziobek (LAC
Degerloch) feierte einen Doppelsieg im Kugelstoß (12,79 m) und Diskuswurf (44,19 m). Beide Weiten
qualifizieren sie für die Deutschen Jugend-Meisterschaften. Speerwerferin Lorena Frühn (LG Offenburg)
hatte ihr Wurfgerät in diesem Jahr bereits auf knapp über 53 Meter geworfen und damit die geforderte
Norm für die U20-Weltmeisterschaften (26.-31.08.2024 in Lima (Peru)) überboten. Mit ihrem Wurf auf
46,20 Meter vom Wochenende schöpfte sie also noch nicht ihr volles Potenzial aus, konnte dennoch
souverän gewinnen.
Männliche Jugend U18
Wie bereits in der Hallensaison war Noel Louis Kretzschmar (TV Oberndorf) eine Klasse für sich: Auf
starke Zeiten deutlich unter 11 Sekunden im Vor- und Zwischenlauf ließ er 10,95 Sekunden im 100 MeterFinale folgen – ein deutlicher Titelgewinn. Ebenso deutlich fiel das 200 Meter-Ergebnis für ihn aus: Als
Schnellster der Zeitendläufe gewann er in 21,84 Sekunden mit einer halben Sekunde Vorsprung auf Rang
2.
Zwei Offenburger Mittelstrecken-Asse waren am Samstag in Langensteinbach auf der Unterdistanz über
die 400 Meter-Stadionrunde unterwegs und konnten überzeugen: Piet Hoyer überholte seinen
Vereinskameraden Magnus Skupin-Alfa auf den letzten Metern. Der Doppelsieg für die LG Offenburg
gelang in 49,78 und 49,95 Sekunden.

Seine Qualitäten auf längeren Distanzen stellte Piet Hoyer am Folgetag eindrucksvoll unter Beweis. Nach
dem 400 Meter-Sieg folgte ein deutlicher Sieg auch über 1.500 Meter in 4:03,74 Minuten, womit er seiner
Konkurrenz keine Chance lies.
Der Sieger über 110 Meter Hürden, Nils Haumann (VfL Sindelfingen), könnte bald auch internationale
Wettkampfluft schnuppern. Die U18-EM-Norm von 14,00 Sekunden ist mit seiner Siegeszeit von 14,22
Sekunden in Reichweite, nachdem er bereits beim Länderkampf in Brixen (Italien) Ende Mai eine Zeit von
14,16 Sekunden auf die Südtiroler Bahn zauberte.
Klarer ist die Aussicht da bereits für die beiden 400 Meter-Hürdensprinter Jannis Gartmann (TV
Weilstetten) und Tim Rodinger (FSV Schwenningen). Sie machten den Sieg souverän unter sich aus. Für
Gartmann stoppte die Zeit nach 53,73 Sekunden, Rodinger überlief die Ziellinie nach 53,93 Sekunden.
Seine Vielseitigkeit stellte Gartmann auch im Hochsprung unter Beweis, den er mit 1,91 Metern ebenfalls
gewann. Einen Doppelsieg gab es auch im TSV Oberkochen zu bejubeln: Justin Hopfensitz sprang mit
6,46 Meter und 13,64 Meter sowohl im Weit- als auch im Dreisprung am weitesten.
Weibliche Jugend U18
In Top-Form zeigte sich Kurzsprinterin Angelina Streit vom TV Villingen. Für die neue badenwürttembergische Meisterin über 100 Meter ist die U18-EM-Norm (11,90 sek) nach 11,94 Sekunden im
Finale, welches sie klar für sich entscheiden konnte, in greifbarer Nähe. Deutlich knapper ging es im Finale
über 200 Meter zu – hier hatte Streit am Ende in einer Tausendstel-Entscheidung das Nachsehen. Larissa
Klumpp (TSG Balingen) war noch schneller, auch wenn beide mit 24,74 Sekunden in der Ergebnisliste
stehen.
Mit ihren gelaufenen Zeiten deutschlandweit vorne mit dabei sind die Mittelstrecken-Talente und neuen
baden-württembergischen Meisterinnen Leni Hirt (TV Oberndorf) und Marie Brand (LG Hohenlohe). Hirt
gewann die 1.500 Meter in 4:40,85 Minuten und reihte sich damit auf Platz 7 der deutschen U18-
Bestenliste 2024 ein. Brand landete mit 10:08,36 Minuten über 3.000 Meter in Langensteinbach auf Rang
1, in der deutschen Bestenliste ist ihre Zeit Platz 3 wert.
In den Zeitendläufen über 400 Meter Hürden liefen gleich sieben Athletinnen die geforderte Norm für die
Deutschen Jugend-Meisterschaften. Siegreich war Rebekka Feirle (LG Östl. Bodenseekreis) in 62,03
Sekunden, die nach ihrer persönlichen Bestleistung nun die U18-EM-Norm von 61,50 Sekunden in Angriff
nehmen kann.
Sicherlich eine der jüngsten Titelträgerinnen des Wochenendes ist Carla Keller (TSV 05 Reichenbach).
2009 geboren, also noch der Altersklasse W15 angehörig, setzte sie sich mit neuer persönlicher
Bestmarke von 5,64 Metern im Weitsprung gegen ihre bis zu zwei Jahrgänge ältere Konkurrenz durch.
Antonia Heberle (TV Rottenburg) hätten zwei Versuche für einen Doppelsieg im Kugelstoß und
Speerwurf gereicht: Jeweils im ersten Versuch gelangen ihr die späteren Siegweiten von 14,92 Meter und
46,70 Meter. Zwar erst im letzten Versuch, dafür umso deutlicher, konnte Anna-Maria Weber ihren Titel
klarmachen. Die Athletin der LG Lauter gewann den Diskuswurf mit 43,60 Meter. In dieser Saison konnte
sie ihren Diskus schon bis auf 46,37 Meter werfen, womit sie die U18-EM-Norm bereits in der Tasche hat.

Premiere der Badischen Para-Meisterschaften der Leichtathletik
Mit zwei Athlet:innen in vier Disziplinen ist diesbezüglich sicher noch Luft nach oben. Starke Leistungen
gab es dennoch zu sehen. In Zusammenarbeit des Badischen Leichtathletik-Verbandes und des
Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes fanden erstmals die Badischen ParaMeisterschaften statt.
Oliver Becker vom TV Haslach trat im Kugelstoß und Diskuswurf der Klasse MF40 an. Seine Kugel stieß
er im zweiten Versuch am weitesten auf 5,62 Meter. Im Diskuswurf gelang ihm in der sechsten und letzten
Runde ein Wurf auf 12,96 Meter.
In der Frauenklasse T37 trat Desideria Nigro (TuS Neureut) über 100 Meter und im Weitsprung an. Nach
16,41 Sekunden im Vorlauf konnte sie sich im Zeitendlauf auf 16,24 Sekunden steigern. Der weiteste
Sprung gelang ihr auf 3,48 Meter in Runde 3.

(Quelle: BLV)