Wiesbaden – Die Berliner Luftbrücke und die „Rosinenbomber“ sind in die Geschichte eingegangen, als die Westalliierten unter hohem Einsatz und mit enormem Aufwand zwei Millionen Menschen in der durch die einstige Sowjetunion abgeriegelten Stadt beim Überleben halfen. Dabei gehörte Wiesbaden – im östlichen Stadtteil Erbenheim – zu den ersten Flugplätzen der amerikanischen Army Air Forces, von denen aus damals Westberlin versorgt wurde.
75 Jahre Freiheit, Frieden und Demokratie in Deutschland – eine Erfolgsgeschichte, die durch die Luftbrücke, das Grundgesetz und die deutsch-amerikanische Freundschaft geprägt wurde. Armin Schwarz, Minister für Kultus, Bildung und Chancen, sprach am Montag anlässlich des Jubiläums auf der heutigen Airbase der U.S. Army Garrison Wiesbaden vor 2.500 Schülerinnen und Schülern aus ganz Hessen sowie Jugendlichen von Schulen für die Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte und sagte: „Die Berliner Luftbrücke steht für Mut, Zusammenhalt und dafür, dass wir durch gemeinsame Stärke als souveräne Nationen auf dem festen Boden gemeinsamer Werte von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit stehen.“
Zeichen für Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit
Dadurch habe die Luftbrücke Vorbildcharakter und sei eine Lehre für die Zukunft. „Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Demut, hier und heute zu stehen und mit Ihnen an diesem denkwürdigen Ort den 75. Jahrestag feiern zu dürfen. Nur drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg setzten unsere Verbündeten ein eindrückliches Zeichen für Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit. Dafür gebührt ihnen unser aller Dank und unsere Anerkennung. Das werden wir nie vergessen“, sagte der Minister. Seine Rede schloss er mit einem Plädoyer: „Hier und heute sowie jeden Tag sind wir gefordert, ein Zeichen zu setzen: für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.“
Die vergangenen Tage feierte die Hessische Landesregierung das Jubiläum auf dem Militärflugplatz in Wiesbaden. An drei aufeinanderfolgenden Tagen wurde mit vielfältigen Veranstaltungen der Luftbrücke, der damaligen Ereignisse und auch der verstorbenen Piloten und Zivilisten gedacht.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blockierte die Sowjetunion von Juni 1948 bis Mai 1949 den Zugang nach Westberlin. Um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, flogen die Westalliierten von neun Flugplätzen in den Westzonen über drei Luftkorridore in den Berliner Luftraum, landeten im Westteil der Stadt auf dem Flugplatz Tempelhof oder warfen Lebensmittelrationen für die abgeschottete Westberliner Bevölkerung ab. Einer der Startflughäfen für die Versorgungsflüge war der Standort der Feierlichkeiten: die U.S. Army Garrison Wiesbaden. Wie gefährlich diese Hilfsaktion für die Piloten und andere Beteiligten war, zeigten die 80 Todesopfer, die infolge von Unfällen im Zusammenhang mit der Luftbrücke zu beklagen waren.
Gedenkzeremonie zur Berliner Luftbrücke
Bei der Gedenkzeremonie sprachen Vertreter aus Militär, Politik und Zeitzeugen, darunter Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (Wiesbaden), Innenminister Roman Poseck, Garnisonkommandeur Oberst David W. Mayfield, Oberstleutnant Jeffrey Fuller, Dr. John Provan III und Lucius D. Clay III (Enkel des amerikanischen Gouverneurs zur Zeit der Luftbrücke und Namensgeber der Clay-Kaserne).
Buntes familienfreundliches Fest
Auf dem Airfield waren Kampfhubschrauber, Flugzeuge und Panzer ausgestellt, die zum Teil innen besichtigt werden konnten. Angeboten wurden Flugshows mit historischen Rosinenbombern und Fallschirmjägern im Sprung. Das Highlight für die Kinder war das Aufsammeln von abgeworfenen Süßigkeiten. Weiter wurde ein großes Showprogramm mit Bands und Orchestern, Vorführungen von Diensthunden (Militärpolizei) sowie viele Essen- und Getränkestände und Karusselle angeboten.
Impressionen vom Sonntag